Elterntaxi-Stand vor der Justinus-Kerner-Grundschule Foto: Stefanie/ Schlecht
Nach dem Ende der Sommerferien zeigt sich, wo auf dem Weg in den Unterricht noch Nachholbedarf besteht: Unpünktliche Busse und Bahnen sind ebenso ein Problem wie Elterntaxis, analysiert unser Redakteur.
Mit schöner Regelmäßigkeit stehen nach den Sommerferien nicht nur die Mühen des Schulalltags wieder auf der Tagesordnung, sondern auch die unschönen Begleiterscheinungen. Stichwort: Schulwege. Obwohl der Schuljahresstart so sicher kommt wie das Amen in der Kirche: Der Start des Schülerverkehrs im September verläuft in aller Regel holprig. Busse kommen zu spät oder gar nicht, fahren an Haltestellen vorbei oder sind hoffnungslos überfüllt. Und wenn das erste Herbstlaub auf die S-Bahn-Gleise weht, lässt die nächste Weichenstörung nicht lang auf sich warten. Nicht wenige Schüler sind an den ersten Schultagen deshalb unpünktlich erschienen. Schade.
Dabei hat sich die Situation im Vergleich zu vergangenen Jahren durchaus gebessert. Insbesondere auf der wichtigen Achse zwischen Hildrizhausen, Altdorf und Holzgerlingen blieb es im aktuellen Schuljahr ruhig. Dort gab es in den Vorjahren den ein oder anderen Eklat, als überfüllte Schulbusse an manchen Haltestellen gar nicht mehr anhielten und die wartenden Pennäler im wahrsten Wortsinne im Regen stehen ließen. Davon war im angelaufenen Schuljahr nichts mehr zu vernehmen.
Für die Schönaicher hatten sich Landratsamt und Busunternehmen angestrengt und auf der Route nach Böblingen zu einem Verstärkerbus durchgerungen – sehr zur Erleichterung genervter Eltern. Zwar streikte hie und da die Technik und der Bus kam nicht an allen Tagen wie geplant, aber immerhin. Das Beispiel zeigt, wie wichtig ein sinnvolles Beschwerdemanagement ist. Ein solches hat die Stadt Böblingen gemeinsam mit dem Landkreis aufgesetzt, um der Flut an Unmutsbekundungen Herr zu werden. Mit Erfolg: Das gemeinsame Beschwerdeformular hat sich im zweiten Jahr bewährt, die Bearbeitung funktioniert nun reibungsloser.
Haltestelle vom „Bus auf Beinen“ in Holzgerlingen Foto: Archiv/Stefanie Schlecht
Der Großteil der Schüler allerdings gelangt zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule, was noch immer der Königsweg ist. Sie sind nicht abhängig von einem Verkehrsmittel, stoßen keine Abgase aus und bleiben in Bewegung. Stolpersteine gibt es dennoch, wie die Aktion „Achtung, Schulweg!“ unserer Zeitung eindrucksvoll zeigt. Gemeinsam mit der Rechercheplattform Correctiv haben wir Eltern im Kreis aufgerufen, Problemstellen in einem digitalen Tool zu melden. Die Resonanz ist überwältigend: An die 200 Meldungen erreichten uns seit Start im Juli.
Bild von Brennpunkten
So entsteht ein Bild der Brennpunkte in den Städten und Gemeinden: unübersichtliche Kreuzungen, gefährliche Übergänge oder völlig zugeparkte Einfahrten. Damit konfrontiert, betonen die Rathäuser stets, um sichere Schulwegen bemüht zu sein. Tatsächlich dauert es aber oft Jahre, bis etwas geschieht und Stellen entschärft werden. Doch der Appell muss dabei auch an die Autofahrer gehen, die unmöglich parken oder rund um Schulen fahrlässig schnell unterwegs sind.
Dass bei so vielen Stolpersteinen manche Eltern zu den Taxifahrern ihrer Kinder werden, mag man aus menschlicher Sicht verstehen. Das Problem verlagert sich aber nur: Vor dem Schulhaus drängen sich am Morgen dann die Autos, es kommt insbesondere im dunklen Winter zu brenzligen Situationen in dem hektischen Gewusel. Zwar mag das eigene Kind im Elterntaxi sicherer und schneller ankommen, das geht jedoch auf Kosten der Sicherheit anderer.
Umso lobenswerter ist da die Initiative „Bus auf Beinen“ des Böblinger Landratsamtes. Eltern begleiten Gruppen auf dem Weg zur Schule, sogar ein kleines Netz an Haltestellen gibt es. So wächst der morgendliche Tross sukzessive und alle kommen am Ende sicher an. Ein toller Beitrag zur Verkehrserziehung und Unfallprävention, der obendrein noch die Umwelt schont.