Fast 40 Naturbegeisterte sind auf Einladung des Nabu durch die Schwälblesklinge gewandert. Wir haben die Gruppe begleitet.

Kaltental - Jetzt lebe ich schon so lange in Kaltental und war noch nie hier. Das bereue ich jetzt fast ein bisschen“, gestand eine Kaltentalerin etwas beschämt lächelnd, die am Samstag mit Dieter Deininger erstmals durch die Schwälblesklinge von Kaltental bis zum Waldfriedhof gewandert ist. Die Seniorin wollte, wie viele andere Teilnehmer, kaum glauben, welch schönes Fleckchen Erde sie bei der vom Naturschutzbund (Nabu) organisierten Tour entdecken durfte – „und dies direkt vor meiner Haustüre“.

 

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele Teilnehmer haben“, gestand Tourenführer Dieter Deininger, der am Ende mit 40 Naturbegeisterten auf Schusters Rappen durch die Klinge lief. Bevor es aber mit dem Tross auf den Wanderweg ging, erläuterte Deininger – auch anhand von Kartenmaterial – wie das Tal in der Eiszeit entstanden ist. Es ist nämlich nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, ein Einschnitt, der durch Gletscher entstand. „Stuttgart war in der Eiszeit nicht durch Gletscher bedeckt“, so Deininger. Vielmehr ist das Tal in V-Form durch Erosion entstanden, Wasser hat den Schnitt in die Erde gemacht.

Das Tal gibt einen Einblick in die Erdgeschichte

Und es ist ein schöner Schnitt, der nicht nur bis heute vielen Tieren und Pflanzen eine geeignete Heimat bietet, sondern der den Besuchern auch einen Einblick in die Erdgeschichte gibt. „Man hat daher auch einen geografischen Lehrpfad eingerichtet“, so Deininger, der den Teilnehmern verdeutlichte, dass man entlang des Wegs verschiedene Steinschichten entdecken kann, darunter auch den Stubensandstein, der schnell zerbröselt und früher zum Fegen der Dielenböden in den Stuben verwendet wurde. Anders als der Schilfsandstein, der zum Bau vieler Gebäude verwendet wurde.

„Der Weg bietet einen Blick auf einen Ausschnitt der vor Jahrmillionen entstandenen Schichtstufenlandschaft“, sagte Deininger, der Interessantes zum Stubensandstein zu berichten hatte. Dieser ist durch Sedimentablagerungen entstanden, die sich unter Druck und bei den dabei entstehenden Temperaturen zu hartem Gestein entwickelt. Dass aber nicht alles, was nach Stein aussieht, auch wirklich Stein derart ist, dass es sich um ein festes, von Hand kaum brechbares Material handelt, machte Deininger auf etwa halber Strecke zwischen Kaltental und Waldfriedhof deutlich. Einem Stück Fels rückte Deininger mit einem Hammer zu Leibe und brach Steine aus dem augenscheinlichen Massiv. Doch so hart die Stücke auch anmuten: Selbst von Kinderhand lassen sich die kleinen Steinstücke zerbrechen.

Wanderer finden vielfältige Informationen

Entlang des Weges erklärte der Nabu-Führer viel zur Entstehung der schönen, wildromantischen Klinge und verwies auch auf die acht Hinweistafeln, die am Wegesrand stehen und auf denen die Spaziergänger oder Wanderer vielfältige Informationen finden, die das Institut für Geografie der Universität Stuttgart zusammengetragen und optisch attraktiv aufbereitet hat. Der Schwerpunkt des Lehrpfades liegt dabei „auf der Veranschaulichung von Zusammenhängen zwischen verschiedenen landschaftsprägenden Faktoren“.

Die besondere Schönheit der Schwälblesklinge liegt für Dieter Deininger vor allem in der extremen Steile und in dem schönen V-Schnitt, der dort zu finden ist. Außerdem begeistern ihn, und natürlich auch die Teilnehmer der Nabu-Tour, die außergewöhnlichen Aushöhlungen und Felsformationen, denen man entlang des Weges an vielen Stellen begegnet. Der Weg selbst führte an einem Bachlauf entlang, in dem bei der Tour am Wochenende nur wenig Wasser floss. Dass dies mitunter ganz anders sein kann, belegt der Damm, der am Eingang der Schwälblesklinge von Kaltental her errichtet wurde und beispielsweise bei Starkregenereignissen das Wasser daran hindert, in rauen Mengen in den dort teilweise noch überirdisch verlaufenden Nesenbach oder gar auf die Böblinger Straße zu strömen. Der Bachlauf wird teils von einer Mauer gesäumt. „Heute würde man das anders machen“, ist Deininger überzeugt.