Jede achte Stunde an Gymnasien findet nicht regulär statt. Elternvertreter aus Baden-Württemberg wollen nun mit einer Klage erzwingen, dass die Not an den Gymnasien gelindert wird.
STUTTGART - Die Arbeitsgemeinschaft der Elternvertretungen an Gymnasien (Arge) verschärft ihre Gangart im Kampf gegen Unterrichtsausfall und will das Land verklagen. Die Eltern berufen sich auf Chancengleichheit. Demnach seien baden-württembergische Gymnasiasten wegen der vielen nicht regulär gehaltenen Unterrichtsstunden gegenüber Schülern in anderen Bundesländern benachteiligt. Dies erklärte der Sprecher der Arge Stuttgart, Michael Mattig-Gerlach. Details zur Klage will er am Freitag vorstellen.
Im Juni hatte das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt einer Klage mit ähnlicher Stoßrichtung eine Absage erteilt. Dort ging es allerdings um ausgefallenen Sportunterricht eines Zweitklässlers.
„Aus G8 wird G7“
Es gibt unterschiedliche Zahlen dazu, wie viel Unterricht tatsächlich ausfällt. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte in der Woche vom 11. bis 15. Juni eine Erhebung an allen öffentlichen Schulen im Südwesten durchführen lassen. An den Gymnasien war sowohl der Anteil der Stunden, bei denen die zuständige Lehrkraft nicht anwesend war (12,7 Prozent), als auch bei den tatsächlich ausgefallenen Unterrichtsstunden am höchsten (6,6 Prozent). Somit findet an Gymnasien jede achte Stunde nicht wie geplant statt. „Aus G8 wird G7“, klagt Elternvertreter Mattig-Gerlach und leitet daraus die Benachteiligung baden-württembergischer Gymnasiasten ab. Genau dagegen wollen die Eltern gerichtlich vorgehen.
Die Arge Stuttgart hatte für die ersten acht Schulwochen des Jahres 2018 selbst eine Erhebung zum Unterrichtsausfall durchgeführt. Demnach sind die Zahlen noch drastischer: Sie war auf 13,5 Prozent nicht regulär gehaltenen Unterricht gekommen – mit teils deutlich höheren Werten an einzelnen Gymnasien.