Die großen Anbieter T-Online, Web.de und Gmx schützen von sofort an ihre Leitungen gegen Ausspähversuche. Zuvor waren Übertragungswege ungesichert. Der Telekom-Chef Obermann will die Initiative auf Europa ausdehnen.

Stuttgart - Mit der Sicherheit der bisherigen E-Mails ist es nicht weit her. Darüber kann seit der Ankündigung großer E-Mail-Anbieter, die ihre Dienste sicherer machen wollen, kein Zweifel mehr bestehen. Der Telekom-Chef René Obermann verglich eine herkömmliche E-Mail mit einer Postkarte, die für technisch versierte Hacker leicht einsehbar sei. Das soll von sofort an ein Ende haben: „Wir machen einen Umschlag drum“, sagte Obermann und meinte dies natürlich nur bildlich. Umschlag heißt: die elektronischen Nachrichten der großen E-Mail-Anbieter werden besser gegen Ausspähversuche geschützt. Der Anlass dafür liegt auf der Hand. Angesichts des Überwachungsskandals durch den amerikanischen Geheimdienst seien die Kunden in Deutschland verunsichert, sagte Obermann. Viele Kunden wollten wissen, wer Zugriff auf ihre Daten habe.

 

Seit Freitag werden E-Mails der Kunden von T-Online, Web.de und Gmx auf Übertragungswegen automatisch verschlüsselt. Der Service ist kostenlos, die Anwender müssen in der Regel dafür auch keine Änderungen vornehmen. Von dem Angebot profitieren Kunden der Deutschen Telekom und United Internet. Auf beide Unternehmen entfallen ungefähr zwei Drittel der schätzungsweise 55 bis 60 Millionen E-Mail-Nutzer in Deutschland. Mit der Initiative „E-Mail made in Germany“ wollen die Telekomunternehmen das Vertrauen in die Sicherheit des elektronischen Datenverkehrs stärken. Obermann sagte, die Bevölkerung sehe in der elektronischen Überwachung eine große Bedrohung.

Die E-Mail-Anbieter versprechen, dass die elektronischen Nachrichten auf den Übertragungswegen so verschlüsselt werden, dass sie nicht mehr eingesehen werden können. Benutzt wird dafür eine sogenannte SSL-Verschlüsselung, die beispielsweise auch bei elektronischen Bankgeschäften üblich ist. Die Verschlüsselung gilt allerdings nur für die E-Mails, die zwischen den Anbietern T-Online, Web.de und Gmx ausgetauscht werden. Das dürfte der Großteil der Nachrichten sein. Außerdem sind die Telekomfirmen in Gesprächen mit weiteren Anbietern in Deutschland, um den Service auszudehnen. Wer Nachrichten ins Ausland schickt, kann allerdings nicht darauf vertrauen, dass die E-Mails sicher sind. Nach Angaben des United-Internet-Chefs Ralph Dommermuth blieben ungefähr 90 Prozent aller Mails der Kunden in Deutschland im Land. Wie Server im Ausland gesichert seien, darüber können die deutschen Unternehmen wenig sagen.

Daten sollen ausschließlich in Deutschland gespeichert werden

Deutsche Telekom und United Internet werben für das Vertrauen in die Sicherheit auch mit dem Hinweis, dass die Daten der E-Mail-Nutzer ausschließlich in deutschen Rechenzentren gespeichert würden. Damit gälten auch die strengen deutschen Datenschutzgesetze, wonach Behörden nur bei konkretem Verdacht und mit richterlicher Anordnung die Herausgabe der E-Mail-Kommunikation verlangen könnten.

Mit dem Service werden die Daten auf allen Übertragungswegen der Anbieter untereinander gesichert. Dies gelte auch für den Fall, dass Auslandsleitungen zwischen T-Online, Web.de und Gmx genutzt werden. Die Telekomfirmen versichern, dass der Weg vom Endgerät zum Rechenzentrum schon bisher verschlüsselt ist.

Die Kunden müssen in der Regel ihre Einstellungen nicht verändern, um die Daten zu verschlüsseln. Sie können an ihren Computern und Mobilfunkgeräten erkennen, dass die sichere Übertragung funktioniert. Nach Angaben der Anbieter soll den Nutzern ein grüner Haken in der Empfängeradresse angezeigt werden, wenn die Verbindung durchgehend verschlüsselt ist. Bei Nachrichten an Kunden anderer E-Mail-Anbieter fehlt diese Kennung allerdings.

Telekom-Chef Obermann sprach sich dafür aus, die Verschlüsselung einheitlich in Europa anzuwenden. Dafür wollen sich die deutschen Marktführer einsetzen.