Die Stadt L.-E. befindet sich am Beginn einer Diskussion über die Schulentwicklung. An deren Ende wird wohl die Gründung einer Gemeinschaftsschule stehen.

Leinfelden-Echterdingen - Welche Art von Schulen es künftig in der Großen Kreisstadt geben wird? Auf diese Frage wissen Bildungsexperten, Eltern, Kommunalpolitiker und die Verwaltungsspitze der Kommune zurzeit keine Antwort. Klar scheint im Augenblick nur eines zu sein: Auch in Leinfelden-Echterdingen hat die Werkrealschule spätestens seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlungen den geringsten Zulauf aller weiterführenden Schulen. Bundesweit gibt es „einen Trend zum zweigliedrigen Schulsystem“, sagte Norbert Brugger, Dezernent beim Städtetag Baden-Württemberg, am Montagabend bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung der Stadt zur Schulentwicklung.

 

Brugger, von Oberbürgermeister Roland Klenk als „Papst des Schulwesens“ im Walter-Schweizer-Kulturforum begrüßt, schilderte ausführlich die Möglichkeiten und die gesetzlichen Grenzen, die landesweit zurzeit gelten. Klenk und auch der für das Schulwesen in der Stadt zuständige Bürgermeister Alexander Ludwig betonten, dass man am Anfang eines neuen Diskussionsprozesses stehe. „Dabei soll möglichst viel Information an möglichst viele Bürger fließen“, sagte Klenk. Er denke dabei auch daran, die Kindergärten mit einzubeziehen, „denn dort sind ja die Schüler von morgen“. Festgelegt auf ein bestimmtes Modell sei er noch nicht, sagte der OB. „Ich weiß noch nicht, welches der richtige Weg für unsere Stadt sein wird“.

Schulbürgermeister sucht Konsens

„Unsere Schulpolitik sollte nicht im Dissens entschieden werden“, sagte Bürgermeister Ludwig. „Wir brauchen einen Schulkompromiss“. Er möchte im Dialog mit den Betroffenen einen „weitestmöglichen Konsens herstellen“ und vor allem eines vermeiden: überstürztes Handeln.

Welche Variante einer Gemeinschaftsschule – neben den Gymnasien künftig wohl die zweite Säule der Schulbildung nach der Grundschule – für die Stadt die beste sein könnte, steht nach der ersten öffentlichen Veranstaltung zum Thema noch in den Sternen. Dass es auf eine Änderung hinausläuft angesichts rückläufiger Anmeldungen bei der Werkrealschule/Hauptschule (Ludwig-Uhland-Schule), zog Referent Norbert Brugger nicht in Zweifel: „Die Dreigliedrigkeit im Schulsystem hat sich als nicht tragfähig erwiesen. Es gibt ein dramatisch verändertes Übergangsverhalten auf Realschulen und Gymnasien“, sagte er. Haupt- und Werkrealschulen seien „so nicht mehr weiterführbar“.

Porzellan zerschlagen

Die von der Landesregierung initiierte Gemeinschaftsschule kritisierte Brugger jedoch als „zu schnell und zu unüberlegt eingeführt“. Es sei viel Porzellan in Richtung Realschulen und Gymnasien zerschlagen worden. Er rät den Beteiligten in Leinfelden-Echterdingen dazu, sich nicht auf die Erfindung neuer Systeme zu fokussieren, sondern die kommunale Schulentwicklung auf der Basis der Möglichkeiten zu diskutieren. Brugger nannte als eine Option auf dem Weg zum Zwei-Säulen-Modell die Bildung eines Schulverbunds aus Gemeinschaftsschule und Realschule unter der Prämisse „Wandel durch Annäherung“.

Auch zum Thema Ganztagsgrundschulen steht die Stadt Leinfelden-Echterdingen noch vor weit reichenden Entscheidungen, die durch eine veränderte gesetzliche Lage beeinflusst werden dürfte, nämlich dann, wenn 25 Schüler klassenübergreifend ausreichen, um für eine Schule einen Ganztagsbetrieb zu beantragen. Laut Brugger stehen neue Genehmigungen durch das Land zurzeit jedoch noch unter dem Vorbehalt, dass im Haushalt des Landes ausreichend Geld bereit gestellt wird.

Noch keine Beschluss

Mehrere Gemeinderatsfraktionen können sich vorstellen, dass die Zeppelinschule in Echterdingen als sogenannte gebundene (verpflichtende) Ganztagsschule geführt wird. Auch zu diesem Themenkomplex gibt es noch keine Beschlüsse durch den Gemeinderat. Konsens ist auch, dass eine Diskussion über die künftige Schullandschaft nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfe. Der Blick müsse dabei auch auf das berufliche Schulwesen gerichtet und das Gespräch mit Nachbarkommunen gesucht werden, hieß es auf Nachfrage. Über den Zeitraum, in dem das absolviert werden sollte gehen aber die Erwartungen auseinander. Die Einschätzungen reichen dabei von einem Jahr (SPD) bis hin zur Annahme, dass sie die nächsten Landtagswahlen überdauern werden (Freie Wähler). Womit sich wohl auch Hoffnungen auf einen Kurswechsel in der Bildungspolitik verknüpfen.