Zehn Schülerinnen und Schüler opfern zwei Wochen der Sommerferien für die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Lorena Longo und Julia Fraschka zählen zu ihnen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Ein unbedarfter Besucher merkt erst mal nicht, dass Julia Fraschka und Lorena Longo auf Hilfsmittel angewiesen sind, um gut zu hören. Doch in dem Sanitätsraum ihrer Schule voller Kunststoff-Gerippe und medizinischer Puppen hallt es leicht. „Es ist besser, das Gespräch in einem anderen Zimmer zu machen“, schlägt Julia Fraschka vor. Denn die Klassenzimmer der Schule beim Winnender Jakobsweg haben spezielle Schalldämmungen, die Nebengeräusche schlucken. Schließlich ist ein großer Teil der Schüler hörbehindert. Nebengeräusche werden von Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten mitverstärkt, was das Hören schwerer macht. Da genügt schon ein leichtes Hallen. Der Sanitätsraum bildet dann nur die Kulisse für ein Foto, gesprochen wird danach in einem Klassenzimmer.

 

Aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr

Der Anlass für das Gespräch ist der Kurs, an dem die beiden Schülerinnen teilnehmen und der ihre Anwesenheit an der Winnender Schule auch während der Sommerferien erfordert. Beide lassen sich zu Rettungssanitäterinnen ausbilden. „Solche Kenntnisse kann man ja immer gut brauchen“, sagt die 18-jährige Lorena Longo, und ergänzt, dass der Kurs etwa für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf eine gute Voraussetzung ist.

Julia Fraschka kann Erlerntes bereits in die Tat umsetzen. Die 19-Jährige, die im kommenden Schuljahr Abitur macht, ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Bittenfeld aktiv. Ein Berufswunsch, den sie hegte, wird sich jedoch nicht erfüllen. „Zur Berufsfeuerwehr kann ich nicht. Mit einem Cochlea-Implantat kann man nicht in heiße Räume gehen, das würde zu sehr aufgeheizt“, sagt die Waiblingerin, die von der Fitness her die hohen Anforderungen der Profi-Feuerbekämpfer erfüllen würde.

Der Lehrgang dauert nahezu zwei Jahre

Die Schülerinnen und die anderen acht Kursteilnehmer sind nicht die ersten, die sich an der Schule beim Jakobsweg neben dem Unterricht zu Rettungssanitäterinnen ausbilden lassen. Seit einigen Jahren nehmen immer wieder junge Frauen und Männer an den Kursen teil, die von Profis des Ausbildungsunternehmens Mobile Media gehalten werden. Dazu investieren die jungen Leute auch zwei Wochen der Sommerferien. Begonnen hat der Lehrgang im Februar, Ende 2019 sollen die Abschlussprüfungen stattfinden, so Dietrich Hub, Lehrer an der Schule beim Jakobsweg und Initiator des Projekts. Hub ist selbst Rettungssanitäter, das ist die höchste Qualifikation im Rettungsdienst unterhalb der dreijährigen Berufsausbildung zum Notfallsanitäter – Bezeichnungen, die Nichteingeweihte schnell durcheinander bringen.

Erste-Hilfe-Kurs für Gehörlose

Mit der Ausbildung zum Rettungssanitäter hat er offenkundig den Nerv vieler Schüler getroffen. Bereits zum achten Mal findet diese jetzt statt und ist mit insgesamt 520 Stunden Unterricht ziemlich anspruchsvoll. „Dazu kommt noch ein Praktikum, entweder in einem Krankenhaus oder bei einem Rettungsdienst“, sagt Lorena Longo, die in einem Pflegeberuf arbeiten will. Sie stammt aus Pforzheim und wohnt in dem Internat, das zur Schule gehört.

In der Paulinenpflege, zu der die Schule gehört, wird zurzeit ein Erste-Hilfe-Kurs für Gehörlose entwickelt. Mit dabei sind Julia Fraschka und Natalie Eisenhardt. Sie war eine der Teilnehmerinnen des ersten Rettungssanitäterkurses an der Schule.