Die Banker in Frankfurt lachen gerne, das hippe Berlin schaut in die Zukunft, das Rheinland ist kriminell und die Münchner haben Herz. Der Streamingdienst Netflix hat die Sehgewohnheiten seiner Abonnenten ausgewertet.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Stuttgart - Schwaben haben den Ruf, einen Kehrwochen-Fetisch zu haben und nur nach der Maxime „Schaffe, spare, Häusle baue!“ zu leben. Das ist natürlich Blödsinn – und der Streamingdienst Netflix kann das beweisen. Der hat nämlich das Nutzerverhalten seiner deutschen Abonnenten zwischen Oktober 2016 und März 2017 untersucht, statistisch ausgewertet und ist zu überaschenden Ergebnissen gekommen: Während die Banker in Frankfurt gerne lachen, schaut das hippe Berlin bevorzugt in die Zukunft. Die Münchner haben ein großes Herz. In Düsseldorf und Köln liebt man Krimis und Thriller und in Stuttgart Fantasy – Fernsehserien wie „Supernatural“, „Grimm“ oder „Penny Dreadful“ und Spielfilme wie „Der Hobbit“ oder „Breaking Dawn“ werden in Schwaben besonders gerne geschaut.

 

Kriminelle Rheinländer und romantische Münchner

Woran das liegt, verrät die Studie allerdings nicht – und lässt viel Raum für Spekulationen: Ist der Alltag in Stuttgart so trostlos, dass man sich ständig in fremde Welten hineinträumen will, oder sind die Schwaben einfach ein besonders fantasievolles Volk? Natürlich sind auch die Ergebnisse jenseits von Stuttgart rätselhaft: Warum mögen die sonst für ihre Fröhlichkeit berühmten Rheinländer besonders gerne Mördergeschichten? Lässt sich die Vorliebe der Hamburger für dramatische Stoffe mit dem norddeutschen Klima erklären? Liegt es am Äppelwoi, dass die Frankfurter am liebsten Komödien schauen? Und gibt es womöglich eine kühne Korrelation zwischen der Berliner Science-Fiction-Begeisterung und den Problemen bei der Planung des neuen Flughafens?

Zahlen werden nicht verraten

Die Veröffentlichung der regionalen Netflix-Präferenzen ist trotz der vielen offenen Fragen eine kleine Sensation: Der Streamingdienst mit Sitz in Kalifornien ist bekannt dafür, dass er ungern verrät, welche Serien und Filme seine weltweit insgesamt 100 Millionen Abonnenten am liebsten schauen. „Wir geben unsere Abrufzahlen nicht preis“, hatte der Netflix-Produzent Brian Wright vor einigen Monaten im Interview mit dieser Zeitung gesagt. Von dieser Politik weicht das Medienunternehmen auch jetzt nicht wirklich ab. Wieviele Stuttgarter sich tatsächlich am liebsten von Zombies, Zauberern und Zwergen unterhalten lassen, bleibt geheim. Khatira Schokori, die die Netflix-Studie in Stuttgart vorgestellt hat, legt aber Wert darauf, dass die Unterschiede bei den Genre-Vorlieben in den verschiedenen Regionen in Deutschland durchaus „statistisch signifikant“ sind.

Netflix drängt auf den deutschen Markt

Weil Deutschland einer der wichtigsten TV-Märkte weltweit ist, profitiert Netflix von der Studie der Sehgewohnheiten und Genrevorlieben seiner Abonnenten selbst am meisten: Schließlich hat der Streamingdienst bereits zwei deutsche Eigenproduktionen in Auftrag gegeben. Zumindest die erste, die Mysteryserie „Dark“, könnte ganz nach dem Geschmack der Stuttgarter sein.

Lokale Präferenzen im Überblick

Stuttgart mag Fantasy. Zu den Lieblingsserien zählen etwa „Supernatural“, „iZombie“ oder „Grimm“ und Filme wie „Der Hobbit“ oder „Breaking Dawn“.

Hamburg guckt Dramen. Bevorzugt werden Serien wie „The Crown“, „Dr. House“ oder „House Of Cards“ und Filme wie „The Big Short“ geschaut.

Berlin liebt Science-Fiction. Lieblingsserien sind zum Beispiel „The Expanse“, „Black Mirror“ oder „The OA“, Lieblingsfilme „Interstellar“ oder „Inception“.

Das Rheinland bevorzugt Thriller. Zu den Hits zählen Serien wie „Narcos“, „Sons Of Anarchy“ oder „Dexter“ und Filme wie „Die Unfassbaren“.

Frankfurt schaut Komödien. Serienhits sind etwa „Orange Is The New Black“, „The Big Bang Theory“ und „Friends“ und Filme wie „The Do-Over“.

München will Romanzen. Sehr beliebt sind Serien wie „Gossip Girl“ und „Gilmore Girls“ und Filme wie „Tatsächlich Liebe“ oder „Crazy Stupid Love“.