Die Schulleiterin Karin Winkler hofft jetzt auf die Fürsprache der Fraktionen bei den Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/2017.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Nord - Die Schulleiterin des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums (Ebelu), Karin Winkler, bangt um die Zukunft ihrer Schule. Bis vor einigen Tagen standen alle Zeichen auf Modernisierung und Erweiterung. Das Bauvorhaben war im Entwurf des Doppelhaushalts für 2016/17 aufgeführt, doch jetzt ist es nicht mehr auf der grünen Liste der Projekte, die von der Verwaltung vorgeschlagen werden. Das Ebelu ist auf der sogenannten roten Liste gelandet. Aus ihr können die im Gemeinderat vertretenen Fraktionen Projekte auswählen und in zweiter oder dritter Lesung des Haushalts zur Disskussion und Abstimmung stellen. Theoretisch wäre es also möglich, dass der beschlossene Ausbau des Ebelu so doch wieder auf die grüne Liste kommt und eine realistische Chance besteht, dass dafür im Etat Investitionsmittel eingestellt werden. Deshalb hat Karin Winkler einen Brandbrief an alle Fraktionen geschrieben, in dem sie einmal mehr die Dringlichkeit des Projekt unterstreicht und um Unterstützung bittet.

 

Parteien beginnen mit ihren internen Haushaltsberatungen

Tatsächlich beginnen die Parteien erst in diesen Tagen mit ihren internen Haushaltsberatungen. Martin Körner, der Fraktionsvorsitzende der SPD, bittet deshalb um Geduld, bis die Ergebnisse in zwei Wochen veröffentlicht werden. Auch Alexander Kotz (CDU) will sich vorab nicht festlegen. „Obwohl wir nicht alles gut finden, was der Oberbürgermeister signalisiert“, sagt er. Kotz verweist darauf, dass es umso schwieriger sei, ein Projekt auf die grüne Liste zu hieven, je teurer es sei. Bei dem Gesamtpaket für das Ebelu handelt es sich um ein Volumen von 34 Millionen Euro. Ähnlich wie Kotz sieht das auch die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Gabriele Nuber-Schöllhammer. „Das wird schwierig, denn es gibt zwei große Schulprojekte, die auf der roten Liste sind“, sagt sie. „Wir waren darüber selbst total erstaunt, denn die Konzeption für das Ebelu stand fest.“ Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anna Deparnay-Grunenberg könnte sich auch einen Kompromiss für das Gymnasium vorstellen: „Einfach gar nichts für das Ebelu zu machen, geht mit uns nicht.“

Die Schule benötigt zusätzliche Räume, denn vor zwei Jahren wurde der Musikzug für hochbegabte Schüler eingerichtet. 2022 wird er komplett sein und dann Platz für acht Klassen mit zusammen 120 Schülern benötigen. So soll die gegenwärtige Turnhalle zum Beispiel zum Proben-und Musiksaal umgebaut werden. Die Oberstufenschüler büffeln seit zwei Wochen in einem Interimsbaus, der zum Schuljahresbeginn feierlich eingeweiht wurde. Er wurde als Ausweichquartier erstellt, damit während der Sanierung eine Rochade der Klassen möglich ist. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble der Architekten Adolf und Hans Bregler am Herdweg wurde 1957 fertiggestellt und ist in die Jahre gekommen. „Kurz vor den Sommerferien ist ein Fensterflügel auf eine Lehrerin gestürzt“, berichtet Karin Winkler. Die Pädagogin trug mittelschwere Verletzungen davon. Aktuell hat ein zunächst unbemerkter Wasserrohrbruch der alten Leitungen die Zimmerdecke in einem der oberen Geschosse geflutet, in den Sommermonaten verbreiten die alten Toilettenanlagen der Jungs bis in die Flure ihre Gerüche und in der Turnhalle ist das Dach undicht, zählt Karin Winkler auf. „Wir warten schon sehr dringend auf die Sanierung“, klagt sie.

Zeitplan für die Interimsnutzung käme durcheinander

Mit der Einführung des Musikzugs votierte der Gemeinderat 2013 einstimmig dafür, auch die baulichen Voraussetzungen dafür zu schaffen und die Sanierung und Erweiterung des bestehenden Gymnasiums zu genehmigen. Daran erinnert die Schulleiterin in ihrem Brief. Das Architekturbüro Lederer, Ragnarsdottir und Oei wurde beauftragt und Mitte 2013 ein Finanzierungs-und Projektplan erstellt. Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamtes, findet die jetzt womöglich anstehende Verschiebung des Projekts angesichts der Einführung des Elitezugs für musikalisch Hochbegabte Schüler unpassend und weist auf die Verwaltungshoheit des Gemeinderats hin.

Auch der Zeitplan für die Interimsnutzung des ehemaligen Schulhauses der Hedwig-Dohm-Schule käme so durcheinander. Dort werden demnächst Flüchtlinge untergebracht, dann soll es als Ausweichquartier für das unweit entfernte Ebelu während der Sanierung dienen und danach das Wirtschaftsgymnasium West einziehen.