Schüler könnten es als frühes Weihnachtsgeschenk missverstehen, die Kultusministerin sieht die angebotene freiwillige Schul-Quarantäne vor den Feiertagen dagegen als reine Vorsichtsmaßnahme. Für die Lehrerverbände ist es vor allem eines: Unsinn.

Stuttgart - Geschlossen werden sollen die Schulen zwar nicht, das wiederholt Kultusministerin Theresa Schopper geradezu gebetsmühlenartig. Dennoch sollen sich Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg unmittelbar vor den Weihnachtsferien für mehrere Tage in eine selbstgewählte Quarantäne begeben. „Wir haben die Ausnahmeregelung für die halbe Woche vor den Weihnachtsferien getroffen, um den ganz vorsichtigen Eltern entgegenzukommen“, erklärte die Grünen-Ministerin am Mittwoch in Stuttgart. „Nun können sich deren Kinder in selbst gewählte Quarantäne begeben, um ihre Kontakte vor den Feiertagen noch mehr zu reduzieren.“

 

„Was soll denn dieser Unsinn jetzt?“

Die Schulen waren am Dienstag in einem Brief über das Angebot an Schüler und Eltern informiert worden. Die Kritik der Lehrer an der Idee ließ allerdings nicht lange auf sich warten, sie war scharf und überaus deutlich: „Was soll denn dieser Unsinn jetzt?“, kritisieren der Realschullehrer-, der Philologen- und der Berufsschullehrerverband. „Entweder sind die Schulen sicher, dann kann man Präsenzunterricht machen, oder sie sind es nicht, dann gehören alle Schüler nach Hause in den Fernunterricht.“ Die neue Regelung sei halbgar und sorge für ein Durcheinander. Ein geregelter Unterricht sei so an den Tagen vor Weihnachten nicht mehr möglich.

Auch beim Vorsitzenden des Verbands für Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, stehen nach seinen Angaben die Telefone nicht mehr still. „Das ist doch eine Schein-Quarantäne, das sind vorgezogene und unkontrollierbare Weihnachtsferien“, ärgert er sich. Die Zeit vor den Ferien sei die stressigste im Jahr für die Lehrer, da gehe die Idee des Ministeriums „voll an der Realität vorbei“. Die Politik dürfe zudem nicht einfach den Wünschen von Eltern folgen - sie müsse bei ihren Entscheidungen auch standhaft sein. Außerdem plane die Landesregierung ausgerechnet in den Tagen vor Weihnachten die wichtigen landesweiten Impfaktionen an den Schulen, für die Kinder und Jugendliche in Quarantäne nicht mehr in Frage kämen.

Schulen sollen offen bleiben

Nicht alle sehen das so: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nennt die Quarantäne-Entscheidung des Landes nachvollziehbar. Sie entspanne die Situation und sei für die Lehrkräfte vertretbar. „Das kann aber auch keine Dauerlösung sei“, sagt GEW-Geschäftsführer Matthias Schneider.

Nach Angaben des Ministeriums muss die Beurlaubung vom Präsenzunterricht schriftlich beantragt werden. Schüler müssten in diesen Tagen aber die Aufgaben erledigen, die sie von der Schule als eine Art Hausaufgabe bekommen hätten, heißt es im Brief von Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann weiter.

Ziel bleibe es aber weiterhin, Schulen und Kitas offen zu halten. „Und wir werden nach derzeitigem Stand auch den Beginn der Weihnachtsferien nicht vorziehen.“ Es könne aber auch keine Maßnahme kategorisch ausgeschlossen werden.