Das „Narri-Narro“ im Südwesten könnte künftig unter besonderem Schutz stehen: Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte hat einen Antrag auf nationales Kulturerbe gestellt. Ist dieser erfolgreich, wollen die Narren sich sogar international messen.

Bad Dürrheim - Die schwäbisch-alemannische Fastnacht soll immaterielles Weltkulturerbe werden. „Wir haben zunächst einen Antrag auf ein nationales immaterielles Kulturerbe gestellt“, sagte der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Roland Wehrle, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein, hoffe der Verband, auf die deutsche Vorschlagsliste für das ideelle Weltkulturerbe zu kommen, die an die Unesco weitergereicht werde.

 

Die Fastnacht sei eines der ältesten bekannten Volksfeste, sagte Wehrle. Dabei sei vor allem das schwäbisch-alemannische Brauchtum etwas ganz Besonderes. „Nirgendwo in Europa werden so kompakt fastnächtliche Darstellungen und Bräuche gezeigt, wie hier. Das wollen wir schützen lassen.“

Der Weg bis dahin ist allerdings ein Nadelöhr: Aus der ersten Ausschreibungsrunde, die bis zum 30. November läuft, trifft nach Angaben der Deutschen Unesco-Kommission jedes Bundesland eine Vorauswahl. Die Kultusministerkonferenz sucht daraus wiederum bundesweit 32 länderspezifische und maximal zwei länderübergreifende Vorschläge aus. Diese Liste wird an das Expertenkomitee der Unesco weitergeleitet, wo die Anträge geprüft werden. Nur wer in dieses bundesweite Verzeichnis aufgenommen wird, kann anschließend international für das Weltkulturerbe vorgeschlagen werden.

"Die Fastnacht hat tiefe historische Wurzeln"

In Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern sollen ähnliche Bewerbungen wie von der VSAN eingereicht werden. „Die Fastnacht hat tiefe historische Wurzeln, die Regionen in Deutschland prägen, und deren Bräuche schützenswert sind“, sagte der Vizepräsident des Bundes Deutscher Karneval (BDK), Peter Krawietz.

Möglich sei eine Bewerbung, weil Deutschland im Juli 2013 dem Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen, also ideellen Kulturerbes beigetreten sei. Zuvor konnte dieser besondere Status nur Kulturlandschaften oder Bauwerken zugesprochen werden. In Baden-Württemberg sind nach Angaben des Wissenschaftsministeriums neben dem Antrag der VSAN zwei weitere eingegangen. Von wem sie stammen, könne man noch nicht öffentlich nennen, sagte ein Sprecher.

Die VSAN mit Sitz in Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) ist nach eigenen Angaben mit rund 69 000 „Hästrägern“ und Vereinsmitgliedern die größte Narrenvereinigung in Baden-Württemberg. Ihr gehören derzeit 68 Zünfte aus Süddeutschland und der Schweiz an. Gegründet wurde sie 1924. Die Vereinigung sieht sich satzungsgemäß in der Pflicht, das Brauchtum und Kulturgut der schwäbisch-alemannischen Fastnacht zu erhalten, zu bewahren und zu pflegen.