Während den Erstklässlern die Einschulung noch bevorsteht, hat die Golden-Retriever-dame Ivy ihren ersten Schultag schon gemeistert – am Montag in Stammheim.
Stuttgart - Es gibt selten Tage, an denen man so gerne in die Schule geht, wie am Tag der Einschulung. Alle Verwandten sind mit dem neuen Schulkind gemeinsam aufgeregt, es gibt jede Menge Geschenke, mindestens eine Schultüte und häufig ein leckeres Mittagessen für die Familie. Während den Stuttgarter Erstklässlern dieser besondere Tag noch bevorsteht (die Einschulungen beginnen in der Landeshauptstadt am Mittwoch), hat Ivy ihren ersten Schultag schon gemeistert. Am Montag durfte die 13 Wochen junge Golden-Retriever-Dame zum ersten Mal als Schulhund im Unterricht der Klasse 2b der Grund- und Werkrealschule (GWRS) Stammheim dabei sein. Die Aufregung bei allen Beteiligten war groß: Bei der Klassenlehrerin und Hundehalterin Miriam Kuhn, bei den 25 Jungen und Mädchen und auch bei dem jungen Welpen.
Bei der Rektorin offene Türen eingerannt
Vor zwei Jahren hat die Klassenlehrerin begonnen sich über die Anschaffung eines Schulhundes zu informieren. „Wenn ich dann richtig an einem Thema dran bin“, erzählt sie, „dann will ich auch alles wissen und hole mir viele Bücher und recherchiere ausführlich im Internet.“ In sozialen Netzwerken hat sie dann Kontakt aufgenommen zu anderen Lehrern, die bereits mit Hunden in ihren Klassen gearbeitet hatten. Kuhn konnte so von deren Erfahrungen profitieren und Tipps einholen. Am Ende der Recherche war sich die junge Grundschullehrerin schließlich sicher: Sie wollte das Projekt Schulhund starten. Bei der Rektorin rannte sie offene Türen ein, erzählt Kuhn: „Sie hat selber auch einen Hund und fand die Idee von vorneherein super.“
Kuhn entschloss sich dazu, einen Golden Retriever zu kaufen, setzte einen Elternbrief auf mit den Zielen, die im Unterricht gemeinsam mit dem Hund erreicht werden sollen und begann bereits im vergangen Schuljahr damit, ihre Klasse auf den neuen „Mitschüler“ einzustimmen. Gemeinsam erarbeitete die Klasse Regeln, die im Umgang mit Ivy wichtig sein werden. Ein Plüschhund fand im Klassenraum bereits seinen Platz und die Bücher in der Lesecke bieten thematisch-passende Literatur, etwa wie: „Hier kommt Wuff! Was nun? Was tun?“
Für das Füllen des Wassernapfs gibt es einen Dienstplan
Dabei wissen die Kinder auch nach den sechs Woche Ferien noch ganz genau, was sie im Frühjahr im Umgang mit Ivy gelernt haben. Bevor der Welpe den Klassenraum betritt, wiederholt Miriam Kuhn die wichtigsten Regeln. „Euer Vesper bleibt bei euch“, sagt sie den Kindern und erklärt, dass bestimmte Lebensmittel für Hunde giftig sein können. Damit der Wassernapf immer gefüllt ist, wird in diesem Schuljahr in der Klasse extra ein Dienst dafür eingeführt. Und wofür die kleine Plastiktüte ist, weiß Fabi auch: „Damit man die Kacka wegmachen kann.“ Seine Klassenkameradin Sarah ergänzt: „Das muss man machen, damit niemand in die Kacka reintritt.“
Die Regeln stehen, Miriam Kuhn und die Kinder sind sehr aufgeregt, als schließlich Kuhns Ehemann mit der ebenfalls sichtlich aufgeregten Ivy das Klassenzimmer betritt.
Trotzdem sind die 25 Kinder ganz leise, nur vereinzelt ist ein geflüstertes „Die ist aber niedlich“ zu hören. Die Zweitklässler haben gelernt: Ein Hund hat ein besonders gutes Gehört und deswegen müssen sie alle möglichst ruhig sein.
Seit sechs Wochen lebt Ivy im Haushalt Kuhn, Miriam Kuhn ist in den Sommerferien wöchentlich an die Schule gekommen, um den Welpen schon mal an die Umgebung zu gewöhnen – erst einmal ohne den Trubel, der an einem normalen Schultag herrscht. Zu Hause stand außerdem hartes Training auf dem Stundenplan: Zweimal in der Woche ist Miriam Kuhn mit dem jungen Hund zur Welpenschule gegangen, Daheim wurden die Tricks dann eingeübt.
Und so zeigen sich die Mädchen und Jungen an diesem Vormittag beeindruckt von den vielen Dingen, die Ivy bereits kann. Sitz und Platz klappen schon ganz gut, die Rolle muss sie noch ein bisschen üben. Die Herzen der Kinder erobert Ivy im Sturm – selbst derer, die bereits schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht haben und deswegen im Vorfeld ein wenig Angst vor dem Schulhund hatten. Nach einer halben Stunde ist Schluss, Ivy geht mit Herrchen wieder Heim. „Das reicht für den ersten Schultag“, erklärt die Lehrerin. Die Schüler müssen aber nicht lange warten: Bereits am nächsten Tag kommt Ivy wieder.