Einkaufen in S-Vaihingen Wie es um die Schwabengalerie steht
Wer durch die Schwabengalerie in Stuttgart-Vaihingen bummelt, ist hin- und hergerissen, wie es um das Einkaufszentrum zurzeit wirklich steht.
Wer durch die Schwabengalerie in Stuttgart-Vaihingen bummelt, ist hin- und hergerissen, wie es um das Einkaufszentrum zurzeit wirklich steht.
Stuttgart-Vaihingen - Wer von der Hauptstraße aus in die Schwabengalerie in Stuttgart-Vaihingen kommt, schlendert durch eine volle Ladenzeile. Wer aber den unteren Eingang vom Rathaus aus wählt, kommt derzeit an mehreren geschlossenen Geschäften vorbei. Großflächige Plakate weisen darauf hin, dass diese Lokale zu mieten sind.
Fragt man Franz Jebavy, Centermanager des Betreibers MEC, dann durchlebt die Schwabengalerie keine schlechten Zeiten, trotz Coronakrise und Druck aus dem Onlinehandel. Bis zum 1. Oktober werden „höchstwahrscheinlich“ die Mietverträge für drei kleinere Läden unterschrieben. Dazu gehören die Lokale, in denen früher die Modekette Bonita, der Friseur Klier sowie ein Obstgeschäft waren. Auch für das einstige Ladenlokal der Schuhkette Deichmann soll es ab November einen Mieter geben – wenngleich dieser erst noch umbauen wolle. Für die Eisdiele, seit 2019 geschlossen, sei man „guter Dinge“, dass im kommenden Frühjahr hier erneut eine Gastronomie aufmache.
Auch in Sachen Kundenfrequenz gibt sich der Centermanager entspannt. „Wir hatten zu Zeiten des harten Lockdowns im Winter immer noch eine durchschnittliche Kundenfrequenz von 6000 Besuchern pro Tag.“ Im Juli waren es 7000, im gerade zu Ende gegangenen Ferienmonat August stieg die Zahl auf 8000 Besucher. Daraus leitet Jebavy die Perspektive ab, bald wieder auf die durchschnittlich 12 000 Besucher pro Tag zu kommen, die es im Jahr 2019 waren. Dann, wenn die Familien und Paare nicht länger nur einen Abgesandten mit Einkaufszettel losschicken, sondern wieder alle zusammen kommen.
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Ein weiterer, nicht so leicht behebbarer Grund für die gesunkene Frequenz ist die Schließung der Media-Markt-Filiale. Im vergangenen Jahr zog der Großanbieter für elektronische Geräte, einer der drei Ankermieter und Frequenzbringer der Schwabengalerie, aus. Hoffnungen, dass ein anderer Elektroniker die Fläche von 4000 Quadratmetern auf zwei Etagen bald bespielen wird, dämpft Jebavy. „Das wäre toll, aber aktuell gibt es in der Branche kein Unternehmen, das expandiert.“ Will heißen: Der Markt für Haushaltsgeräte, Kommunikations- und Unterhaltungselektronik im Einzugsgebiet der Schwabengalerie ist gedeckt.
Was dann? Hier bleibt Jebavy wolkig: Man „sei im Gespräch“ mit Einzelhändlern aus dem Sportbereich, aus der Nahversorgung sowie mit Unternehmen aus dem Bereich Möbel und Wohnaccessoires. Optimal wäre aus Sicht des Centermanagements die Lösung „Nimm alles“. „Aber 4000 Quadratmeter im Einzelhandel zu vermieten, ist gerade keine leichte Aufgabe“, so Jebavy. Deswegen bringe er ebenso die Variante „Teile die Ladenfläche durch zwei“ ein. Nachteil: Beide Stockwerke sind bislang über eine Treppe miteinander verbunden. Eine Teilung der Ladenfläche würde nicht unerhebliche Umbauten erforderlich machen.
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Den Onlinehandel, dem die Coronakrise stark in die Hände gespielt hat, sieht der Centermanager nicht als Gefahr für die Schwabengalerie. Jebavy hebt fragend die Hände: Was habe der Kunde davon, sich seinen Warenkorb mit Produkten des täglichen Bedarfs auf mehreren Internetseiten mühsam zusammenzuklicken? „Da geht es doch schneller, einmal ins Einkaufszentrum zu kommen.“ Die Lieferdienste? Jebavy zuckt mit den Schultern. Er sieht in ihnen keine Konkurrenz. „Meines Wissens nach verdient von denen noch keiner richtig Geld.“
Der Centermanager will das Thema Onlinehandel anders verstanden wissen: „Viele unserer Mieter haben bemerkt, dass sie beides brauchen.“ Er verweist auf den Buchhändler Thalia und den Bekleidungsanbieter „Modepark Röther“. Diese verbinden das stationäre Geschäft mit dem Onlinehandel. Einer der neueren Mieter der Schwabengalerie komme gar aus dem Onlinehandel und habe sich entschieden, seiner Ware auch ein reales Schaufenster zu bieten. Der Bernstein Badshop hat im März auf der Ladenfläche eröffnet, die ehemals vom Bekleidungsdiscounter Takko angemietet war und die seit mehr als drei Jahren leer stand. Das Fahrrad als Boomprodukt könnte seinen Weg aus dem Onlinehandel auch wieder zurück in den stationären Verkauf finden. Zumindest für die Kunden, die sich mit dem verkehrsregelkonformen Zusammenschrauben eines in Einzelteilen angelieferten Drahtesels schwer tun. Eine mögliche Entwicklung, aber ein Trend, an dem keiner vorbeikommt?
Wenn Matthias Filbinger an die Schwabengalerie denkt, kommen dem Vorsitzenden des örtlichen Bundes der Selbstständigen nicht zuerst Badanbieter oder Fahrradhändler in den Sinn. Grundsätzlich ist er zufrieden: „Das Ambiente ist gepflegt, die Centerleitung ist rührig. Die Schwabengalerie erfüllt ihre Funktion als Grundversorger.“ Dennoch sieht er Luft nach oben: „Sportartikel und junge Mode finden Kunden dort zu wenig.“ Ebenfalls auf der Wunschliste: eine gutbürgerliche Gastronomie. „Wir haben in Vaihingen einfach keinen Ersatz für den Ochsen, der damals für die Schwabengalerie weichen musste.“