Das Wilhelms-Gymnasium und die Fritz-Leonhardt-Realschule in Stuttgart-Degerloch kämpfen seit Jahren für mehr Platz. Doch so wie es aussieht, bekommen die beiden Schulen weiterhin keine Container, um der Raumnot ein Ende zu bereiten. Dafür gibt es andere gute Nachrichten.

Degerloch - Als der Stuttgarter Gemeinderat Ende Dezember 2017 den Doppelhaushalt für dieses und das kommende Jahr verabschiedet hat, hat Karin Grafmüller dies aufmerksam verfolgt. Dass die Raumnot an der Fritz-Leonhardt-Realschule und dem Wilhelms-Gymnasium (WG) wieder einmal keine Beachtung gefunden hat, war für die Schulleiterin der Realschule keine Überraschung. „Enttäuscht war ich eigentlich schon vor der Verabschiedung des Haushalts“, sagt Grafmüller. „Ich habe immer wieder geschaut, ob die Verwaltung eine Vorlage zur Raumnot in den Entwurf zum Doppelhaushalt aufgenommen hat.“ Dies sei nicht passiert – und nun ist klar, dass in absehbarer Zeit keine Container aufgestellt werden, um der Raumnot an den beiden Schulen ein Ende zu bereiten.

 

Fertige Planung liegt seit Jahren in der Schublade

Bereits seit dem Jahr 2009 klagen die Schulleiterin Grafmüller sowie Eltern und Schüler über fehlende Technikräume sowie ein fehlendes Klassenzimmer an der Fritz-Leonhardt-Realschule. „Das Bittere für uns ist, dass auch bei der Verwaltung seit Jahren klar ist, dass ein Bedarf vorhanden ist. Wir haben eine komplett fertige Planung in der Schublade liegen“, sagt Grafmüller.

Dass die Raumnot viele Stuttgarter beschäftigt, zeigt das Ergebnis im Bürgerhaushalt: Der Vorschlag mit dem Titel „Platz da für Schüler: Räume für Fritz-Leonhardt-Realschule und Wilhelms-Gymnasium schaffen“ landete mit mehr als 3000 Stimmen auf dem fünften Platz von allen Vorschlägen, für die die Stadt Geld in die Hand nehmen solle. „Unsere Schüler haben sich dafür richtig ins Zeug gelegt“, sagt Grafmüller. „Aber wir haben bis heute nichts diesbezüglich von der Verwaltung gehört. Dafür habe ich kein Verständnis.“

Ans Aufgeben denkt Grafmüller nicht: Sie plant ein Treffen mit dem Schulverwaltungsamt und der Rektorin der Albschule. „Wir nutzen ja bereits ein Teil der Räumlichkeiten der benachbarten Albschule“m sagt sie. Derzeit belege die Realschule fast das gesamte zweite Obergeschoss. „Vielleicht gibt es da ja noch irgendwelche Möglichkeiten, mehr Platz zu schaffen.“

Ist eine Erweiterung des Gymnasiums möglich?

Peter Hoffmann, der Rektor vom Wilhelms-Gymnasium, zeigt sich nicht erstaunt darüber, dass der große Wurf für seine Schule bei den Haushaltsberatungen nicht gelungen ist. Es gelte nun zunächst zu prüfen, wo eine Erweiterung der Schule möglich sein wird und wie viel Zeit dafür benötigt wird.

Immerhin gebe es kleinere Korrekturen, die aus Sicht des Schulleiters etwas Dampf aus dem Kessel nehmen. „Wir können künftig einen Klassenraum in der Albschule nutzen“, verkündet er erleichtert. Dies gestatte, im kommenden Schuljahr drei neue fünfte Klassen einzurichten. Auch müssten Degerlocher Schüler nicht mehr damit rechnen, aufgrund der Raumnot auf das Möhringer Königin-Charlotte-Gymnasium ausweichen zu müssen, meint Hoffmann. „Davon ist momentan zumindest nicht die Rede“, sagt der Schulleiter. Hoffmann vertraut außerdem darauf, dass die von der Schule geforderten Container auch kommen könnten, wenn dafür nicht extra Geld im Doppelhaushalt vorgesehen ist. Hoffmann verweist auf Signale aus der Politik, dass solche Investitionen nicht haushaltsrelevant seien. „Dafür finden sich schon Töpfe“, sagt er. Hoffmann interpretiert den Doppelhaushalt nicht als Nein der Stadt zu einer Übergangslösung bis zum Neubau. „Der neue Raum in der Albschule ist doch ein Zeichen, dass die Verwaltung unser Problem erkennt“, sagt Hoffmann. Es lohne sich deshalb, sich auch 2018 kämpferisch für eine Lösung der Raumprobleme an der Schule einzusetzen, sagt der Schulleiter.

Schüler müssen wohl nicht auf das KCG ausweichen

Auch Victoria Mezger, eine Zehntklässlerin des Wilhelms-Gymnasiums, die sich in den vergangenen Monaten intensiv für zusätzlichen Platz an dem Gymnasium eingesetzt hat, gibt noch nicht auf: „Wir sind einerseits schon enttäuscht. Aber zugleich haben wir die Hoffnung, dass es finanziell so unproblematisch ist, an unseren Schulen Container aufzustellen, dass es gar nicht im Doppelhaushalt berücksichtigt werden musste“, sagt sie.

Denn im Vergleich zum Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sillenbuch etwa, das für rund 40 Millionen Euro entweder saniert oder komplett neugebaut werden müsse, seien die bisher kalkulierten 750 000 Euro für das Aufstellen der Container am WG und der Realschule ja preiswert, argumentiert Victoria Mezger. „Auf jeden Fall werden wir so lange weiter kämpfen, bis wir unser Ziel erreichen.“ Für das Jahr 2018 hätte die Schülermitverantwortung (SMV) des Gymnasiums bereits mehrere Aktionen geplant.