Der Bodenbelagshersteller, der vor drei Jahren schon einmal insolvent war, ist wieder in der Krise.

Der traditionsreiche Bodenbelagshersteller DLW mit Sitz in Bietigheim-Bissingen ist knapp drei Jahre nach der ersten Pleite wieder insolvent. Das Unternehmen hat nach Angaben der Heidelberger Anwaltskanzlei Wellensiek Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt; das zuständige Amtsgericht Heilbronn hat zugestimmt. DLW firmiert seit der Übernahme durch den niederländischen Investor Fields Group Mitte 2015 als DLW Flooring. Die Geschäftsführung, die im Amt bleibt, hat die auf Insolvenzfälle spezialisierte Kanzlei Wellensiek als Berater engagiert, um insbesondere den Gläubigern einen qualifizierten Ansprechpartner zur Verfügung stellen zu können. Diese Aufgabe übernehmen die Wellensiek-Partner Sebastian Rudow und Patric Naumann.

 

„Grund für die Zahlungsunfähigkeit war ein unerwarteter Umsatzrückgang“, sagt Naumann. „Die Folge ist dann natürlich immer, dass ein Unternehmen die Rechnungen nicht mehr bezahlen kann.“ DLW Flooring stellt am Stammsitz in Bietigheim-Bissingen Beläge aus PVC und Vinyl her; im Zweigwerk Delmenhorst (Niedersachsen) werden Linoleumböden produziert. Beschäftigt werden 730 Mitarbeiter; davon 370 in Bietigheim-Bissingen.

Für drei Monate spart sich DLW Flooring die Personalkosten

„Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hat keine Auswirkungen auf das operative Geschäft“, sagt Naumann. „DLW Flooring kann jetzt seine Rechnungen bezahlen, obwohl auch von den Banken keine Kreditlinien mehr zur Verfügung stehen, weil die kompletten Personalkosten für die nächsten drei Monate eingespart werden; die Löhne und Gehälter zahlt in dieser Zeit die Bundesagentur für Arbeit.“ Ein Personalabbau ist nach Naumanns Angaben nicht geplant, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden.

Als vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Heilbronn den Stuttgarter Rechtsanwalt Tibor Braun bestellt, der mit der Geschäftsführung und den beiden Wellensiek-Partnern zusammenarbeiten soll. Der Jahresumsatz von DLW Flooring wird mit 133 Millionen Euro angegeben. Im Konzernabschluss 2015/16, der etwas mehr als sechs Monate umfasst, werden 73,4 Millionen Euro Umsatz und ein Verlust von 1,7 Millionen Euro ausgewiesen.

Der US-Hersteller Armstrong hat sich verkalkuliert

DLW ist seit vielen Jahren in der Krise. Bis in die Neunziger Jahre hinein gehörte das Unternehmen zu den großen Konzernen im Südwesten, der über Bodenbeläge hinaus auch als Autozulieferer und als Möbelhersteller tätig war. 1996 stand zum Beispiel ein Umsatz von 1,4 Milliarden D-Mark (0,7 Milliarden Euro) in den Büchern, den 5400 Mitarbeiter erwirtschaftet hatten. Aufgrund von Verlusten mussten Töchter wie Alex Linder (Möbel) und Georg Näher (Autogeschäft) verkauft werden. DLW schrumpfte und verlor zudem die Unterstützung der Aktionäre aus der Finanzwirtschaft (Deutsche Bank, BW-Bank, Allianz), die damals im Zuge der Auflösung der sogenannten Deutschland AG ihren Industriebesitz verkauften. 1998 wurde DLW an den US-Bodenbelagshersteller Armstrong verkauft. Die Amerikaner wollten eine führende Rolle auf dem weltweiten Bodenbelagsmarkt spielen, hatten aber letztlich keinen Erfolg und ließen DLW 2014 fallen, nachdem sie selbst durch Asbestklagen finanziell in Bedrängnis geraten waren.

Ohne finanzielle Unterstützung der Mutter musste DLW Insolvenzantrag stellen. Ziel des Insolvenzantrags war es vor allem, die hohen Pensionslasten loszuwerden. Mit 60 Millionen Euro ist der Pensionssicherungsverein in Köln der größte Gläubiger in dem Verfahren. Insolvenzverwalter Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger hat auf sämtliche Forderungen bisher eine Abschlagszahlung von 50 Prozent geleistet und hofft noch weitere 20 Prozent auszahlen zu können. Ende 2018 oder Anfang 2019 will er den Fall DLW dann abschließen.

Unklar ist, was aus dem Eigner Fields Group wird

Die niederländische Fields Group kaufte nicht DLW selbst, sondern die wesentlichen Vermögenswerte des Unternehmens. Das operative Geschäft wurde in der DLW Flooring zusammengefasst, die Grundstücke sowie die Patente und Markenrechte gingen an Schwestergesellschaften. Für die neue Gesellschaft DLW Flooring, die nun ebenfalls insolvent ist, soll es auf jeden Fall weitergehen. „Die Sanierung kommt sehr gut voran und liegt in verschiedenen Bereichen sogar über den Vorgaben des Konzepts“, wird Geschäftsführer Hans-Norbert Topp, der seit März im Unternehmen ist, zitiert. Einzelheiten werden nicht mitgeteilt. Ob der Eigner Fields Group künftig noch dabei sein wird, ist nicht klar. Die Kanzlei Wellensiek berichtet auf jeden Fall von ersten potenziellen Investoren, die bereits Interesse an einer Übernahme an DLW Flooring signalisiert hätten.Stuttgart http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.zwangsarbeiter-in-bietigheim-bissingen-ein-dunkles-kapitel-der-stadtgeschichte.da96c1b6-9b92-4b08-8cb0-11ba9c694c98.html http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.dlw-areal-in-bietigheim-bissingen-urbanes-wohnen-auf-altem-industriegelaende.64d79268-0aa7-4ab6-91bc-49404490d4d0.html -