Bildungswissenschaftler kritisieren die Verengung der Bildungsdebatte auf G8 und G9. Warum sie bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf offene Ohren stoßen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann(Grüne) zeigt sich offen für eine breite Bildungsdebatte. Eine Regierungssprecherin sagte unserer Zeitung: „Den Wunsch, Bildung in einem größeren Kontext zu beraten, unterstützt der Ministerpräsident ausdrücklich.“ Es sei „absolut richtig und notwendig, die verschiedenen Perspektiven und Expertisen in die Debatte einzubringen und gemeinsam konstruktiv nach umsetzbaren Lösungsansätzen zu suchen.“

 

Bildungswissenschaftler aus verschiedenen Hochschulen des Landes hatten in unserer Zeitung Kretschmann aufgefordert, die Bildung zur Chefsache zu machen und in einem Dialog nach dem Vorbild des Strategiedialogs Automobilwirtschaft einen Zehnjahresplan für die Bildung in Baden-Württemberg aufzustellen. Sie wollen damit vermeiden, dass Einzelinteressen wie etwa der Streit um das acht- oder neunjährige Gymnasium die Debatte verwässern und nur kleinteilige Reformen umgesetzt werden.

Auf der Suche nach geeigneten Gesprächsformaten

Im Land gibt es bereits verschiedene Beratungsgremien. Die Sprecherin verweist auf den Wissenschaftlichen Beirat des Kultusministeriums, den Landesschulbeirat, den Landeselternbeirat und den Landesschülerbeirat. Das soll neue Gesprächsrunden aber nicht ausschließen. Kretschmann lässt ausrichten: „Angesichts der vielfältigen akuten Herausforderungen sind wir dennoch aktuell auch nochmals vertieft mit Experten im Gespräch und zu geeigneten Formaten im Austausch.“

Das Format des „Strategiedialog“ jedoch werde man „nicht 1:1 übertragen können“. Bei den bisherigen Strategiedialogen zur Transformation etwa in der Automobilbranche oder der Gesundheitswirtschaft gehe es darum, Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen. Bei der Bildung halte das Land dagegen die meisten Fäden selbst in der Hand. Die Wissenschaftler wollen, dass Politiker aller Parteien, Eltern, Schüler, Lehrer, Schulträger und Wissenschaftler an einen Tisch kommen.

Der baden-württembergische Landtag debattiert an diesem Mittwochvormittag über die Kosten einer möglichen Wahlfreiheit zwischen G8 und G9.