238 Euro geben Eltern in Deutschland zum Schulstart pro Kind aus. Das hat eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) ergeben. Gekauft werden Schreibwaren, Hefte, Ranzen und andere Produkte. Stuttgarter berichten über die neuesten Trends.

Stuttgart - Rosa ist er und quadratisch, fast kastenförmig. Auf jeden Fall nicht das, was man in der sechsten Klasse auf dem Gymnasium so trägt. Katharina Bolkart muss selber schmunzeln, als sie den alten Schulranzen aus der Grundschule neben ihrem blauen Rucksack stehen sieht. Die Elfjährige kommt heute in die sechste Klasse – die Trennung vom „rosa Kasten“ erfolgte aber schon im vergangenen Jahr beim Wechsel auf das Stuttgarter Mörike-Gymnasium. Der blaue Rucksack ist heute noch ziemlich leer – die meisten Hefte und Ordner wird die Schülerin erst in den nächsten Tagen kaufen.

 

Für Marc Simmendinger wird das eine arbeitsreiche Woche. In seinem Schreibwarengeschäft an der Böblinger Straße in Heslach hat er für die ersten Schultage zusätzliches Personal eingestellt: „Montag, Dienstag und Mittwoch wird am meisten los sein.“ Dann erhalten die Schüler ihre Anschaffungslisten von den Lehrern. Für Familien kann das recht teuer werden: 238 Euro geben Eltern in Deutschland zum Schulstart pro Kind aus. Das hat eine Umfrage ergeben, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Gekauft werden Schreibwaren, Hefte und andere Produkte. Ranzen gehören zur teuersten Anschaffung: Mehr als hundert Euro kosten viele Modelle. Marc Simmendinger hat sie jedoch fast ganz aus dem Sortiment gestrichen. „Das eine Kind will Feen, das andere Ritter, das dritte besteht auf Walfischen. Und dazu das passende Walfischmäppchen! Jedes Jahr gibt es neue Motive – und dann bleibt man auf den Alten sitzen.“ Manche Geschäfte seien deshalb dazu übergegangen, Schulranzen-Partys zu veranstalten, bei denen die Hersteller mit ihren Produkten vorbeikommen. Die GfK-Umfrage hat zudem ergeben, dass Ranzen und Rucksäcke immer häufiger im Internet gekauft werden. Demnach informiert sich jeder Zehnte über den Ranzen im Geschäft, kauft diesen dann jedoch online. Jeder Fünfte macht sich über Schulranzen im Internet kundig und bestellt auch in einem Online-Shop.

Tintenkiller sind an manchen Schulen verboten

Ein Blick in Katharinas blauen Rucksack zeigt, dass sich der Inhalt im Laufe der Jahre allerdings wenig verändert hat: Hefte, Bücher, Mäppchen, Füllfederhalter und Geodreieck gehören noch immer zur Grundausstattung jedes Schülers. Die einzige Extravaganz findet sich in Katharinas Mäppchen: rote Patronen für den Füllfederhalter. „Die dürfen wir aber nicht bei Klassenarbeiten benutzen“, erklärt das Mädchen. Einen anderen Trendartikel führt der Schreibwarenladen Simmendinger: einen Tintenroller mit einem unscheinbaren Stück Plastik am Ende. „Wenn man damit über das Geschriebene reibt, verschwindet die Schrift“, erklärt Marc Simmendinger. Das Geheimnis: eine Art Thermotinte, die bei Wärme verschwindet und bei Kälte wieder auftaucht. Legt man das Heft ins Eisfach, wird die Schrift wieder sichtbar. Ein Trend, der schon Ärger gemacht hat: „Ein Schüler hat seine Klassenarbeit mit einem solchen Stift geschrieben. Die Lehrerin ließ die Klassenarbeiten in ihrem Auto liegen, das in der prallen Sonne parkte.“ Die Schrift war weg, dem Schüler drohte eine Sechs. „Seither warne ich die Käufer vor“, sagt Simmendinger. Auch beim Füllfederhalter sind heute einige Regeln zu beachten: Am Mörike-Gymnasium ist der beliebte Tintenkiller, mit dem sich kleine Fehler ausbessern lassen, verboten – aus Umweltschutzgründen. „Daran halten sich die meisten aber nicht“, verrät Katharina. Selbst die Einwegpatronen aus Plastik sind manchem inzwischen ein Dorn im Auge: Die Stadt Stuttgart rät in ihren Umwelttipps zum Schulanfang zu „aufziehbaren Konverterpatronen“ oder besser noch zum „Kolbenfüller mit integriertem Tank“.

Während in Deutschland gerade Familien mit mehreren Kindern über die Ausgaben klagen, ist der Schulstart für Kinder in Krisengebieten wirklich dramatisch. Darauf macht der Augsburger Husain Mahmoud, der aus Aleppo stammt, aufmerksam. Er sammelt ausgediente Schulranzen für syrische Flüchtlingskinder in der Türkei. Mehr als tausend Schulranzen, meist mit Heften und Stiften gefüllt, wurden schon bei ihm abgegeben. Sie sollen bald an syrische Flüchtlingskinder verteilt werden.

Ein Projekt, das im nächsten Schuljahr auch für Stuttgart denkbar wäre. So könnte mancher „rosa Kasten“ andernorts einen glücklichen Schulanfang bereiten. Katharina Bolkart würde sich darüber freuen.

Tipps für den Schulanfang

Umweltschutz Zum Schuljahresbeginn stehen oft viele Anschaffungen an, bei denen auch auf die Umwelt geachtet werden kann. Das Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart rät dazu, Vesperdosen zu nutzen – so könnten Abfälle wie Alufolie und Plastiktüten vermieden werden. Anstelle von Einwegflaschen oder Tetrapack werden robustere wiederfüllbare Flaschen empfohlen. Schulhefte, Heftumschläge und Schreibblöcke sollten aus Recyclingpapier bestehen – am besten mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ versehen. Außerdem rät das Amt für Umweltschutz zu Blei- und Buntstiften ohne Lackierung. Textmarker können Lösungsmittel und Konservierungsmittel enthalten, stattdessen können Buntstifte in Neonfarben verwendet werden.

Beratung Weitere Fragen beantwortet die Umweltberatung der Stadt unter der E-Mail-Adresse: umweltberatung@stuttgart.de.