Noch vor einem Jahr schien das Aus der Hirschbergschule im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim besiegelt – jetzt wünschen sich Stadträte, dass die bisherige Werkrealschule Gemeinschaftsschule wird.

Ludwigsburg - Die erste Ludwigsburger Gemeinschaftsschule ist erst im September an den Start gegangen, aber schon vorher war die Debatte über den Standort für eine zweite Gemeinschaftsschule aufgeflammt. Der Schultyp ist so erfolgreich und die Nachfrage so groß, dass das Gebäude an der Ecke See- und Alleenstraße spätestens 2019 an seine Kapazitätsgrenze stoßen wird. In den Haushaltsberatungen haben die SPD und die CDU deshalb erneut als mögliche Alternative die Hirschbergschule in Eglosheim ins Spiel gebracht.

 

Nach aktueller Lage ist der Weg für eine solche Lösung versperrt: zwei Grundsatzbeschlüsse des Gemeinderates aus den Jahren 2012 und 2014 stehen dem entgegen. Im ersten Fall hatte das Gremium beschlossen, dass es in Ludwigsburg nur mindestens dreizügige Gemeinschaftsschulen geben solle, im zweiten war das Ende der Hirschberg-Werkrealschule (WRS) besiegelt worden. Dort, wo die Bewerberzahl so stark gesunken ist, dass keine Eingangsklassen mehr gebildet werden können, sollen Werkrealschulen auslaufen. Der Plan ist es, die Oststadtschule I zur letzten und einzigen WRS-Bastion zu machen – dorthin ziehen auch sukzessive die Schüler der Justinus-Kerner-Schule um.

Zwei- oder dreizügige Schule?

Jetzt aber scheint fast alles wieder offen zu sein: die SPD hat beantragt, den Grundsatzbeschluss zur Dreizügigkeit von Gemeinschaftsschulen aufzuheben, und die CDU plädiert für eine zweizügige Gemeinschaftsschule in den Räumen der bisherigen Hirschberg-Werkrealschule. Eglosheim biete sich als Schulstandort für eine weiterführende Schule an, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Herrmann. „Wir haben dort Räume, das muss aber nicht zwingend eine Ganztagsschule sein.“ Auch die Vertreter der Leitung der Hirschbergschule sowie der Bürgerverein Eglosheim wünschen sich eine Zukunft für die bisherige Werkrealschule im Stadtteil.

„Es ist sehr kompliziert“, meint Renate Schmetz, die Leiterin des städtischen Fachbereichs Bildung und Familie. Selbst wenn der Gemeinderat seinen Beschluss über die Dreizügigkeit von Gemeinschaftsschulen kassiere, seien die räumlichen Kapazitäten in Eglosheim gering. Im bestehenden Gebäude gebe es nicht genug Räume, um die bis zu einer Abiturreife nötigen Lehrkräfte und -angebote vorhalten zu können. „Wir könnten dort nur eine zweizügige Schule bis zur Mittleren Reife einrichten“, sagt Schmetz. Bekäme also die Hirschbergschule den Zuschlag, müsste die Stadt Ausschau nach einem dritten Standort halten, an dem noch eine weitere zweizügige Schule öffnen könnte.

Oder sie müsste in Eglosheim anbauen. Was aber wiederum mit der Prioritätenliste für Investitionen im Hochbau kollidieren würde, auf die sich der Gemeinderat verpflichtet hat. Ludwigsburg könnte eine zweite Gemeinschaftsschule frühestens zum Schuljahr 2017/18 beantragen, bezogen werden sollte sie spätestens 2019/20.

Neues Gutachten erwartet

„Wir gehen zurzeit davon aus, dass wir zwar einen Bedarf für eine dreizügige Gemeinschaftsschule haben, aber nicht für vier Jahrgangsklassen“, sagt die Fachbereichsleiterin. Außerdem bestehe die Gefahr, dass man sich mit drei Standorten verzettele. „Bei unseren Überlegungen war uns immer daran gelegen, dass es ein Standort nahe der Innenstadt ist, der auch verkehrstechnisch gut angebunden ist.“

Sprich: die Oststadtschule I wäre die erste Wahl der Stadtverwaltung: nicht nur für eine WRS, sondern auch für eine Gemeinschaftsschule. Mit einer Entscheidung sei nicht vor Frühjahr 2016 zu rechnen, sagt Schmetz. Bis dahin läge auch ein weiteres Gutachten zur Schülernachfrage und zum Raumbedarf vor. Außerdem sollen die Stadträte im Februar noch einmal in Klausur gehen.