Pilzsammler können sich über einen großen und vielfältigen Bestand im Schwäbischen Wald und anderswo freuen. Die Witterung im Sommer und Herbst sorgt für eine reiche Pilzernte. Trotzdem sollte nur in den Topf, was einwandfrei identifiziert ist.

Althütte - Albrecht Block traute seinen Augen kaum: Bereits Ende Juli entdeckte er die ersten kräftigen Steinpilze. „Und keine zwei Wochen später ist der Pilzbestand nahezu explodiert“, erzählt der Naturparkführer. Bei der diesjährigen Witterung kein Wunder. „Es hat ab Juli viel geregnet, war schwül und warm“, sagt Block. Wobei es nicht ganz einfach ist, Regeln für ein gutes Pilzjahr festzulegen: „Manchmal kommen viele Pilze, obwohl es trocken ist – und manchmal regnet es jede Menge und man findet an derselben Stelle keinen einzigen Pilz. Da ist vieles noch nicht erforscht“, sagt der Althütter.

 

Nichtsdestotrotz: dieses Jahr kann er sich beim Sammeln im Schwäbischen Wald nicht beschweren. Denn es gibt nicht nur viele, sondern vor allem viele verschiedene Pilze. Und auch Arten, die sonst kaum zu finden sind. Auf seinem Tisch hat er eine Gestutzte Keule liegen, die als gefährdete Pilzart sogar auf der roten Liste steht. Und auch bei einem Kurs an der Pilzschule Schwäbischer Wald hat er mit dem Leiter Lothar Krieglsteiner einige Arten entdeckt, die selbst der ausgewiesene Experte bisher höchst selten zu Gesicht bekommen hat. „Einen Korkstacheling und einen Elfenbeinröhrling“, erzählt Block.

In den Teller gehört nur, was einwandfrei identifiziert ist

Anfänger sollten sich von solchen seltenen Exemplaren allerdings lieber fernhalten und sich erst einmal auf Bekanntes beschränken. „Ich rate immer dazu, zunächst mit zwei Sorten zu beginnen. Nämlich Steinpilz und Hexenröhrling.“ Beide sind dieses Jahr reichlich vorhanden, gut zu erkennen und zudem leckere Speisepilze. Wobei der Hexenröhrling schon auch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Schneidet man den Pilz auf, wird das Innere dunkelblau bis schwarz. Beim Zubereiten ist es wichtig, den Pilz mindestens eine Viertelstunde lang zu braten. Roh ist er nämlich giftig. Zu guter Letzt wird er beim Kochen auch noch gelb. „Das schreckt viele ab, denn das Auge isst eben mit“, sagt Block, der den Hexenröhrling wegen seines intensiven Geschmacks gerne auf dem Teller hat.

Apropos Teller: bei Pilzen gilt die goldene Regel, dass nur zubereitet werden sollte, was ohne Zweifel und einwandfrei identifiziert wurde. Das kann sonst böse enden. Albrecht Block kennt den Fall eines jungen Mannes, der ohne jede Kenntnisse im Wald nach Pfifferlingen gesucht hat – und ausgerechnet an den Spitzgebuckelten Raukopf geriet. Dieser ist nach dem berühmten grünen Knollenblätterpilz der zweitgiftigste seiner Art. „Der Raukopf greift die Nieren an. Der Mann muss immer noch zur Dialyse. Das war einfach bodenloser Leichtsinn“, sagt der 63-Jährige. Er rät deswegen dazu, am besten mindestens eine Führung mitzumachen. Denn nur mit Büchern oder gar per Smartphone-App sind Pilze nur schwer zu bestimmen. „Bei einer Führung erfährt man, wie der Pilz riecht, wie er sich anfühlt, wie der Stil knackt und vieles mehr“, sagt Block, der sich zurzeit zum Pilzsachverständigen ausbilden lässt.

Ohne Pilze gibt es keinen Wald

Ihn locken die Pilze nicht nur wegen ihres gastronomischen Wertes in den Wald. Zum einen folgt er einer langen Tradition: „Wir sind schon als Kinder mit unserem Vater in den Wald gegangen, um Pilze zu sammeln. Und inzwischen nehme ich meine Kinder mit“, sagt er. Zum anderen sind es aber die Lebewesen an sich, die es ihm angetan haben: „Sie versorgen die Bäume mit Mineralien sowie Wasser und bauen Laub, tote Pflanzen und Tiere ab“, sagt er. Ohne Pilze würde es keinen Wald geben. Und ganz davon abgesehen: „Es ist einfach schön, an der frischen Luft zu sein.“

Gut vorbereitet zum Pilze sammeln

Grundregeln

In Baden-Württemberg darf pro Person und Tag höchstens ein Kilo gesammelt werden. Pilze sollten herausgedreht oder mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden. Trotz allen Sammeleifers sollten Schonungen oder Dickichte gemieden werden, um Wildtiere nicht zu stören. Und nie sollten Pilze einfach wahllos gepflückt werden. Zudem gehören Pilze nicht in Plastiktüten, weil sie darin rasch verderben. Besser sind luftige Behälter.

Führung

Albrecht Block bietet als Naturparkführer in diesem Herbst noch eine Führung an. Am Samstag, 1. November, können die Teilnehmer von 13 Uhr an bei Kaisersbach entdecken, welche Pilze im Spätherbst noch zu finden sind. Weitere Infos gibt es bei Albrecht Block, Telefonnummer 0 71 83/42 88 59.

Pilzberatung

Im Naturparkzentrum in Murrhardt , Marktplatz 8, wird noch bis zum 26. Oktober jeden Sonntag von 16 bis 18 Uhr eine Pilzberatung angeboten.

Buchtipp

Albrecht Block empfiehlt Einsteigern wie Fortgeschrittenen den „Grundkurs Pilzbestimmung“ von Rita Lüders. Das Buch ist bei Quelle&Meyer erschienen, ISBN 34 94 01 53 68.