Ein Corona-Schnelltestzentrum für Schulen und Kitas, dazu die App Cosima: im Rems-Murr-Kreis fühlt man sich für den Schulbeginn gewappnet. Dass allein der Schülerausweis als Testnachweis ausreichen soll, stößt jedoch auf Kritik.
Waiblingen - Der Landkreis teilt zum Thema Schulstart jetzt mit, dass die eigens entwickelte und im vergangenen Schuljahr bereits praktizierte Corona-Teststrategie fit fürs neue Schuljahr gemacht wurde. Man habe die Sommerferien gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt genutzt, heißt es. Dies diene dazu, den Schulbetrieb nach den Sommerferien möglichst durchgängig aufrechtzuerhalten und Präsenzunterricht und Betreuung sicher zu gestalten.
„Verlässliches Testen ist ein wichtiger Baustein beim Infektionsschutz und hilft dabei, die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs zu sichern“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring, die Leiterin des Staatlichen Schulamtes in Backnang. „Unsere Schulen wurden durch das weitsichtige Vorgehen des Landratsamts bei der Umsetzung der Teststrategie von Beginn der Pandemie an in jeder Hinsicht sehr gut unterstützt“, betont sie. Deshalb sei sie auch sehr zuversichtlich, im neuen Schuljahr die Teststrategie verlässlich umsetzen können.
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Kritisiert wird im Rems-Murr-Landratsamt derweil, dass der Schülerausweis als Nachweis für einen Schnelltest ausreichen soll. „Wir sind im Rems-Murr-Kreis für pragmatische und einfache Lösungen. Deshalb haben wir eine digitale Lösung zum Testnachweis etabliert, mit der man in den Schulen auf Zettelwirtschaft verzichten und voll digital arbeiten kann“, sagt der Landrat Richard Sigel.
Nur den Schülerausweis als Testnachweis zu akzeptieren, das sei eine Lösung, die echten Infektionsschutz nicht ernst nehme. Sigels Kritik: „Wie will man sicherstellen, dass ein Schüler mit Schülerausweis auch getestet wurde? Wenn man keine validen Lösungen für einen Testnachweis hat, sollte man ehrlicherweise auf die Testpflicht in den Schulen verzichten.“
Bereits im Herbst 2020 hat im Rems-Murr-Kreis das erste Corona-Schnelltestzentrum in Baden-Württemberg für Schulen und Kitas den Betrieb aufgenommen, um Corona-Schnelltests für ganze Schulklassen oder Kita-Gruppen schnell und mit geringem Aufwand anbieten zu können.
Mit der Einführung der indirekten Testpflicht an Schulen wurde das Testzentrum in Winnenden im Frühjahr dieses Jahres komplett auf PCR-Nachtestung umgestellt. Positive Schnelltests in Schulen und Einrichtungen können dort regelmäßig noch am gleichen Tag mit einem PCR-Test bestätigt werden, um den Schulbetrieb nicht länger als nötig zu unterbrechen.
Dank der von Beginn an engen Zusammenarbeit mit der Labormedizin der Rems-Murr-Kliniken werde dieses Verfahren ermöglicht, erläutert der Landrat. Ein detaillierter Leitfaden des Gesundheitsamtes, wie die Corona-Verordnungen des Landes Baden-Württemberg im Schulalltag konkret umgesetzt werden können, unterstütze die Schulen zusätzlich im Umgang mit der Pandemie. „Die eigens entwickelte App RMK-Cosima ergänzt diese Teststrukturen“, teilt die Kreisverwaltung mit. Sie ermögliche schnelle Reihentestungen an Schulen und die digitale Erfassung der Ergebnisse – „ohne aufwendige Zettelwirtschaft“. Zudem würden die Testergebnisse automatisch ans Gesundheitsamt gemeldet und müssten nicht zusätzlich zum Tagesgeschäft erledigt werden. Als Bonus können die Schüler bei Cosima die Testergebnisse in der App auch als Nachweis nutzen – etwa für Reisen in andere Bundesländer.
Intensiv geprüft und mit dem Schulamt und der Labormedizin der Rems-Murr-Kliniken abgestimmt wurde in den Sommerferien auch eine Umstellung auf PCR-Pooltests. Bei diesen sogenannten Lollitests werden die Proben einer Klasse gemeinsam im Labor untersucht. Nur wenn positive Fälle dabei sind, findet eine Einzelauswertung, also eine Nachtestung der Klasse, statt. Dieses Verfahren dauert allerdings mehrere Tage.
Die umfassende Struktur aus App und PCR-Testzentrum für Reihen- und Nachtestungen hat nach Ansicht des Krisenstabes im Landratsamt gegenüber PCR-Pooltests große Vorteile. Daher setze der Rems-Murr-Kreis in den Schulen weiter auf Schnelltests unter Aufsicht und die App Cosima – zumindest in den kreiseigenen Schulen.
Andererseits seien Reihentestungen mit PCR-Test jederzeit auch möglich, sagt die Pressesprecherin Juliane Jastram: „Selbstverständlich können sich Schulträger im Rahmen ihrer Zuständigkeiten auch anders entscheiden.“
