Experten aus Tübingen erstellen einen Sprechenden Sprachatlas des Schwäbischen. Ermöglicht wird das dank der finanziellen und ideellen Unterstützung des Fördervereins Schwäbischer Dialekt. Der Sprachatlas hilft auch bei der Eiersuche.

Stuttgart - Oier oder Aier? Hauptsache, wir Schwaben verstehen uns. Ein humorvoll-philosophisches Beispiels gelungener Kommunikation trotz sprachlich diffiziler Unterschiede ist das Thema eines Gedichts der gebürtigen Sindelfingerin Sabine Stahl. Was da dadaistisch oder chinesisch daherkommt, hat einen harten Faktenkern. Ai, Oi, Oa oder Oe. Für Zugezogene Vokalvariationen, die sie nicht zu deuten wissen. Dialektsprecher aber spüren intuitiv die geografischen Unterschiede. „Sie send au net von hier... „ heißt es da höflich bestimmt, „aber i kann Sie grad nirgends na do“, auf hochdeutsch: Wo sind Sie denn her?

 

Ja wo sind sie denn her, die Aier-Sager und die Oier-Sager? Wo sagt man zur Geiß Gois und wo Goas? Wo ist ein Weg broit und wo broat? Noch ist er nicht ganz fertig, der Sprachatlas für Baden-Württemberg. Wenn er das bis 2020 sein wird, dann haben die Mundartdetektive rund um Professor Hubert Klausmann vom Tübinger Ludwig-Uhland-Institut ganze Arbeit geleistet. Aber auch jetzt kann man schon viele Beispiele hören. Exklusiv für die Zeitung sogar, wo man die Nachbarin um a Ai bittet und wo um a Oi.

Das Gedicht „Oier ond Aier“ von Sabine Stahl

Und hier kommt das Gedicht im vollen Wortlaut: „Mei Nachbare secht: A Oi / Ond i sag: oi Ai. Ond soll soagr welche geba, dia saget: a Ai/ oder au: oi Oi. /Isch des net schee,/dass mir trotzdem wisset,/von was mir schwätzet/ond koine recht han muass?“. Das Gedicht von Sabine Stahl stammt aus dem Gedichtband „Komm bleib hocka“, der 2016 im Silberburgverlag erschienen ist.