Am Schulzentrum kann derzeit nur ein Teil der Schülerinnen und Schüler täglich zu Mittag essen – dabei steigt die Nachfrage.

GaFöG heißt das Gesetz, das seit Ende vergangenen Jahres in Kraft ist – und es bringt jetzt so manche Kommune in die Bredouille. Das Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter, wie es ausformuliert heißt, verlangt von Städten und Gemeinden nichts weniger, als dass sie ab 2026 an allen Grundschulen und für alle Kinder stufenweise ein ganztätiges Betreuungsangebot vorhalten müssen. Zunächst für Klasse 1. Ab August 2029 dann für alle Kinder der Klassenstufe 1 bis 4.

 

200 Schüler essen täglich in der Aula der Pestalozzi-Grundschule

Im Klartext bedeutet das: Wie viele Kinder ein ganztägiges Betreuungsangebot annehmen, kann in Zukunft nicht mehr jede Schule auf Grundlage der tatsächlichen Nachfrage ermitteln. Potenziell müssen künftig alle Betreuungsangebote vielmehr so ausgestattet sein, dass im Zweifel jeder Grundschüler davon Gebrauch machen kann. Das gilt insbesondere für die Versorgung mit Mittagessen. In Gerlingen hat das jetzt weitreichende Folgen: Denn am dortigen Schulzentrum können derzeit nur rund 200 Schüler in der Aula der Pestalozzi-Grundschule täglich zu Mittag essen. Die Kapazitäten reichen aktuell bei weitem nicht für alle Grundschüler, geschweige denn für Schüler der benachbarten weiterführenden Schulen.

Es wird mit einer Nachfrage von rund 400 Essen gerechnet

Dabei steigt die Nachfrage, so erklärte am Mittwoch vor dem Gerlinger Gemeinderat Jugendamtsleiter Stefan Fritzsche, absehbar noch weiter: Denn auch die Schüler der Klassen 5 und 6 werden demnach künftig häufiger als bisher Mittagessen benötigen. Gründe dafür seien der zu erwartende Ausbau an Nachmittagsangeboten auch an weiterführenden Schulen sowie die generell steigenden Schülerzahlen. „Wir gehen davon aus, dass im gesamten Schulzentrum künftig eine Nachfrage von rund 400 Essen besteht“, erklärte Fritzsche. Das sind 25 Prozent aller Schüler. Wo diese vielen Schüler künftig verköstigt werden sollen, steht nun fest: Einstimmig hat sich am Mittwoch der Gerlinger Gemeinderat dafür ausgesprochen, wegen des nun qua Gesetz entstehenden Zeitdrucks sofort in die Planungen für eine neue Mensa einzusteigen. Bemerkenswert dabei: Noch im Jahr 2018 hatte das Gremium die Planungen für eine Mensa im Schulzentrum gekippt. Sie war im Zuge der Sanierung des neuen Realschulbaus eigentlich vorgesehen. Doch zum einen hatte damals eine – inzwischen im Gemeinderat hoch umstrittene –Umfrage des Jugendgemeinderats ergeben, dass die Nachfrage nach Mittagessen geringer sei als zunächst angenommen. Zum anderen waren mit fast zehn Millionen Euro die prognostizierten Baukosten für die Mensa aus dem Ruder gelaufen. In der Folge wollte man die Entscheidung auf die Zeit nach Fertigstellung der Realschule vertagen.

Eine Mensa könnte für 4,5 Millionen Euro gebaut werden

Dieser Bumerang kommt nun zurück: Zwar kann die Stadt theoretisch auf den alten Planungen aufbauen. Doch wie FDP-Stadträtin Annette Höhn-Thye betont, könne man sich heute „den alten Entwurf gar nicht mehr leisten“. Vorauseilend hatte das Stadtbauamt, wie Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) erklärt, deshalb schon mal auf Grundlage einer abgespeckten Version der alten Planungen eine finanzielle Grobschätzung für das künftige Projekt erstellt: Demnach könnte eine Mensa für rund 4,5 Millionen Euro gebaut werden. Wegfallen würden dann freilich eine ursprünglich vorgesehene Caféteria, eine Brücke zur Pestalozzi-Schule, eine mehrgeschossige Bauweise sowie die Möglichkeit, die Mensa multifunktional zu verwenden.

Außer, dass die Mensa kommt, steht also noch wenig fest: weder der Standort noch die konkrete Ausgestaltung, noch die tatsächlichen Kosten. Zeitweise war der Platz der einstigen Jahnsporthalle im Gespräch. Und auch ein Verpflegungskonzept, also unter anderem die Frage, ob in der Mensa selbst gekocht werden soll, muss erst noch erstellt werden. Bis spätestens Anfang kommenden Jahres will die Stadt nun konkrete Eckpunkte für die künftige Versorgungseinrichtung erarbeiten. Die könnten dann auch einen Kostendeckel für das Projekt enthalten, der manche noch immer allzu hoch fliegenden Pläne zunichte macht.