Fünf Eltern-Kinder-Gruppen im Umfeld von Stuttgarter Ganztagsschulen oder Schülerhäusern, die keine Kinder mehr aufnehmen sollen, machen mobil. Sie wehren sich gegen die Schließung der Horte und sehen ihr Engagement ausgebremst.

Stuttgart - Gegen die Systemumstellung bei der Betreuung von Schulkindern formiert sich Widerstand. Weil in ihrer Umgebung Ganztagsgrundschulen oder Schülerhauser entstehen, sollen insgesamt fünf von Eltern-Kind-Gruppen betriebene Horte bereits vom nächsten Schuljahr an keine Hortkinder mehr aufnehmen. Dagegen wehren sich die ehrenamtlich betriebenen Einrichtungen jetzt in einer Pressemitteilung. Sie fordern einen Erhalt der freien Horte, wenigstens aber „einen deutlichen Aufschub, bis ein funktionierendes System etabliert ist“.Anlass ist, dass in Stuttgart die Schulkindbetreuung komplett in die Grundschulen verlagert werden soll. Doch dies scheint sich erst langsam an den Schulen, aber auch bei den Eltern herumzusprechen. Nun wehren sich die Einrichtungen namens Kleine Raser, Regenbogen, Aktion Vorschulerziehung, Hort Kinderreich und Tollhaus gegen den als abrupt empfundenen Systemwechsel. „Es wird alles übers Knie gebrochen“, kritisiert Olaf Balding vom Vorstand des Dachverbandes der Stuttgarter Eltern-Kind-Gruppen. „Es gibt keinen richtigen Übergang.“

 

„Elternengagement wird ausgebremst“

Die Betreuungsgruppen sind aus der Kinderladenbewegung entstanden. Dem Dachverband gehören 45 Einrichtungen an, die 1100 Plätze für Kinder von null bis zwölf Jahren anbieten – darunter sind auch zehn Horte mit rund 200 Plätzen.

„Wir sind mit unserem Hort in der Aufbauphase“, berichtet Astrid Voss vom Vorstand des Vereins Kinderreich, der mit seiner Hortabteilung erst vor anderthalb Jahren gestartet ist. Vor kurzem habe man erfahren, dass externe Horte aufgelöst werden sollen. „Das ist bitter, dass das Elternengagement bei der Schulkindbetreuung komplett ausgebremst wird“, sagt Astrid Voss. Sie versteht nicht, „dass das bestehende, funktionierende Hortsystem abgebaut werden soll, bevor das Ganztagsschulkonzept läuft“. Nun überlege der Verein, ob er sein Krippen- und Kitaangebot erweitern soll – „oder die Abteilung schließt komplett“, so Voss. Nicht alle Eltern könnten sich mit dem Konzept der Ganztagsschulen anfreunden. Schon jetzt, so Astrid Voss, zeichne sich ab: „Es wird einen Run auf die freien Schulen geben.“ Anja Fuhrmann von den Kleinen Rasern schildert Ähnliches: „Wir dürfen von 2013 an keine Hortkinder mehr aufnehmen, von 2015 an streichen sie die Förderung.“ Das bedeute, dass die jetzigen Erstklässler ihr letztes Hortjahr nicht mehr bei den Rasern verbringen könnten, sondern an der Ameisenbergschule. Fuhrmann hat jedoch Bedenken, ihren Sohn, der nächstes Jahr in die Schule kommt, im Schülerhaus der Ameisenbergschule anzumelden, solange dort noch nicht alles rund laufe.

Beratung des Jugendhilfeausschusses

Zudem könnten sich Eltern dort nicht mehr einbringen und mitgestalten. Doch genau deshalb engagiere man sich ja in einer Eltern-Kind-Gruppe. Doch es werde „nicht aufgehen“, die 20 Hortplätze der Raser in Krippenplätze umzuwandeln – „unsere Räume bieten sich dafür nicht an; wir wären gezwungen, neue Räume zu suchen“, sagt Fuhrmann.

Am Montag, 3. Dezember, 14 Uhr, berät der Jugendhilfeausschuss über die künftige Ausgestaltung der Ganztagsgrundschulen; am 19. Dezember befasst sich neben dem Schulausschuss erneut der Verwaltungsausschuss damit, am 20. Dezember entscheidet der Gemeinderat.