Es erinnert ans Toastbrot, das immer auf die Butterseite fällt. Kaum war der eine Wasserschaden im Mensa-Neubau am Degerlocher Wilhelms-Gymnasium beseitigt, trat der nächste auf. Die Eröffnung des Speisesaals verzögert sich weiter.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Der Schlüssel streikt. Elke Stern schiebt ihn andersrum ins Schloss und ruckelt etwas. Weil sich wieder nichts bewegt, versucht sie ihr Glück an der anderen Tür. Diesmal passt der Schlüssel. Elke Stern arbeitet seit anderthalb Jahren als Minijobberin für die Essensausgabe am Wilhelms-Gymnasium in Degerloch. Und wenn alles nach Plan gelaufen wäre, wüsste sie natürlich im Schlaf, welcher Schlüssel ihr Zugang in die nigelnagelneue Mensa verschafft. Doch bei dem knapp zweieinhalb Millionen Euro teuren Neubau läuft schon eine Weile nichts mehr nach Plan.

 

Der neue Termin ist „theoretisch“ nach Fasching

Am 7. Januar hätte der Speisesaal an dem Gymnasium eröffnet werden sollen. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ein Wasserschaden hat den Termin zunichte gemacht. Wohlgemerkt ein zweiter Wasserschaden, denn bereits im vergangenen Sommer hatte es einen ersten gegeben, seinetwegen musste die eigentlich angepeilte Eröffnung im September 2014 auf den 7. Januar 2015 verschoben werden (wir berichteten). Der Schulleiter Peter Hoffmann sagt jetzt sicherheitshalber, die Eröffnung sei „theoretisch“ nach den Faschingsferien Ende Februar und damit ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant.

Elke Stern läuft durch die Hinterzimmer der neuen Mensa. „Das hat alles schon mal so schön ausgesehen, herrje“, sagt sie. Einige der Türen sind inzwischen wieder ausgehängt, in den Toiletten fehlen Kloschüsseln und Waschbecken, immerhin ist das Toilettenpapier griffbereit. Nach dem ersten Bauschaden musste im Toilettenraum der Boden samt Estrich komplett erneuert werden. Kaum war die Feuchtigkeit getrocknet, kam die nächste schlechte Nachricht: Schimmel an einer Wand des Stuhllagers wegen eines neuerlichen Wasserschadens. Das erinnert ans Toastbrot, das gesetzmäßig immer auf die Butterseite fällt.

Weil sich das Wasser – unsichtbar hinterm Gemäuer – im Gebäude verteilt hat, sind in den Boden der Mensa überall Löcher gebohrt. Aus ihnen haben Spezialgeräte die Nässe gesaugt. So wie sie es im vergangenen Sommer schon getan haben. Mit dem Unterschied, dass damals noch kein Boden im Speisesaal verlegt war. Weil in ihm nun 20 Trocknungslöcher klaffen, muss ein neuer her.

Die Schadensfrequenz sei ungewöhnlich

Dass es so weit kam, erklärt Yvonne Kohler vom Hochbauamt mit „mangelhafter Ausführung“, für die nicht die Stadt zahlen muss. Die Schäden „hat man dem Handwerker schon geltend gemacht“. Wobei sie betont, dass die Stadt mit der Firma öfters zusammengearbeitet habe und grundsätzlich zufrieden sei. Sie spricht von einer Verkettung unglücklicher Umstände. Über Zahlen will sie noch nichts sagen. „Das wäre zu spekulativ.“ Nicht spekulativ ist die Einschätzung, dass die Schadensfrequenz in der Degerlocher Mensa „in der Masse ungewöhnlich“ ist, wie sie sagt.

Das sieht Elke Stern genauso. „Wir waren enttäuscht, und wir waren fast ungläubig.“ „Es ist eine nicht enden wollende Geschichte“, sagt der Schulleiter Hoffmann. Mit den Händen in den Hosentaschen steht er in der Mensa und ist nur froh, dass sich die Eltern, die ehrenamtlich Essen ausgeben, nicht verdrießen lassen. „Sie arbeiten mit ungebremstem Engagement“, sagt Hoffmann. Obwohl sich der Aufwand seit dem 7. Januar verdoppelt hat, auch ohne die neuen Räume. Aßen bisher an zwei Tagen die Woche circa 80 Schüler, wird seit dieser Woche an vier Tagen Essen verteilt. Da in dem kleinen Speisezimmer nur wenige Platz haben, müssen Schüler ihr Essen teils auf der Treppe oder im Stehen gabeln.

Im Herbst hatte Elke Stern eine Kurzeinführung in die moderne Mensaküche. Das meiste hat sie inzwischen wieder vergessen. „Man muss täglich damit zu tun haben“, sagt sie. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, dürfte dies in anderthalb Monaten der Fall sein. Dann weiß Elke Stern auch, welcher Schlüssel wo passt.