Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Das muss man erst mal hinbekommen. Die Organisatoren der Menschenkette vom Bildungszentrum Weissacher Tal zum abgebrannten Flüchtlingswohnheim in Unterweissach haben nahezu 100 Prozent der Schüler davon überzeugt, dass es nötig ist, eindeutig Farbe zu bekennen gegen Hass, Intoleranz und Gewalt. Glückwunsch!

 

Bei der Abschlusskundgebung haben die Schüler indes auch klar gesagt, dass man freilich streiten darf, streiten muss über die Asylpolitik der Bundesregierung. Keine Frage: längst nicht alles ist gut. Das Land steht vor nur schwer zu bewältigenden Aufgaben. Doch bevor gestritten wird, muss klar sein, auf welcher Grundlage. Intellektuell auseinandersetzen kann man sich nur mit Menschen, die das Gewaltmonopol des Staates akzeptieren, die klipp und klar sagen: Ein Brandanschlag ist kein Mittel der Politik. Wer nicht nur im übertragenen Wortsinne zündelt, der gehört hinter Gitter. Ende der Diskussion. Mit allen anderen Kritikern müssen sich alle Demokraten auseinandersetzen. Auch das haben die Schüler bei der Kundgebung gefordert.

Die Schüler haben mit ihrer großartigen Aktion quasi nebenbei ein uraltes Vorurteil Lügen gestraft. Oft heißt es doch: die Jugendlichen von heute seien nicht mehr engagiert, sie seien faul, lethargisch, politisch total desinteressiert. Stimmt nicht. Hat vermutlich noch nie gestimmt.