Sechs Schreinerlehrlinge richten einen Schlafraum im Schullandheim Mönchhof her. Die Landkreis-Einrichtung soll demnächst als „Waldakademie“ an den Start gehen und neue Nutzergruppen erschließen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Schon seit einiger Zeit wird das aus den 1960er Jahren stammende und seither nie wirklich modernisierte Schullandheim Mönchhof auf Vordermann gebracht. Der Landkreis als Betreiber möchte dem etwas angestaubten Idyll mitten im Schwäbischen Wald bei Kaisersbach ein neues Gesicht verpassen. Zwar sollen der Schullandheimbetrieb und die Zielgruppe junge Menschen weiterhin im Fokus stehen, doch die künftige „Waldakademie“ tritt an, um mit Natur-, Geschmacks- und Kulturerlebnissen sowie Barrierefreiheit weitere Nutzer zu erschließen.

 

Niedrigseilparcours für Teamübungen

Im Außenbereich wurde dazu der Spielplatz umgestaltet und um neue Elemente ergänzt. In einem neu erworbenen angrenzenden Waldstück wurde ein Niedrigseilparcours angelegt, der künftig für Teamübungen zur Verfügung steht. Innen ist eine moderne Seminarlandschaft geschaffen worden, und auch in den Schlafräumen wurde mehr als nur ein Frühjahrsputz gemacht.

Buchstäblich den letzten Schliff hat dort ein ganz besonderes Projekt verpasst bekommen: Sechs Schülerinnen und Schüler der Gewerblichen Schule aus Waiblingen haben jüngst einen Schlafraum des Schullandheims äußerst gründlich renoviert. Der Zahn der Zeit und zuletzt auch die zeitweilige Nutzung als Flüchtlingsunterkunft hatten in dem Zimmer deutliche Spuren hinterlassen.

Die angehenden Schreiner im ersten Lehrjahr haben diese in liebevoller Kleinarbeit beseitigt, Balken und Betten penibel abgeschliffen und hinterher eingeölt. Die fachgerechte Holzbearbeitung wurde unter Anleitung nicht nur in ausgelagerten Unterrichtseinheiten erledigt, sondern gleichzeitig auch Teambuilding betrieben. Denn die einwöchige Arbeit vor Ort war verbunden mit einem Schlafaufenthalt und nachmittäglichen, thematisch zum Ausbildungsberuf passenden Ausflügen, etwa zu einem Sägewerk oder einem Blockhaushersteller.

Auszubildende von örtlicher Schreinerei macht den „Kapo“

Den Baustellen-„Kapo“ hat dabei neben wechselnden Lehrkräften Anna-Maria Edlinger übernommen. Die Auszubildende im dritten Lehrjahr, die vor ihrem Abschluss als Schreinerin steht, wurde dafür von ihrem Lehrherren, Werner Geist, freigestellt. Seine Schreinerei zeichnet größtenteils für die andere holzbasierte Innenrenovierung des Schullandheims verantwortlich. Und Geist führt damit eine kleine Familientradition fort: Schon sein Vater hatte vor vielen Jahren die Aufarbeitung der Holzmöbel erledigt.

Für den technischen Lehrer und Werkstattleiter Mathias Bihlmaier war die Exkursion ins Schullandheim nicht nur eine schöne Abwechslung, sondern auch eine Unterrichtseinheit, die man so in der Schulwerkstatt nicht leisten könne. Man bemühe sich zwar, auch dort praxisgerecht zu vermitteln. „Aber hier ist man dann doch noch mal näher dran an der Lebenswirklichkeit, wenn man mit einem Schleifgerät auf der Leiter steht und links ein Absaugschlauch und rechts ein Kabel runterhängen.“ Zudem lerne man nebenbei Dinge des späteren Berufslebens – etwa, wie verhalte ich mich auf einer Baustelle, wie gehe ich mit Kunden um? Und man sehe hinterher dauerhaft, was bei der Arbeit herauskomme. Bihlmaier: „Noch in 30 Jahren könnt ihr stolz sagen: Daran hab ich mal in meiner Lehrzeit mitgewirkt.“

Das bestabgeschliffene Zimmer im ganzen Haus

Wahrscheinlich ist der von den Schreiner-Azubis bearbeitete Raum nun das best hergerichtete Zimmer des insgesamt rund 120 Schlafplätze bietenden Schullandheims. So seien beim Abschleifen nicht nur unterschiedlichste elektrische Werkzeuge zum Einsatz gekommen, sondern die Ecken seien manuell per Hand bearbeitet worden, bestätigen Anele Rosenberger und Lilly Schlichenmaier, beide aus dem ersten Lehrjahr der Gewerblichen Schule. „Das habt ihr supergründlich gemacht“, lobt Werner Geist – und räumt ein, dass eine so gründliche Arbeit wahrscheinlich regulär kaum zu bezahlen gewesen wäre.

Das neue Konzept auf dem Mönchhof

Schullandheim
Das Schullandheim am Waldrand nahe des Kaisersbacher Ortsteils Mönchhof besteht aus vier Häusern und bietet Platz für rund 120 Gäste. Genutzt wird es vornehmlich von Schulklassen, Familien- und Konfirmandenfreizeiten. Auch musizierende Gruppen, Theater-AGs und Vereine schätzen die Einrichtung.

Waldakademie
Der Mönchhof soll sich nach Vorstellung seines Trägers, dem Landratsamt, künftig verstärkt als ein „waldpädagogischer, naturnaher Kulturerlebnisraum“ für Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene präsentieren. Bereits für das laufende, aber vor allem für das kommende Schuljahr, sind verschiedene wald-, umwelt- und naturpädagogische Angebote aufgestellt worden. Eine Besonderheit stellt nach Darstellung der Kreisbehörde der neue Erlebnisparcours dar. Im November wurde dazu ein entsprechender Niedrig- und Netzparcours fertiggestellt. Dieser könne nicht nur zum Austoben, sondern auch für Teamübungen genutzt werden. Im „alten Schulhaus“ wurde eine Seminarlandschaft geschaffen, um neue Zielgruppen zu erschließen. Die Räume können weiterhin für Schulungen, Musikproben, aber auch sonstige Veranstaltungen genutzt werden.

Geplant
Der Speisesaal soll neu möbliert werden. Zudem erhält die Mönchhof-Küche voraussichtlich noch im März eine Bio-Zertifizierung. Im Mai wird die bestehende Blockhütte durch eine Waldküche, die auch im Freien genutzt werden kann, ergänzt. 2024 soll dann verstärkt der Umbau zur barrierefreien Gestaltung des Mönchhofs in Angriff genommen werden.