Auf dem Gelände des Schulzentrums im Stuttgarter Norden an der Heilbronner Straße soll eine weitere Sporthalle für rund 15 Millionen Euro entstehen. Der Bedarf für die fünf umliegenden Schulen kann damit aber nur teilweise gedeckt werden.

Stuttgart-Nord - Im Frühjahr 2019 hatte das Amt für Sport und Bewegung in einer Analyse der Sportstätten-Situation erhoben, wie viele Turnhallen in Stuttgart fehlen. Das Ergebnis: Bis 2030 müssten noch rund 30 Stück gebaut werden, um den Fehlbedarf zu decken. Stark betroffen von diesem Defizit ist auch der Stadtbezirk Stuttgart-Nord. Der Bedarf ist hier weit höher als das verfügbare Angebot. Gerade mal bei 68 Prozent liegt der Deckungsgrad an Sportstätten – und dieser Mangel dürfte sich in Zukunft durch die Aufsiedlung im Gebiet Rosenstein noch erhöhen. Zum Vergleich: stadtweit liegt der Deckungsgrad bei immerhin 75 Prozent.

 

Der Neubau einer Sporthalle auf dem Schulgrundstück an der Heilbronner Straße 153 bis 159 ist somit ein überfälliges Vorhaben. Thomas Stöckle, der Leiter des Sachgebietes Neu- und Erweiterungsbauten beim Schulverwaltungsamt, und die Architektin Kerstin Zyder vom Hochbauamt waren in die vergangene Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Nord gekommen, um dem Gremium den aktuellen Planungsstand und die weiteren Schritte des Projektes darzustellen.

Fünf Schulen liegen in unmittelbarer Nähe der geplanten künftigen Halle: Im Schulzentrum an der Heilbronner Straße befinden sich die Werner-Siemens-Schule, die Kaufmännische Schule Nord und seit 2013 die Neckar-Realschule. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gingen mit dem Schuljahr 2013/2014 die Hedwig-Dohm-Schule und die Alexander-Fleming-Schule im neu gebauten Beruflichen Schulzentrum an den Start. Dort wurde aufgrund des Platzmangels keine eigene Sporthalle errichtet. Insgesamt besuchen 6574 Schüler die fünf Bildungseinrichtungen: „Wir haben dort elf gymnasiale Züge an den vier Berufsschulen“, sagte Stöckle. Voraussetzung für das Abitur ist aber, dass der vorgeschriebene Sportunterricht auch in den Klassen durchgeführt werden kann. Momentan gibt es lediglich eine Sporthalle auf dem Areal des Schulzentrums. Unterm Strich bedeutet das: „Da summiert sich ein beachtliches Sportstättendefizit“, sagte Stöckle. Momentan fehlen fast fünf Übungseinheiten. Drei Einheiten sollen nun durch den Bau der neuen Dreifeldsporthalle abgedeckt werden. Was prompt zu einer kritischen Nachfrage aus den Reihen der Bezirksbeiräte führte: „Ist es sinnvoll, so klein zu planen?“ Stöckle bestätigte den Einwand: „Sie haben recht, mit dem Neubau können wir das vorhandene Defizit nicht abdecken.“ Er sei aber schon froh, wenn es nun gelinge, bis Mitte 2026 eine Dreifeldhalle auf dem Gelände zu realisieren.

Voraussichtlich Mitte 2024 könnte mit dem Bau der Halle begonnen werden

Die Chancen dafür stehen gut. Stimmen die Ausschüsse des Gemeinderates dem weiteren Planungsprozedere zu, können nun endlich die Weichen für das rund 15 Millionen Euro teure Bauvorhaben gestellt werden. Der nächste Schritt sei das „Vergabeverfahren mit integriertem Architektenwettbewerb“ auszuloben, sagte die Mitarbeiterin beim Hochbauamt. Voraussichtlich Mitte 2024 könnte dann mit dem Bau der Halle begonnen werden. Die Bezirksbeiräte aus Nord votierten dafür, diesen Weg zu gehen. Sie stimmten im großen Sitzungssaal einstimmig dem Vorprojektbeschluss zu.

Sechs Standortvarianten wurden im Rahmen einer Voranalyse und Machbarkeitsstudie untersucht. Der einzige Bauplatz, der am Ende übrig blieb, befindet sich südlich der bestehenden Sporthalle auf dem Areal des alten Schulzentrums. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe westlich der Haltestelle „Eckartshaldenweg“ entsteht derzeit ein Entrauchungsbauwerk für Stuttgart 21. Es soll im Brandfall gewährleisten, dass Rauch in den S-21-Tunnelröhren und im Gleisvorfeld abziehen kann. Beide Bauprojekte dürften sich allerdings trotz der räumlichen Nähe nicht allzu sehr in die Quere kommen: „Wir haben bei der Planung der Sporthalle tunlichst Abstand zum S 21-Entrauchungsbauwerk und den Baustelleneinrichtungsflächen gehalten“, sagte Stöckle. Rund 2000 Quadratmeter Nutzungsfläche wird die Halle wohl haben. Das Dach soll begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.

Die Mitarbeiterin beim Hochbauamt hofft, dass die nun getroffene Standortwahl auch zu kreativen Ideen und guten städtebaulichen Lösungen im Rahmen des anstehenden Wettbewerbsverfahrens führe. Teil der Aufgabe für den Architektenwettbewerb sei es, einen Schulboulevard zu gestalten, sagte Kerstin Zyder. Zusammen mit der bestehenden Sporthalle könne durch den Neubau ein prägnanter Zugang zum Schulgelände an der Heilbronner Straße geschaffen werden. Zudem soll zusammen mit der Werner-Siemens-Schule und der Neckar-Realschule ein Platz mit Aufenthaltsqualität eingefasst werden.

Eine weitere Nuss, die im Rahmen des Wettbewerbs gestalterisch zu knacken ist, sind die wohl neu zu bauenden Dienstwohnungen der Hausmeister. Die bestehenden Häuschen liegen im künftigen Baufeld der Halle. Sollten die Hausmeister-Pavillons abgerissen werden, muss neuer Wohnraum im Rahmen der Baumaßnahme auf dem Areal des Schulzentrums geschaffen werden: „Es ist zwingend notwendig, dass wir dort genügend Hausmeister vor Ort haben“, sagte Stöckle.