Der nächste Schritt zur Sanierung der Margarete-Steiff-Schule steht seit zwei Jahren aus. Über den Bürgerhaushalt soll Bewegung in die stagnierende Umsetzung kommen.

Möhringen - Ein buntes Gewirr von Chrom und farbigem Kunststoff erstreckt sich entlang des Ganges im Gebäude Hengstäcker 5 der Margarete-Steiff-Schule in Möhringen. Rollstühle, Geh- und Stehhilfen wurden hier möglichst platzsparend geparkt. An der nächsten Ecke warten mehrere ambulante Lifter auf den Einsatz. Separate Stellplätze fehlen.

 

„Die räumliche Situation, mit der wir auskommen müssen, war in den 70er-Jahren in Ordnung“, stellt Schulleiter Peter Otto fest. „Seither hat sich aber vieles weiterentwickelt. Wir brauchen mehr Raum für unsere Schüler und für die Hilfsmittel, die sie benötigen.“ Hinzu kommt altersbedingter Sanierungsbedarf – etwa im Bereich der sanitären Anlagen, an denen die Jahrzehnte nicht spurlos vorbeigegangen sind. Ein Zimmer für Beratungsgespräche wäre wichtig, die Verwaltung, die heute etwas abseits liegt, soll stärker in den Schulbetrieb eingebunden werden. Diese und andere Punkte sind längst mehr als bloße Gedankenspiele. Die Planung steht. Doch es fehlt am Geld. „Wir hatten das Konzept für die Generalsanierung im letzten Bürgerhaushalt eingebracht“, blickt Peter Otto zurück. „Leider ohne Erfolg. Dabei war es das einzige Sanierungsprojekt einer Stuttgarter Sonderschule. Ich finde das bedauerlich.“

Es gibt bereits einen Masterplan

Hinzu kommt, dass der Gemeinderat dem Masterplan für die bauliche und pädagogische Zukunft der Margarete-Steiff-Schule schon 2014 zugestimmt hat. Für den aktuellen Doppelhaushalt wurden die nötigen Finanzmittel dennoch nicht freigegeben. So liegt das Vorhaben nach wie vor auf Eis. Nun ruhen die Hoffnungen auf dem Bürgerhaushalt 2017. „Wir werden auf allen verfügbaren Kanälen für unser Anliegen werben“, zeigt sich der Schulleiter entschlossen. „Es ist uns schwergefallen, die Hände zwei Jahre lang in den Schoß zu legen und ich hoffe, dass die Dinge nun endlich in Bewegung kommen.“

Wie das Ergebnis aussehen könnte, zeigt der Neubau Hengstäcker 5: Eine großzügige Aula mit Mensabereich empfängt den Besucher. Eine Rollstuhlrampe führt in die oberen Stockwerke. Licht und unverstellte Sicht bestimmen die Architektur. Auch die Klassenzimmer vermitteln eine positive Atmosphäre. Je nachdem, welchen Bedarf die derzeit 150 Schüler haben, lassen sich zusätzliche Regale mit Lernmitteln oder höhenverstellbare Liegen für Kinder und Jugendliche mit stärkerer körperlicher Beeinträchtigung integrieren. Die Fensterbänke sind rollstuhlgerecht niedrig angebracht. Mehr als zwanzig Türen führen in den Außenbereich. Die Gänge sind frei, alle Gerätschaften anderweitig untergebracht. Moderne Hebehilfen wurden im Sanitärbereich fest installiert. „Man darf nicht unterschätzen, wie anstrengend es ist, gerade die älteren Kinder zu tragen oder aus dem Rollstuhl in einen mobilen Lifter zu heben“, erklärt Peter Otto. „Viele Kollegen haben Rückenprobleme. Die neue Technik ist da eine große Erleichterung.“

Eine pädagogische Vision

Das neue Schulhaus ist allerdings nur ein erster Schritt. Der 62-Jährige hat auch eine pädagogische Vision, die ihrer Umsetzung harrt. Es geht um Inklusion: „Im Moment funktioniert sie meist so, dass Kinder mit einer Behinderung eine wohnortnahe Grundschule besuchen, um dort in einer Regelklasse unterrichtet zu werden. Wir würden gerne den umgekehrten Weg gehen und auch Kindern ohne körperliche Beeinträchtigung (dazu zählen auch auf den ersten Blick nicht erkennbare Krankheiten wie Mukoviszidose oder Niereninsuffizienz) einen Besuch der Margarete-Steiff-Schule ermöglichen.“

Interesse von Elternseite sei durchaus vorhanden, versichert Otto. Die Ausstattung mit Besonderheiten wie einer großen Kletterwand in der Sporthalle, einer Theaterbühne oder einem Schwarzlichtraum, die intensive Betreuung und deutlich kleinere Klassen seien durchaus attraktiv. „Aber wir können den Schritt zu einer solchen gemeinsamen Beschulung erst gehen, wenn die Sanierung abgeschlossen ist“, gibt er zu bedenken. „Zwei Jahre wird das wahrscheinlich in Anspruch nehmen und so lange die Arbeiten dauern, müssen wir räumlich alle etwas enger zusammenrücken. Um die Nutzung von Fachräumen als Klassenzimmer werden wir nicht herumkommen.“

Rektor hofft auf den Bürgerhaushalt

Am Ende dieses Prozesses könnte eine zukunftsträchtige Schule mit Angeboten stehen, von denen der Stadtteil profitieren würde. „Jetzt kommt es zunächst vor allem auf die Zahl der Klicks an“, resümiert der Sonderpädagoge im Hinblick auf den Bürgerhaushalt. „Ich hoffe, dass wir genug Öffentlichkeit herstellen können, um viele Unterstützer zu gewinnen und diesmal Berücksichtigung in der Finanzplanung der Stadt zu finden.“