Die Ludwigsburger Stadtverwaltung will die neue Internationale Schule und das Goethe-Gymnasium im gleichen Gebäude einquartieren. Doch Schulleiter und Stadträte wehren sich dagegen.

Ludwigsburg - In den vergangenen Jahren hat Ludwigsburg viel Geld für Schulrenovierungen ausgegeben – das Goethe-Gymnasium aber kam nicht zum Zug. Eltern und Lehrer mussten 15 Jahre lang warten, bis im Frühsommer endlich ein Termin genannt wurde: von 2015 und 2017 soll das 60 Jahre alte Haus von Grund auf saniert werden. In die Freude mischt sich bei Schulleiter Wolfgang Medinger jedoch schon wieder Besorgnis: Die Umbauphase ist mit zwei Jahren nicht nur länger als befürchtet, nun soll er auch das anvisierte Ausweichquartier mit anderen teilen.

 

So lange es noch keine konkreten Pläne gab, hieß es, das Goethe werde vorübergehend in die leer stehende Silcherschule ziehen. Doch dann verlautete aus dem Rathaus, dort werde die Internationale Schule (IS) hinkommen, die vom Schuljahr 2014/15 an neu geschaffen wird. Weltweit agierende Firmen wie Mann und Hummel drängen seit langem darauf, damit ihre ausländischen Mitarbeiter ihre Familien nach Ludwigsburg holen können. „Das ist der Globalisierung geschuldet“, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried.

„Das Goethe hat Vorrang“

Die Schaffung einer Internationalen Schule, die in diesem Fall von dem Unternehmen Swiss International School (SIS) geführt werden soll, begrüßen die Leiter der Gymnasien ebenso wie die Stadträte. Man freut sich allgemein auf mögliche Kooperationen. Strittig aber ist der Standort. Damit sich die neue Bildungseinrichtung und das Goethe nicht in die Quere kommen, schlagen nun FDP und Freie Wähler (FW) in einem gemeinsamen Antrag vor, einen IS-Standort in der Weststadt zu suchen. Das böte sich an, weil dort auch viele der interessierten Firmen angesiedelt sind.

Die bestehenden Einrichtungen hätten jedenfalls Vorrang, sagt Martin Müller (FDP). „Es gibt einen Beschluss des Sozialausschusses vom Sommer, wonach das Goethe absoluten Vorrang hat“, schimpft Roland Glasbrenner. „Irgendwas wird da falsch gespielt.“ Das Gymnasium brauche ausreichend Räume, um auch in der schwierigen Umbauzeit einen geregelten Unterricht anbieten zu können. Auch CDU und Grüne wünschen in jeweils eigenen Anträgen Aufklärung über das Raumprogramm. „In den letzen Tagen sind Unklarheiten darüber entstanden“, meint CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann.

„Zwei Jahre sind eine lange Zeit für G 8“

Der neueste Plan der Stadt sieht vor, beide Lehranstalten an der Mathildenstraße einzuquartieren. „Die Internationale Schule bekommt die beiden unteren Geschosse im verputzten Bau“, sagt Seigfried. Dass die Stadt bereits Geschosse für die IS reserviert hat, ärgert Medinger. Die Räume seien in gutem Zustand, und hätte er auch die beiden für die IS ausgewählten Stockwerke, hätte er genug Platz für die Computer- Kunst und Musikräume. Doch ohne sie fehle ein Programm für Fachklassen, Büros und andere Funktionsräume.

„Wir haben dann ja nix mehr. Wir werden kein Entree haben und nicht einmal mehr ein Türschild“, sagt Medinger. „Wenn die Stadt eine reine Quadratmeterrechnung vorlegen wird, werde ich nicht zustimmen.“ Der Schulleiter befürchtet, das Goethe, das schon bisher stiefmütterlich behandelt worden sei, werde weiter an Attraktivität verlieren. „Zwei Jahre sind ein Viertel für einen G 8-Jahrgang, das ist viel Zeit“, sagt Medinger. Ein Teil des Unterrichts wird ohnehin in Container verlagert, weil auch die komplette Silcherschule nicht für alle Kinder ausreicht. Eine Schule in Containern sei nichts Anstößiges, meint Seigfried. „Ich kann mit den Containern leben“, sagt Medinger. Doch das funktioniere nur, wenn das Gymnasium an anderer Stelle konzentriert auftreten könne. Der Sozialausschuss will am Mittwoch darüber beraten.