Es ist richtig, dass das Landratsamt die Enz stärker schützt, meint unser Autor Oliver von Schaewen. Der Overtourism vor Ort bedarf eines Eingriffs.
Wer hätte gedacht, dass Stand-up-Paddling solch gravierende Schäden in der Natur anrichten könnte? Die Verordnung des Landratsamtes Ludwigsburg wirkt auf den ersten Blick wie eine Spaßbremse. Ein bisschen Entspannung auf einem sommerlich schattigen Fluss wie der Enz, sanft dahingleitende Stille und eben keine weite Flugreise nach Honolulu, Timbuktu oder sonst wohin...das alles schwingt mit, und in der Tat haben die Kritiker der Verordnung gute Argumente, mit denen weiter um Akzeptanz für das Stand-up-Paddling geworben werden sollte.
Die Enz hat sich als Paddelparadies herumgesprochen
Entscheidend ist aber das Wo. Die Enz ist ein Naturparadies, insbesondere zwischen Vaihingen und Bietigheim-Bissingen. Das hat sich längst in der Region Stuttgart herumgesprochen, und so sind es an den Wochenenden zu viele, die sich aus einem weiten Umkreis auf den Weg machen, um „ganz für sich“ in das Kleinod einzutauchen. So entsteht – bei allen guten Vorsätzen – ein klassischer Fall von „Overtourism vor Ort“. Das Landratsamt schreitet ein und versucht, die Natur zu schützen, was angesichts des Verhaltens vieler Enz-Nutzer – nicht nur SUPler – richtig erscheint.
Die Kreisbehörde kann auf eine Studie verweisen, nach der Vögel tatsächlich schneller das Weite suchen, wenn ein stehender Mensch sich ihnen auf einem Brett nähert. Dieses Wissen dürfte für viele neu sein. Zu Ende gedacht bedeutet es, dass zu enge Flussräume, die noch dazu streng naturgeschützt sind, künftig für Stand-up-Paddling tabu sein sollten. Die zwei Zonen in Bietigheim und Vaihingen in der Enz stellen einen guten Kompromiss dar. Natürlich wird es dort enger zugehen, aber es bleiben ja auch noch Abschnitte am breiteren Neckar.
Es geht letztlich ums eigene Wohl
Es ist gutzuheißen, dass das Landratsamt Beteiligte wie die Kanu-Clubs oder die Zugvögel als Unternehmen vorab informiert hat. Andererseits kam danach wohl wenig an Dialog zustande. Auch wenn es wehtut, müssen die vielen Touristen und Freizeitsportler Grenzen akzeptieren – zum Wohle des Flusses, der Tiere und Pflanzen und damit letztlich zum eigenen Wohl.