Die Ludwigsburger Stadträte haben die Fusion von zwei Werkrealschulen beschlossen. Das Vorhaben ist teuer. Denn für ein Interimsquartier muss für viel Geld ein Gebäude saniert werden, dass in wenigen Jahren abgerissen werden soll.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der FDP-Stadtrat Johann Heer klagte über Bauschmerzen, bei seinem Freie-Wähler-Kollegen Reinhardt Weiss knirschten die Zähne, Christine Knoß (Grüne) sagte, dass es „weh tut“, und der Ludwigsburger Bürgermeister Konrad Seigfried berichtete, er müsse „schwer schlucken“. Auch wenn das nach einer Unterhaltung von Patienten im Wartezimmer klingt – tatsächlich handelt es sich um Zitate aus der Ludwigsburger Ausschusssitzung am Donnerstag. Und keine Sorge: den Mitgliedern geht es gut. Die Zipperlein sind mental und beziehen sich auf die Beschlüsse, die das Gremium zu fällen hatte.

 

Vier Punkte standen in der Beratungsvorlage, und die ersten drei waren unumstritten, obwohl es um grundlegende Weichenstellungen in der Schulpolitik ging. Wie zu erwarten, votierten die Räte einstimmig dafür, die Justinus-Kerner-Werkrealschule vom Campus in der Innenstadt in die Oststadt zu verlagern und zum Schuljahr 2015/2016 mit der Oststadtschule zu fusionieren. Justinus Kerner wird der Namenspatron der neuen Einrichtung sein. Die Hirschberg-Werkrealschule in Eglosheim soll erhalten bleiben und erst aufgelöst werden, wenn keine neue Eingangsklasse mehr gebildet werden kann, was nach Ansicht aller Beteiligten in wenigen Jahren der Fall sein wird. Von den einst sechs Haupt- oder Werkrealschulen in Ludwigsburg bleibt langfristig eine übrig.

Ludwigsburg reagiert auf die sinkenden Anmeldezahlen

Ludwigsburg reagiert mit der Bündelung auf die stark gesunkene Nachfrage nach diesem Schultyp, die aller Voraussicht nach weiter sinkt, wenn 2015 die erste Gemeinschaftsschule eröffnet. „Wir müssen der Wirklichkeit ins Auge sehen“, sagte Seigfried. Und weil die Verwaltung die Fusion intensiv mit Lehrern, Eltern, dem Schulamt und dem Regierungspräsidium vorberaten hatte, wurde im Ausschuss kaum über die grundsätzlichen Fragen diskutiert. Die Werkrealschulen in der Innenstadt zusammenzulegen, stand nicht zur Debatte, denn am Campus wird es wegen des Zustroms an die Gymnasien und die Realschule immer enger.

Die Kritik entzündete sich dann umso massiver an den – sehr teuren – Details. Weil das Gebäude in der Oststadt nicht alle Schüler gleichzeitig aufnehmen kann, kann die alte Justinus-Kerner-Schule nur sukzessive dorthin umziehen. Allerdings haben deren Schüler schon 2015 keine Heimat mehr, weil der Gebäudeblock, in dem ihre Schule aktuell mit dem Goethe-Gymnasium untergebracht ist, bald generalsaniert wird. Und dieses Vorhaben kann nicht verschoben werden, weil sonst in großem Umfang Fördergeld verloren gehen würde.

Der Brandschutz im Interimsquartier wird teuer

Es wird demnach ein Interimsquartier benötigt, und das ist der Punkt, der allen Schmerzen bereitet. Die Schüler sollen übergangsweise in zwei Gebäuden der ehemaligen Silcherschule lernen, wobei vor allem das Haus an der Mathildenstraße ziemlich marode ist. Es soll in spätestens zehn Jahren abgerissen und neu gebaut werden, um dort dann Teile der Stadtverwaltung unterzubringen. Bis dahin aber ist das Gebäude frei – allerdings gibt es einen gewaltigen Haken: den Brandschutz.

Damit die Stadt dort, wo noch vor nicht allzu langer Zeit Schüler unterrichtet wurden, wieder Schüler unterrichten lassen kann, muss sie 1,175 Millionen Euro investieren. Das hat ein externes Gutachten ergeben. Ein Großteil der Ausgaben entfällt auf den Brandschutz, denn die Bestimmungen werden immer strenger. „Da gibt es keinen Spielraum“ sagte Mathias Weißer, der Leiter des Hochbauamts.

Das Gebäude wird erst saniert – und später abgerissen

Es ist eine bittere Pille, schließlich wird das Geld in Mauern gepumpt, die dann nicht mehr lange stehen. Allerdings steht auch kein anderes Gebäude als Zwischenbleibe zur Verfügung, und eine Containerlösung für derart viele Schüler wäre nach den Berechnungen der Verwaltung noch teurer. Angesichts dieser Voraussetzungen wählte der CDU-Mann Claus-Dieter-Meyer noch drastischere Krankheitsbilder: „Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera.“

Letztlich blieb den Stadträten nichts anderes übrig, als den Umbau der Silcherschule und den Einbau der Brandschutzvorrichtungen zu beschließen – und zwar ebenfalls einstimmig. Das letzte Wort hat jetzt der Gemeinderat, der sich am 19. November mit dem Thema befasst. Vermutlich ein letztes Mal, denn die Zustimmung zu allen vier Punkten gilt nach dem eindeutigen Empfehlungsbeschluss des Ausschusses als sicher.