Die Opposition im baden-württembergischen Landtag tritt für die Differenzierung im Schulsystem ein. Die CDU fordert den Kultusminister auf, seine „verkorkste Bildungspolitik zu korrigieren“.

Stuttgart - Die CDU stellt sich mit einem klaren Bekenntnis zur Differenzierung gegen die Bildungspolitik der Landesregierung. Der Fraktionsvorsitzende Peter Hauk und der bildungspolitische Sprecher der Landtags-CDU Georg Wacker wollen an den Realschulen nach einer zweijährigen gemeinsamen Orientierungsstufe zwei eigenständige Bildungsgänge einrichten. Einer davon soll zum Hauptschulabschluss der andere zur Mittleren Reife führen. Zumindest in den Kernfächern sollen die Schüler getrennt unterrichtet werden. Gemeinsamen Unterricht in den Nebenfächern hält die CDU für möglich.

 

Die Fraktion fordert auch für Gemeinschaftsschulen die Möglichkeit, leistungsabhängige Gruppen zu bilden. Das sollte spätestens ab der siebten Klasse möglich sein. Im Fall eines Wahlsiegs der CDU bei der Landtagswahl 2016 kündigte Hauk an, mit der CDU werde es keine gymnasiale Oberstufe an Gemeinschaftsschulen geben. Wo es Ansätze dazu gäbe, würden diese nach der Wahl zurückgenommen.

Keine Mindestgrößen mehr

Die Fraktion wendet sich auch gegen die von der Landesregierung im Zuge der regionalen Schulentwicklung definierten Mindestgröße von 16 Schülern pro Klasse, wenn eine Schule weitergeführt werden soll. Davon sind in erster Linie Haupt- und Werkrealschulen betroffen. „Wir wollen möglichst alle Schüler zu einem Hauptschulabschluss führen“, betonte Hauk. Dazu müsse die Klassengröße weiter gesenkt werden. Auch Klassen mit zehn Schülern seien denkbar.

Zur Finanzierung äußerte sich die Fraktion nicht. Sie kündigte noch für dieses Jahr einen eigenen Gesetzentwurf zur Realschule an. Schon jetzt fordert die CDU mehr Stellen für die Realschulen sowie mehr Schulstunden zur freien Verfügung. 500 zusätzliche Deputate würde Wacker als einen ersten Schritt zu mehr Differenzierung an den Realschulen ansehen. Als unabdingbar betrachtet die Fraktion eine neue Bildungswegeempfehlung nach der sechsten Klasse. Darin wird sie vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) unterstützt.

Bissige Kommentare

Bei den Regierungsparteien, dem Kultusminister und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stößt das Konzept erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. Sandra Boser (Grüne) nennt das Konzept zur Zukunft der Realschulen fachlich unausgegoren. Die CDU biete „substanzlose Schaumschlägerei“. Für Stefan Fulst-Blei (SPD) zeigen die Vorschläge, „dass die CDU krampfhaft nach Lösungen sucht, am dreigliedrigen Schulsystem möglichst festzuhalten“. Die Regierungsfraktionen ihrerseits erarbeiten nach eigenem Bekunden gegenwärtig ein eigenes Konzept für die Realschulen.

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) lässt ankündigen, er werde darauf reagieren, dass die Realschulen angesichts der zunehmenden Heterogenität der Schüler stärker belastet seien. Er wies die Behauptung zurück, er selbst habe den Realschulen bereits 500 zusätzliche Deputate in Aussicht gestellt. Auch sei es falsch, dass die Realschulen massiv benachteiligt würden. Die GEW betrachtet viele Ideen der CDU als „entweder von vorgestern oder nicht ausreichend durchdacht“. Sie begrüßt jedoch den Vorschlag, den Hauptschulabschluss an Realschulen zu ermöglichen. Das plant auch die Regierung.