Während die Fertigstellung des Schwabenlandtowers in Fellbach nach wie vor auf sich warten lässt, hat eine Bewohner-Familie über Ostern dort Nachwuchs bekommen. Vier weiße Wanderfalken-Flauschkugeln haben sich aus ihren Eiern gepellt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

An Gründonnerstag ist die rotbraune Schale geknackt worden. Wer zur besten Sendezeit statt der Tagesschau die Webcam der Falcommunity eingeschaltet hatte, konnte live verfolgen, wie sich hoch oben auf dem Fellbacher Schwabenlandtower das erste Küken in die Welt kämpfte. Vier Eier hatte die Wanderfalken-Dame Alizée im Zeitraum zwischen dem 27. Februar und dem 7. März auf dem steinigen Nistplatz in luftiger Höhe abgelegt und bebrütet. Seit dem frühen Ostermontag nun ist die insgesamt sechsköpfige Familie komplett.

 

Keine größere Gefahr durch Fressfeinde

Noch genießt der weiße flauschige Nachwuchs die meiste Zeit unter dem Gefieder von Mama Alizée, während sich Papa Alvar auf die Suche nach Nahrung begibt, um die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Gleichwohl war sich der Terzel, wie das Greifvogel-Männchen korrekt bezeichnet wird, zuvor nicht zu schade gewesen, die noch ungeschlüpfte Brut abwechselnd warm zu halten. Um Fressfeinde müssen sich die Eltern nun bei der Aufzucht auf dem Tower in mehr als hundert Metern Höhe wohl keine größeren Gedanken machen. Der Uhu, in diesen Breiten der einzige, der bisweilen in den Nistplätzen der Wanderfalken räubere, sei eher in Steinbrüchen, aber nicht im Bereich des von Menschen noch nicht bezogenen Wohnturms anzutreffen, sagt Friedemann Tewald, der sich zusammen mit einem halben Dutzend weiterer ehrenamtlicher Helfer der Fellbacher Nabu-Ortsgruppe seit mehreren Jahren intensiv um Wohl und Wehe der Towerfalken kümmert. Gefährlicher werde es hingegen erfahrungsgemäß, wenn die ersten Flugstunden anstehen. Schornsteine, Spalten oder Schächte könnten da durchaus zu einer tödlichen Falle für Ungeübte unter den pfeilschnellen Luftakrobaten werden.

Beringung vermutlich Anfang Mai

Bevor die Jungtiere flügge werden, wollen die Nabu-Aktivisten ihnen noch vor Ort einen Besuch abstatten. Vermutlich in der ersten Maiwoche soll ihnen ein spezieller Ring an den Füßen angepasst werden, dessen Nummer mit einem Fernrohr ablesbar ist. Von dieser Kennzeichnung versprechen sich die Vogelkundler wichtige Aufschlüsse über den Lebensweg der Tiere. Beim gleichsam angesetzten Vermessen und Wiegen kann dann auch eine für die Namensgebung wichtige Frage geklärt werden – nämlich, ob es sich bei dem Jungtier jeweils um ein Männchen oder Weibchen handelt.

Bei Wanderfalken nämlich sei ein sogenannter negativer Geschlechtsdimorphismus gegeben, sagt Friedemann Tewald. Oder für den Laien formuliert: Das Männchen erkennt man daran, dass es leichter ist als das Weibchen – bei Wanderfalken in aller Regel um etwa ein Drittel.

Bei allem Prozedere, das im 34. Stock des Wohnturms abgehalten wird, kann die Fellbacher Nabu-Gruppe bereits auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen. Vor fünf Jahren waren die Wanderfalken zum ersten Mal an dem Wohnturm gesichtet worden. Im darauffolgenden Winter brachten die Naturschützer einen Nistkasten an, um zu verhindern, dass sich die Tiere an einem unpassenderen Ort in dem seit 2016 im Rohbau befindlichen Gebäude einen Nistplatz suchten.

Falken live im Internet zu sehen

Die dort installierten Kameras lassen Interessierte seither live am Familienleben der Falken teilhaben. Und wer etwas etwa wegen der Tagesschau verpasst hat: Auf der von den Naturschützern eingerichteten Internetseite lässt sich in einem Video auch noch mal nachschauen, wie sich das erste Küken kurz vor Ostern aus seinem Ei gekämpft hat.

Die Falkencam im Internet unter: www.falcommunity.de