Bei den Projekttagen „Schule als Staat“ erleben die Schüler, wie ein Staatsgebilde geführt wird. Wer einreisen will, braucht ein Visum – und die dort verwendete Währung.

Ludwigsburg - Im Staat Goethopia zu heiraten, ist günstig. Mit Euro kann man allerdings am Standesamt dieses Staates nicht zahlen. Dazu muss man das Geld erst beim Zoll in G-Mark umtauschen. 15 G-Mark kostet eine Eheschließung – umgerechnet 1,50 Euro. Die Trauzeremonie wird von Schülern des Goethe-Gymnasiums geleitet, die eine Woche lang Bürger Goethopias heißen. Bei dem Schulprojekt „Schule als Staat“ verwandelt sich das Gymnasium in einen eigenen Staat namens Goethopia – mit allen Einrichtungen und Betrieben, die ein Staat nun mal so hat – und lädt dazu Besucher ein, den Staat kennenzulernen.

 

Das Projekt organisieren Schüler mit ihren Lehrern, und es bedurfte einiger Monate Vorlauf, um bei den Projekttagen diesen Staat zu gründen. Oft bleibt ein solches Projekt ein Einzelereignis in der Schulgeschichte. Für die eine Woche wurden 700 Bürger-Ausweise ausgestellt. Nur mit diesen können Schüler und Lehrer überhaupt erst in den Staat einreisen. Die örtliche Währung heißt G-Mark

Alle anderen Besucher brauchen ein Visum. Das müssen sie an den Staatsgrenzen ausfüllen und ihre Euros in die vorübergehend einzig gültige Währung G-Mark umtauschen. Nur damit können sie dann im Staat Goethopia auch etwas einkaufen.

„Mir gefällt die Zusammenarbeit der Goethopianer“, sagt Aylin Bozcali. „Durch meine Arbeit im Parlament kooperiere ich mit verschiedenen Einrichtungen, und mein Interesse für Politik ist gewachsen“, sagt die Schülerin einer zehnten Klasse. Die junge Parlamentarierin bekleidet das Amt einer Staatssekretärin im Außenministerium und ist damit auch zuständig für die Betreuung der Staatsgäste. Am Donnerstag gibt es ein Treffen mit Burkina Faso

Die Bürger sind gleichberechtigt. So kann es sein, dass der Inhaber der Gummibärchen-Fabrik ein Schüler ist, der seine Mitarbeiter aus den Reihen der Lehrerschaft geholt hat. Die Schüler machen auch ökonomische Erfahrungen. Sie müssen zum Beispiel ihre Produkte verkaufen können und profitabel wirtschaften, damit keine Mitarbeiter entlassen werden müssen.

Für die Besucher des Schulprojektes gibt es vielseitige Angebote, um den jungen Staat kennenzulernen. Unter anderem bei einem Besuch des Staatstheaters, dem Casino Royal, einer Tanzschule, dem Staatsarchiv mit alten Schulakten, einem Friseur- und Nagelstudio. Neben Einrichtungen wie den Goethopia-Nachrichten, dem Radio, der Polizei und dem Standesamt laden die Bürger auch zu Veranstaltungen ein. Am Donnerstag, 19. Juli, wird es um 12 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Jugendorganisationen der Parteien geben. Am Donnerstag findet außerdem um 17.30 Uhr ein Staatstreffen mit Burkina Faso statt, das in diesem Fall von der Ludwigsburger Initiative Afrika hilft Afrika repräsentiert wird. Wer bei der Müllabfuhr arbeitet, findet Goethopia nicht so toll

Aber das Projekt ist nicht überall und bei allen beliebt – ganz wie ein richtiger Staat: Besonders bei solchen Mitarbeitern, die bei der Müllabfuhr oder dem Spüldienst angestellt sind, ist der Unmut groß. Dennoch: Die Staatsstrukturen Goethopias sind demokratisch. Es gibt ein Parlament, ein Gericht, einen Präsidenten und ein Innen- und Wirtschaftsministerium. Alle Vertreter sind vom Volk gewählt worden. Die Einwohner Goethopias können durch ihre Arbeit ihren Unterhalt verdienen. Der Mindestlohn beträgt 15 G-Mark pro Stunde, der Maximalverdienst an einem Tag liegt bei 450 G-Mark. Verbeamtete Mitarbeiter des Staatsapparates gehören zu den Besserverdienenden.

Interessierte sind am Donnerstag, 19. Juli, von 12 bis 15 Uhr und von 16 bis 19 Uhr in das Goethe-Gymnasium eingeladen. Am Freitag, 20. Juli, ist der Schul-Staat von 8 bis 14 Uhr für Besucher geöffnet.