In einer Serie erzählen Menschen, die bekannt geworden sind, von ihrer Schulzeit in einem der Bezirke unterm Fernsehturm. Diesmal: die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, die die Albschule in Degerloch besuchte.

Degerloch - In die Schule muss jeder. Sibylle Lewitscharoff beschreibt sich selbst als diskussionsfreudige Schülerin, die gern zum Unterricht gegangen ist. Die bekannte Schriftstellerin war an der Degerlocher Albschule und am Heidehofgymnasium.

 
Meine Schulen:
Die Albschule (ab 1961) und Heidehofgymnasium
Spitzname in der Schulzeit: Lewis
Kernfächer: Ich hatte die normale Verteilung eines sprachorientierten Gymnasiums – Latein, Englisch, Französisch und das Übliche.
Lieblingsfach: Geschichte und Deutsch
Hassfach: Mathematik – darin war ich eine absolute Niete.
Lewitscharoff heute Foto: dpa
Mitgliedschaft in AGs: keine
Lieblingslehrer:
Unser Geschichtslehrer im Gymnasium, Herr Buder
Ein Fach, das der Schule gefehlt hat:
Ein besserer Kunstunterricht wäre schön gewesen, dann wäre dies bestimmt mein Lieblingsfach geworden.
Meine Rolle in der Klasse: Ich war immer diskussionsfreudig und zeitweilig Klassensprecherin.
Meine perfekte Lunchbox:
Ich hatte nie eine Lunchbox dabei.
Mein Lieblingsort in der großen Pause:
Mittendrin!
Mein Schwarm in der Schulzeit:
Ausschließlich Bob Dylan.
Das Highlight meiner Schulkarriere:
Keine allzu spezifischen Höhepunkte. Ich bin gern zur Schule gegangen.
Mein genialster Streich:
Ich war diskussionsversessen, mündlich frech, aber nicht sonderlich streichbegabt.
Das Nützlichste und das Unnützeste, was ich gelernt habe:
In Mathematik bin ich nie wirklich über Subtraktion und Addition hinausgelangt. Alles weitere war vergebliche Liebesmüh. Wirklich gut war der Geschichtsunterricht im Gymnasium.
Das wollte ich werden, wenn ich groß bin:
Ich wollte bildende Künstlerin werden oder aufsehenerregende Revolutionärin.
Jemand, der mir aus der Schulzeit besonders in Erinnerung geblieben ist:
An meine Freundinnen erinnere ich mich gern. Wir waren ein gutes, zündendes Team.
Die letzte Stunde freitags war ich...
...nie verschlafen. Wenn’s mir fad wurde, habe ich nebenher Papiere vollgekritzelt und mir Storys ausgedacht...
Ich musste schon mal nachsitzen, da ich....
Ich musste noch nie nachsitzen
Kontakt zu alten Schulkameraden...
...habe ich, und zwar mit hohem, lachlustigem Vergnügen.
Wiedersehen mit meiner Schule:
Ursprünglich hat mich das Heidehofgymnasium nach Verleihung des Büchner-Preises zu einer öffentlichen Lesung in der Schule eingeladen. Diese Feiglinge haben die Einladung widerrufen wegen meiner Dresdner Rede (siehe Kasten unten). Inzwischen war ich in zwei anderen Schulen eingeladen, und da gab es nicht das geringste Problem damit – zumal man mit mir gut diskutieren kann und ich nicht auf meinem Standpunkt beharre. Ich schätze durchaus zündend vorgetragene Haltungen, die nicht die meinigen sind.

Biografisches zu Sibylle Lewitscharoff

Sibylle Lewitscharoff wird 1954 in Stuttgart geboren. Ihre Familie kam in den 40er-Jahren von Bulgarien nach Deutschland. Sie begeistert sich schon früh für Literatur, schreibt selbst Geschichten. Nach dem Abitur nimmt Lewitscharoff ein Studium der Religionswissenschaften an der Freien Universität in Berlin auf. Bevor sie anfängt, selbst Romane zu schreiben, arbeitet Sibylle Lewitscharoff als Buchhalterin. Im Jahr 1994 erscheint dann ihr erstes eigenes Werk mit dem Titel „36 Gerechte“.

Von da an geht es mit ihrer Karriere als Autorin steil bergauf. Sie erhält zahlreiche Auszeichnungen für ihre Werke. Zum Beispiel der Ingeborg-Bachmann-Preis, der Berliner Literaturpreis, der Georg-Büchner-Preis und der Kleistpreis. Sie ist Mitglied in der Akademie der Künste und lebt und arbeitet in Berlin. Zuletzt hatte eine Rede von ihr für Wirbel gesorgt, als sie künstlich gezeugte Kinder als „Halbwesen“ bezeichnet hatte. Davon hat sich Lewitscharoff inzwischen distanziert.