Seit zwölf Jahren pflegen das Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und das St- Francis College in Mumbai eine besondere Beziehung. Auch Covid konnte sie nicht stoppen.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Das Bedürfnis nach kulturellem Austausch hat die Pandemie überdauert: Nach erzwungener dreijähriger Covid-Unterbrechung besuchen sich Schülerinnen und Schüler des Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu) und das St. Francis-College im indischen Mumbai jetzt wieder gegenseitig.

 

Nachdem im Januar eine Schülergruppe des Ebelu nach Mumbai gereist war, erfolgte in dieser Woche der Gegenbesuch. Am Donnerstag trafen 17 indische Schülerinnen und Schüler, begleitet von ihrem Schulleiter und zwei Lehrern, in Stuttgart ein. Mit großem Hallo, wertschätzenden Worten, kleinen Aufmerksamkeiten, Tanz und anspruchsvoller Hausmusik, die zu den besonderen Stärken des Musikgymnasiums zählt, wurde die Gruppe am Freitagmorgen im provisorischen Schulgebäude in der Ludwigstraße im Stuttgarter Westen begrüßt. Mit dabei Schuleiter Mario Zecher und Unternehmer Andreas Lapp, zugleich Honorakonsul von Indien. Er unterstützt den Austausch, denn: „Es ist wichtig, dass bereits in der Schule Kontakte geknüpft werden.“ In jungen Jahren gebe es dafür eine große Offenheit.

Schon der Großvater von Hermann Hesse knüpfte enge Kontakte

Landesweit existieren rund 80 Partnerschaften mit Schulen in Indien. Die Partnerschaft zwischen dem Ebelu und dem St. Francis College in Mumbai besteht in dieser Form seit zwölf Jahren und wird intensiv gelebt. Kernstück ist der jährliche jeweils 14-tätige Austausch in der Mittelstufe, der auch vom Engagement der Gasteltern lebt.

Eine Verbindung des traditionsreichen Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums zu Indien existierte auch schon früher. Der Ebelu-Schüler Hermann Gundert (1884-1893), Großvater des Schriftstellers Hermann Hesse, lebte viele Jahre in Indien und wirkte dort als Lehrer, Missionar, und Sprachwissenschaftler. Es ist naheliegend, dass er auch Kontakte zu den Franziskanermönchen hatte, die später die St.-Francis Schule-in Mumbai gründeten. Dort werden Jungen und Mädchen bis zur 10. Klasse unterrichtet, unabhängig von ihrem religiösen Hintergrund.

„Sweet Memories“ aus Stuttgart

Pater Wilfried, der indische Schulleiter, ist hoffnungsvoll, dass seine Schülerinnen und Schüler nach dem zweiwöchigen Aufenthalt „Sweet Memories“ aus Stuttgart mit nach Hause nehmen werden – und zudem ihre Sprachkenntnisse verbessern. Deutsch gehört in St. Francis nämlich zum Schulcurriculum. Lena Moormann-Schmitz, Sport- und Englischlehrerin am Ebelu, die den Austausch und den sympathischen Auftakt am Freitag organisierte, freut sich, wie gut das das Programm bei den Schülern ankommt: „Wir haben schon wieder viele Interessenten für die nächste Runde.“