Alarmierende Schuldenquoten aus Griechenland: Die EU-Finanzminister haben einen tiefergehenden Schuldenschnitt beschlossen.

Brüssel - Angesichts alarmierender neuer Schuldenquoten haben die europäischen Finanzminister bei ihrer Krisensitzung in Brüssel einen tiefergehenden Schuldenschnitt für Griechenland beschlossen. Laut Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker habe man sich „darauf verständigt, dass wir eine erhebliche Anhebung des von den Banken zu erbringenden Beitrags haben müssen“. Österreichs Finanzministerin Maria Fekter zufolge erteilte die Runde ein entsprechendes Verhandlungsmandat für Gespräche mit dem Internationalen Bankenverband IIF, in die auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann involviert ist.

 

Bis Mittwoch, wenn die Staats- und Regierungschefs der Eurozone zum zweiten Gipfelteil zusammenkommen, soll dann auch die Höhe des Erlasses feststehen. Bisher hatte die Branche zugesagt, im Zuge eines zweiten Griechenland-Hilfspaketes freiwillig auf 21 Prozent des Wertes ihrer griechischen Staatsanleihen zu verzichten.

Dramatische Zahlen aus Griechenland

Finaler Auslöser für den schon seit Monaten von vielen Experten empfohlenen Schritt waren dramatische Zahlen zu Griechenlands Schuldenberg, die die sogenannte Troika von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds den Finanzministern am Freitagabend vorlegte. Demnach ist ein weitaus höherer Finanzbedarf für den griechischen Staat nötig als bisher angenommen – mindestens 252 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020, im schlimmsten Fall gar 444 Milliarden Euro.

EU-Diplomaten zufolge einigten sich die Minister auch auf ein Rettungspaket für angeschlagene Banken, die sich nicht aus eigener Kraft neues Kapital besorgen können. Es soll dem Vernehmen nach knapp 100 Milliarden Euro groß sein.

Staatsfonds aus Asien werden diskutiert

Weiterhin keine endgültige Einigung gab es zum sogenannten Hebel, der die Schlagkraft des 440 Milliarden Euro schweren Euro-Rettungsschirm um ein Vielfaches erhöhen soll. EU-Diplomaten zufolge wurde jedoch die Zahl der diskutierten Modelle auf zwei reduziert. Im Gespräch ist demnach weiterhin die sogenannte Versicherungslösung, mit der privaten Investoren ein Teil des Risikos beim Kauf von Staatsanleihen abgenommen würde. Neu diskutiert wurde ein Einsteigen von Staatsfonds etwa aus Asien, die zusammen mit dem Rettungsfonds eine eigene Gesellschaft gründen könnten.

Bei Gesprächen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen europäischen Spitzenpolitikern sollte am Abend dafür eine Lösung gefunden werden, über die dann am morgigen Montag der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages abstimmen könnte.