Eine Paraderolle für den Komiker: In „Mutter muss weg“ spielt Bastian Pastewka einen Sohn, der seine Mutter hasst. Daher auch der makabre Titel dieser schwarzen Komödie, die am Donnerstag im ZDF läuft.

Stuttgart - Endlich mal ein Film über die Spannungen zwischen Mutter und Sohn! In der Regel werden in Dramen und Komödien ja eher die versteckten oder offenen Feindseligkeiten zwischen Müttern und Töchtern aufgearbeitet. Nun aber: „Mutter muss weg“ – und der Film zeigt, wohin es führt, wenn ein Sohn unter der erdrückenden Dominanz einer herrischen Mutter leidet, die ihn zudem für einen verklemmten Versager hält und keine Skrupel hat, dies auch öffentlich kundzutun. Irgendwann reicht es dem Sohn, und er fasst jenen folgenreichen Entschluss, dem der Film seinen Titel verdankt.

 

Das Drehbuch stammt von Marc Terjung, dem Schöpfer so erfolgreicher Serien wie „Edel & Starck“ oder „Danni Lowinski“. Hier aber kommt er nun von einer ungewohnten Seite: „Mutter muss weg“ ist eine tiefschwarze Komödie, die gegen Ende groteske Züge annimmt. Fröhlich wirbelt der Autor verschiedene Zeit- und Realitätsebenen durcheinander, so dass man sich nie sicher sein kann, was Fantasie und was Wirklichkeit ist. Die Besetzung der Hauptfigur Tristan Fromm mit dem Schauspieler Bastian Pastewka lässt eine harmlose Sketch-Comedy erwarten, doch Edward Bergers Inszenierung hat zur Folge, dass einem spätestens beim ersten Mordversuch das Lachen vergeht: In einer Kneipe kommt Tristan mit dem Kroaten Josip (Albert Kitzl) ins Gespräch. Der Mann bietet sich als Killer an und schreitet umgehend zur Tat, doch die Mutter entpuppt sich als äußerst zäh. Selbst wenn sich ein Teil der Szene außerhalb des Bildes abspielt: lustig ist das nicht.

Wie kann man einen Auftragskiller zurückpfeifen?

Andererseits hegt man keinerlei Mitgefühl für Tristans Mutter, einer Wagner-Liebhaberin, denn Judy Winter versieht diese Frau mit derart eisiger Kälte, dass man versteht, warum Tristan sie von Herzen hasst. Als er aber in der Klinik erfährt, dass sie wegen eines Herzleidens ohnehin bald sterben wird, will er Josip zurückpfeifen, doch es ist zu spät: Der Amateur hat den Auftrag einem Profi weiterverkauft. Kurzerhand bucht Tristan für sich und seine Mutter einen Aufenthalt im Kurhotel, wo er sie auf Schritt und Tritt überwachen kann. Nacheinander verdächtigt er jeden der Gäste, der gedungene Mörder zu sein, und ausgerechnet jetzt verliebt er sich.

Dank immer neuer Figuren sorgt Marc Terjung dafür, dass die Handlung bis zum Schluss unberechenbar bleibt. Die Rollen sind zudem großartig besetzt. Jörg Hartmann erfreut als Rezeptionist immer wieder mit wunderbaren Miniaturen. Und so, wie man gemeinsam mit Tristan Mordgelüste entwickelt, so verliert man mit ihm auch sein Herz an die junge Schauspielerin Rosalie Thomass: Ihre Anita kümmert sich um das körperliche Wohl der Kurgäste und ist dem dicklichen Muttersöhnchen überraschenderweise zugetan, auch wenn er das feine Lächeln, das ihre Lippen umspielt, gründlich missversteht. Und doch ist es ausgerechnet Tristans Therapeutin (Karoline Eichhorn), die dafür sorgt, dass die Geschichte nach ihrem eigentlichen Ende erneut eine letzte verblüffende Wendung nimmt. Für das ZDF und speziell den Sendeplatz am Donnerstag ist „Mutter muss weg“ ein sehr ungewöhnlicher Film, der neben den sorgfältigen Dialogen vor allem von der feinfühligen Schauspielerführung lebt: Pastewka, Thomass und Hartmann reduzieren ihr Spiel immer wieder auf wirkungsvolle kleine Gesten und Blicke.

ZDF, 20.15