Die Jugendhilfe und das Finanzreferat haben Horten ihre Umwandlung in Kitas bis in fünf Jahren vorschreiben wollen. Der Jugendhilfeausschuss hat das geplante Ultimatum verhindert.

Stuttgart - Die Eltern der Landeshauptstadt werden bis auf Weiteres mit ihren Horten rechnen können. Die Verwaltung wollte deren Existenz maximal bis zum Juli 2026 sichern und spätestens dann den Umbau zu Kitaplätzen in Gang setzen. Die Mehrzahl der Stadträte im Jugendhilfeausschuss stimmte indes für den Erhalt dieser Form der Schulkindbetreuung.

 

Grüne setzen auf den Bund

„Wir wollen keine Galgenfrist für die Horte, sondern wir wollen, dass geprüft wird, in welcher Form die Horte eine Perspektive haben könnten und ob sie auch künftig in unsere Bildungslandschaft passen“, sagt Vittorio Lazaridis von den Grünen. Die Verwaltung solle im September 2025 die Situation der Schulkindbetreuung darlegen und dem Gemeinderat die Grundlagen verschaffen, noch einmal über eine Ausnahmeregelung zu beraten. „Vielleicht hat sich bis dahin die Ganztagsschule völlig etabliert, vielleicht gibt es auch eine neue Zuschussregelung aus Berlin“, so Lazaridis.

Fraktionsübergreifende Ablehnung

„Ihre Vorlage mit dieser zeitlichen Bindung wird den Ausschuss heute so nicht passieren“, sagt Iris Ripsam (CDU). Ihre Fraktion wolle einen „sanften Übergang“ für die Horte und erst später eine Diskussion darüber, „wie viel Betreuungsvielfalt Platz bei uns hat“. Luigi Pantisano vom Linksbündnis schließt sich der CDU an: „Vielfalt ist schließlich ein Garant dafür, dass jeder das Passende für sich findet.“ Doris Höh (FDP) sagt: „Wir brauchen die Horte zur Versorgung der Schulkinder, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass wir viel zu wenig Plätze an den Ganztagsschulen haben“, und auch die Freien Wähler „wollen, dass die Horte bleiben“, so Stadträtin Rose von Stein.

SPD bevorzugt Ganztagsschule

Die SPD hält den rhythmisierten Ganztag für „fachlich hochwertiger“ und steht deshalb hinter dem Grundsatz, „die Horte umzuwandeln oder am gebundenen Ganztag zu beteiligen“, argumentiert Jasmin Meergans. Sie hat sich der Stimme enthalten, während alle anderen Fraktionen beschlossen haben, dass Horte bis mindestens Juli 2026 ihre Plätze weiterhin belegen können.

Die 13 Eltern-Kind-Einrichtungen, die derzeit rund 320 Plätze in 16 Gruppen anbieten, werden während dieser Zeit von der Stadt über die Normförderung hinaus unterstützt werden. Das hilft den Einrichtungen beispielsweise bei der Finanzierung jener Plätze, die mit Kindern belegt sind, die ein Ganztagsschulangebot annehmen könnten. In diesen Fällen zieht sich das Land aus der Finanzierung zurück, die Stadt springt zu 100 Prozent ein. Betroffen vom Rückzug des Landes sind momentan das Montessori-Kinderhaus in Stuttgart-Mitte und der Theaterhort Kinderreich. Sollte sich das Land auch aus den übrigen Hortgruppen zurückziehen, würde die Stadt mit jährlich 123 730 Euro einspringen müssen.