Eine Bürgerinitiative prangert den zu kleinen Pausenhof für die Wangener Wilhelmsschüler an. Der Vorschlag: Die Stadt soll einen Teil des benachbarten Autohof-Grundstücks erwerben.

Vor mehr als 100 Jahren, als die Wangener Wilhelmsschule am Ortsrand errichtet wurde, hatte sie in Richtung Hedelfingen noch keine Nachbarn. Das hat sich in den vergangenen 50 Jahren geändert. Der Bauhof des Tiefbauamts und der Autohof der Straßenverkehrsgesellschaft (SVG) schmiegten sich an das städtische Grundstück. Zurzeit wird der neue Betriebshof der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) gebaut. Gleichzeitig musste die Wilhelmschule kontinuierlich erweitert werden. Zuletzt wurde der Längstrakt entlang der Hedelfinger Straße angegliedert. Von kommendem Jahr an erfolgt die nächste Erweiterung mit neuen Gebäuden. Ganztagesbetreuung und steigende Schülerzahlen machen dies erforderlich. Mit den Neubauten verringert sich aber die Fläche des Pausenhofs. „Es wird noch beengter als bisher zugehen. Freiraum zum Toben geht verloren“, befürchtet Niels Clasen.

 

Richtwert für Pausenhofgröße unterschritten

In einem fundierten Vortrag stellte das Mitglied des Bezirksbeirats die aus seiner Sicht besorgniserregende Situation dar. Das Land schlage einen Richtwert für die Größe von Schulhöfen vor. Dieser liegt bei fünf Quadratmetern pro Schüler. „Nach der Erweiterung werden den Kindern und Jugendlichen der Wilhelmsschule maximal 3,6 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, wenn wir von der jetzigen Schülerzahl ausgehen“, rechnet Clasen vor. An einen Schulgarten, ein grünes Klassenzimmer oder Konzepte für mehr Bewegung in der Schule sei nicht zu denken. „Und dies an einem Standort, der eh schon eingezwängt zwischen dem neuen AWS-Betriebshof, der viel befahrenen Hedelfinger Straße und dem Autohof liegt“, sagt Ortschronist Martin Dolde. Elternvertreter und Rektor Andreas Passauer bestätigten die Situation. Und die Lage entspanne sich sicher nicht. „Nach Ende der Erweiterung werden wir im Grundschulbereich vierzügig, bieten Ganztagesbetrieb an und werden weiterhin die Werkrealschulklassen unterrichten, die tendenziell an Zulauf gewinnen“, so Passauer. Um das Gedränge auf den beiden Schulhöfen zu entzerren, hatten die Schulverantwortlichen im Sommer einen Versuch mit gestaffelten Pausenzeiten gestartet. Die Geräuschkulisse im Außenbereich habe den Unterricht jedoch erheblich erschwert.

Gespräche mit Autohofbetreiber erwünscht

Auf der Suche nach einer Lösung der Platzmisere blickt die neu gegründete Initiative Pro Wilhelmsschule Wangen auf einen direkt ans Schulgelände „anrainenden, etwa 3800 Quadratmeter großen Spickel“ der SVG. Der schmale Streifen sei kein Herzstück des Autohofes, werde seit Jahren kaum genutzt. Für die Wilhelmsschule wäre es aber ein Befreiungsschlag. Deswegen fordert der Bezirksbeirat die Stadtverwaltung auf, Möglichkeiten für eine Erweiterung des Schulgeländes zu prüfen und umzusetzen. Die Wangener hoffen auf einvernehmliche Gespräche der Stadt mit der SVG. Dann könnte die Stadt den kleinen Anteil des Privatgrundstücks erwerben und dem Schulhof zuschlagen. Zudem sollen die künftige An- und Abfahrt für die Müllfahrzeuge der AWS so gestaltet werden, dass ein größtmöglicher Abstand zur Wilhelmsschule eingehalten wird.