Was viele Bürgern geahnt haben, bestätigt nun eine Verkehrszählung. Auf der Bundesstraße sind 50 Prozent mehr Lastwagen unterwegs als noch vor sechs Jahren. Nun soll die Route in Birenbach auch noch für Monate halbseitig gesperrt werden.

Schurwald - Auch das noch“, werden sich viele Autofahrer denken, die zurzeit zu den Stoßzeiten auf der B 297 zwischen Göppingen und Lorch unterwegs sind. Wer in Richtung Lorch fährt und das Nadelöhr Rechberghausen passiert hat, kommt schon wenige Kilometer weiter an die nächste Engstelle. Im Nachbarort Birenbach werden die Bundesstraße und der angrenzende Radweg umgebaut. Ein Jahr lang wird die Straße dort deshalb abschnittsweise halbseitig gesperrt sein. Irgendwann in diesem Zeitraum muss die viel befahrene Bundesstraße sogar für fünf Wochen komplett gesperrt werden, um eine neue Fahrbahndecke aufzubringen. Wann genau das der Fall sein wird, ist noch offen. Die Autofahrer können sich also auf zusätzliches Verkehrschaos einstellen.

 

Verkehrszählung ergibt deutliche Zunahme des Lastwagenverkehrs

Die Nachricht von der Dauerbaustelle kommt ausgerechnet zu einer Zeit, zu der die B 297 ohnehin Schlagzeilen macht. Denn eine Verkehrszählung in Rechberghausen hat jetzt auch offiziell bestätigt, was die Bürger und Kommunalpolitiker schon lange beklagen. Seit mit dem Lkw-Lenkungskonzept im August 2012 fast alle Schurwaldquerungen zwischen Stuttgart und dem Kreis Göppingen bis auf die B 297 für schwere Lastwagen gesperrt wurden, hat der Verkehr dort dramatisch zugenommen. Durch den Ort fuhren vor der Sperrung täglich etwa 1150 Lastwagen mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen. Jetzt sind es 1954 Lastwagen. „Selbst wenn man Linienbusse oder Traktoren mit Anhängern abzieht, ist die enorme Zunahme eindeutig“, sagt die Bürgermeisterin Claudia Dörner (parteilos).

Rechberghausen hatte eigens Zählgeräte angeschafft, um die Daten zu erheben und Druck auf den Landkreis, den Verband Region Stuttgart und das Land machen zu können. Denn die Kommunen entlang der Strecke fordern schon lange Verbesserungen – bisher ohne Ergebnis. Erst vor wenigen Wochen hatte der Wäschenbeurener Bürgermeister Karl Vesenmaier (parteilos) deshalb in einem Brief an seine Amtskollegen in Göppingen, Rechberghausen, Birenbach und Lorch die Probleme beklagt und den Schulterschluss gefordert. „Wer, wenn nicht wir, soll Schwung in eine neue Initiative bringen?“, so der Schultes.

Die bisherigen Lösungsansätze haben alle ebenfalls Tücken

Nun ist für den 10. Dezember ein Gespräch anberaumt, bei dem sich die Bürgermeister, Vertreter des Landratsamtes und des Regierungspräsidiums an einen Tisch setzen. Eine schnelle Einigung für die Verkehrsprobleme der B-297-Anrainer ist freilich unwahrscheinlich. Zum einen bewertet das Regierungspräsidium das Lkw-Lenkungskonzept als Erfolgsgeschichte. Zum anderen haben die bisher vorgelegten Lösungsansätze alle ebenso ihre Tücken. So wünscht sich Rechberghausen beispielsweise eine Umfahrung, die den Ortskern entlasten würde. Dagegen wehrt sich allerdings die Stadt Göppingen. Denn ein großer Teil der bisher vorgeschlagenen Strecke würde über Göppinger Gemarkung führen. Außerdem kritisieren Umweltschützer den massiven Landschaftsverbrauch, der damit verbunden wäre. Manche fordern deswegen eine Untertunnelung, ähnlich wie in Schwäbisch Gmünd. Kritiker halten dagegen, dass das kaum finanzierbar wäre.

Für Umfahrungen der anderen Anrainer wie Birenbach und Wäschenbeuren gibt es bisher nicht einmal konkrete Streckenvorschläge. Einigen Gemeinderäten aus Rechberghausen wäre es deshalb am liebsten, wenn das Regierungspräsidium die gesperrten Schurwaldstrecken wieder für den Schwerverkehr öffnen würde. Sie hoffen, dass sich der Verkehr dann besser verteilen würde. Die Chance, dass sich die Behörde darauf einlässt, ist aber gering.

Vesenmaier hat deshalb vorgeschlagen, dass die betroffenen Kommunen zusammen eine Studie in Auftrag geben, die eine Verbindung zwischen der B 10 im Neckar- und Filstal und der B 29 im Remstal ausfindig machen soll. Bringe dies keine Lösung, so der Wäschenbeurener Schultes, dürfe es keine Denkverbote geben. Von Umfahrungen über Untertunnelungen bis hin zu Viadukten müsse alles geprüft werden, was die Kommunen entlasten könne.