Insgesamt 36 Achtklässler der Michael-Bauer-Schule in Vaihingen führen ihr Theaterstück „Funkenflug“ auf. Sie erwecken die Kartoffelrevolution von 1848 in Berlin auf der Bühne zu neuem Leben.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Preußen in den Jahren 1847 und 1848. Friedrich Wilhelm IV., König von Gottesgnaden, regiert das Land. Einerseits Förderer von Kultur und Wissenschaft, verkennt er andererseits die Erfordernisse der Zeit und hält an der Ständeordnung fest. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen aus den preußischen Provinzen nach Berlin ziehen. Viele sind auf die Unterstützung seitens der Armenfürsorge angewiesen. Als die Preise immer weiter steigen, eskaliert die Situation. Es kommt zu Tumulten und Plünderungen auf den Märkten und in den Geschäften. Die Polizei ist nicht mehr Herr der Lage, das Militär muss eingreifen. In der Stadt brodelt es. Forderungen nach Gleichberechtigung, nach Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit werden laut. Es kommt zu der sogenannten Kartoffelrevolution. Viele Menschen werden verhaftet, 20 Frauen, Männer und Kinder finden den Tod.

 

Geschichte des 19. Jahrhunderts live auf der Bühne

Das ist der historische Rahmen für das Theaterstück „Funkenflug“, das die Achtklässler der Michael-Bauer-Schule in dieser Woche zeigen. Die Lehrerinnen Barbara Frebel und Katharina Schneemann haben den historischen Stoff bearbeitet. Sie haben Klaus Kordons Roman „1848 – die Geschichte von Jette und Frieder“ adaptiert. Der Lehrer Hajo Weber hat die Geschichte musikalisch bearbeitet. Das Ergebnis ist am Freitag, 7., und Samstag, 8. November, zu sehen.

Die 36 Achtklässler sind während des Geschichtsunterrichts auf Klaus Kordons Roman gestoßen. Schon seit dem Frühjahr beschäftigen sie sich intensiv mit dem Stoff.

Lehrplan und Schülerinteressen sind im selben Boot

Für die Klassenlehrerin Gabi Strauß-Kegel war es durchaus „knifflig“ ein Theaterstück auszuwählen. „Es ist nicht einfach, die Wünsche der Schüler mit den pädagogischen Ansprüchen in Einklang zu bringen“, sagt sie. Das Interesse an der Politik, vor allem seitens der Jungen, habe dann den Blick auf den historischen Stoff gelenkt. In dem Roman, den man nun gewählt habe, würden sich die Interessen der Schüler gut mit den Erfordernissen des Lehrplans decken, findet die Klassenlehrerin.

Das Leben vor 170 Jahren in der Praxis

Für die Schüler und Lehrer war das Einstudieren des neuen Stückes eine große Herausforderung. Die Mädchen und Jungen haben die gesamten Herbstferien geprobt, jeden Tag standen sie auf der Bühne. Strauß-Kegel lobt das Durchhaltevermögen der Schüler. Sie habe viel von ihnen fordern müssen, sagt die Lehrerin. Doch sie wisse auch, dass diese intensive Erfahrung ein Leben lang präge. „Die geforderte Präsenz auf und hinter der Bühne, das soziale Miteinander und die Förderung der Empathiefähigkeit ist für die Entwicklung der Schüler sehr wichtig“, findet Strauß-Kegel. Außerdem würden die Jugendlichen auf diese Weise ganz praxisbezogen lernen, was es bedeutete, vor knapp 170 Jahren zu leben und wie anders die Menschen damals gedacht haben.

Das Schicksal der Geschwister Mundt

Konkret geht es in dem Stück „Funkenflug“ vor dem historischen Hintergrund der 1848er-Revolution um das Schicksal der Geschwister Mundt. Jette und Guste hatten eine glückliche Kindheit. Doch dann sterben ihre Eltern und sie müssen um ihr täglich Brot kämpfen. Jette lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Guste und deren Sohn Fritzchen in einer kleinen Mietwohnung in Berlin. Im selben Haus wohnt auch der nette Zimmermannsgeselle Frieder, mit dem Jette ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Doch eines Abends wartet sie vergeblich auf Frieder.

Aufführungen
: Die Achtklässler der Michael-Bauer-Schule zeigen das Stück „Funkenflug“ am Freitag und Samstag, 7. und 8. November. Die Vorstellungen im Festsaal der Michael-bauer-Schule, Othellostraße 5, beginnen jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.