Die Illustratorin Gisela Pfohl sammelt schwäbische Weisheiten. In ihrem neuen Buch mit dem Titel „neigugga“ hat die Weinstädterin 41 Sprüche zusammengestellt und auf ihre ganz eigene Art bebildert.

Weinstadt - Die Schwaben, heißt es, seien sparsam. Wer in Gisela Pfohls neuem Buch blättert, stellt fest: Die Behauptung trifft zumindest für den Umgang mit Buchstaben zu. Da knausert der Schwabe – aber warum soll er auch verschwenderisch sein, wo er doch so vieles mit so wenigen Worten auf den Punkt bringen kann? Lebensweisheiten wie „Wonderfitz (Neugier) macht Jungfern rar“ oder Gemeinheiten wie „Der schielt so, der sieht scho am Mittwoch beide Sonndich“, aber auch Philosophisches „Was mr net heba kann muss mr falla lau“ – selten braucht es viel mehr als zehn Worte. „Es gibt einen Spruch für jede Lebenslage“, sagt Gisela Pfohl, die seit Jahren alle Beispiele aufschreibt, die ihr zu Ohren kommen. In ihrem sparsam mit nur einem Wort benamsten Buch „neigugga“, dessen Titel fast schon wie ein Befehl klingt, hat sie nun 41 Sprüche niedergeschrieben und witzig-knitz illustriert.

 

„Meine Mutter war eine echte Schwäbin, die hatte immer einen Spruch parat“, sagt die im Remstal geborene Illustratorin. „Es gab eine Zeit, da hat mich das total genervt, da hab ich das Schwäbische verleugnet und mich dafür geniert.“ Inzwischen sei das anders, sagt Gisela Pfohl und lacht: „Je älter ich werde, desto mehr kommt es wieder raus.“

Und so ist das Schwäbische Handwörterbuch mittlerweile zum Lieblingsnachschlagewerk der Illustratorin geworden: „Wenn ich da drin blättere, muss ich immer lachen.“ Gisela Pfohls Lieblingsspielzeug, das war, seit sie denken kann, der Bleistift. Schon als Kind hat sie gerne und gut gezeichnet. „Meine Mutter hatte immer einen Block und einen Stift für mich dabei“, erzählt die 63-jährige Großheppacherin. „In den 50er-Jahren war das eigentlich nicht üblich, dass man Papier und Stifte im Überfluss bekommt.“

Das erste Bild hat sie mit sieben Jahren verkauft

Ihr erstes Bild hat Gisela Pfohl mit sieben Jahren buchstäblich an den Mann gebracht: „Ich habe in einer Wirtschaft einen Gast gezeichnet, der hat mir das Bild für fünf Mark abgekauft.“ Später hätte sie gerne „etwas mit Kunst oder Grafik“ gelernt, aber da ihr Vater eine Firma leitete, machte sie eine kaufmännische Ausbildung. Großen Spaß habe ihr das nie gemacht, sagt sie heute – und dass das Zeichnen sie nie ganz losgelassen habe. Ihr bevorzugtes Motiv? „Menschen waren und sind meins.“

Gisela Pfohls Menschen sind echte Charakterköpfe. Die 63-Jährige skizziert sie mit wenigen Strichen, aber die sitzen perfekt. Auf den ersten Blick wirken die Zeichnungen sehr schlicht, beim zweiten Blick entdeckt der Betrachter viele Details. Das Blümchen, mit dem ein Verehrer zum Beispiel seine Angebetete bezirzt, hat er eben irgendwo frisch stibitzt – die Wurzeln hängen noch daran.

Doch Gisela Pfohls Bilder sind nicht nur Zeichnungen, sie sind Collagen. Ihre Figuren stehen auf Teppichen oder Kiesboden, sie tragen gemusterte Jacken oder Kleider und Pfohl achtet genau darauf, dass die Kleidung perfekt sitzt und die Falten so fallen, dass ein räumlicher Eindruck entsteht. Das Einkleiden dauere oft länger als das Zeichnen, sagt Gisela Pfohl, die für ihre Collagen stapelweise Kataloge hortet.

Kochbuch, Kindergebetbuch, Krimis

Im Jahr 1990 hat die Illustratorin die in Weinstadt veröffentlichte Broschüre „Tipps für Kids“ mit Zeichnungen bestückt. Danach folgte ein Projekt aufs andere – vom Kochbuch über ein Kindergebetsbuch bis zum Krimi hat sie schon alles bebildert. „Ich zeichne lieber, als dass ich male“, sagt Gisela Pfohl, die beim Buch „neigugga“ erstmals als Autorin und Illustratorin zugange war. Manche Bilder sind ihr ganz leicht aus der Feder geflossen, bei anderen hat sie lange Grübeln müssen. Wie stellt man den Spruch „3,50 Meter für en Saustall isch oifach zu hoch“ dar? Pfohl lässt ein Schwein auf Stelzen durch die Scheuer staksen. Manchmal hat sie sich aber auch geschlagen gegeben, weil ein Spruch einfach nicht bildlich darzustellen war.

41 Sprüche hat Gisela Pfohl in „neigugga“ untergebracht – ihr Fundus aber gibt deutlich mehr her. Vielleicht erscheine ja irgendwann noch ein zweiter Band, sagt sie. Einen Arbeitstitel hat sie schon parat: „Diefer neigugga“.