Solarworld führt das zweite Jahr in Folge die Liste der größten Kapitalvernichter an. Mit dabei ist erstmals seit 2011 auch die Deutsche Bank. Trotz des Börsenbooms stürzte ihre Aktie seit 2010 um rund 40 Prozent ab.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Blamage für die Deutsche Bank: das Institut ist auf der Liste der größten Kapitalvernichter gelandet, deren jüngste Fassung am Donnerstag von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) veröffentlicht wurde. Sie führt die 50 börsennotierten Unternehmen mit der schwächsten Kursentwicklung der vergangenen Jahre auf. Mit einem Kursrutsch von gut 40 Prozent von 2010 bis Ende 2014 liegt die Deutsche Bank auf Rang 41 der Liste. Den unrühmlichen ersten Platz belegt wie schon im Vorjahr der größte deutsche Solarkonzern Solarworld. In die Analyse einbezogen wurden die mehr als 300 im Prime Standard der Frankfurter Börse gelisteten Unternehmen, zu denen auch die Dax-Konzerne zählen. Noch schlechter als bei Solarworld entwickelte sich der Aktienkurs des mittlerweile insolventen Konkurrenten Centrosolar. Insolvente Unternehmen hat die DSW allerdings nicht ins Ranking aufgenommen.

 

Mit Aleo Solar und Phoenix Solar finden sich noch zwei weitere Vertreter der Fotovoltaikbranche unter den zehn größten Kapitalvernichtern. Für DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler ist dies ein Beleg dafür, „wie gefährlich es für Anleger werden kann, auf Trendthemen zu setzen“. Neben dem „Solar-Hype“ sei auch „die Euphorie um alles, was aus China kommt“ für viele Anleger böse ausgegangen. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Aktie des zweitgrößten Kapitalvernichters Asian Bamboo, der erst vergangene Woche und damit nach Erstellung des Rankings einen Insolvenzantrag stellte.

Warnung vor China-Aktien

Der Plantagenbetreiber Asian Bamboo zählt zu einer Reihe chinesischer Unternehmen, die in den vergangenen Jahren mit einem Börsengang in Frankfurt Geld westlicher Investoren einsammelten. Aktionärsschützer Tüngler kritisierte, dass die Deutsche Börse um diese Neuzugänge geworben habe – obwohl die Nachteile für Anleger auf der Hand lägen. „Das Prinzip dieser Firmen ist: In Deutschland wird Geld eingesammelt und nach Osten transferiert.“ Letztlich bleibe den Anlegern damit nur eine Forderung an den chinesischen Mutterkonzern, die im Zweifel schwer einzutreiben sei.

Doch auch Investitionen in hiesige Großkonzerne erwiesen sich in einigen Fällen als Flop. Neben dem Neuzugang Deutsche Bank finden sich unter den größten Kapitalvernichtern vier weitere Dax-Konzerne, die schon länger auf der Liste stehen: Die in der Finanzkrise schwer gebeutelte Commerzbank (Platz 32), die durch den Atomausstieg ins Straucheln geratenen Energieversorger RWE (35) und Eon (43) sowie der Kali- und Düngemittelhersteller K+S (39). Die Aktie des Kasseler Unternehmens war 2013 durch einen Preisverfall auf dem Kalimarkt unter die Räder geraten. Hintergrund war die Aufkündigung eines osteuropäischen Kalikartells, die die gesamte Branche kalt erwischte. DSW-Hauptgeschäftsführer Tüngler sieht in dem Fall ein Beispiel dafür, dass Unternehmen auch ohne Verschulden des Managements auf der Liste der größten Kapitalvernichter landen können: „K+S werden wir dort nächstes Jahr wahrscheinlich nicht mehr sehen.“

Liste kann auch Kaufgelegenheiten signalisieren

Generell sei es „nicht zwingend ein Verkaufssignal, wenn eine Gesellschaft auf der Liste auftaucht“, betonte der Aktionärsschützer. Schließlich beruht das Ranking auf Kursverlusten der Vergangenheit – gibt es Anzeichen für eine Kehrtwende, so kann ein Einstieg für Anleger sogar günstig sein. Ein „Warnsignal“ sei es aber schon, wenn ein Unternehmen inmitten des Börsenbooms vom Aktienmarkt abgestraft werde, sagte Tüngler. Der Höhenflug des Dax ist aus Sicht der DSW grundsätzlich kein Argument für oder gegen einen Einstieg in den Aktienmarkt. Anleger sollten vielmehr auf das Geschäftsmodell und die Aussichten der einzelnen Unternehmen schauen. Als Beleg dafür, dass sich langfristige Investitionen in Aktien rechnen, präsentierte die DSW eine Erhebung unter erfahrenen Privatanlegern: Über 70 Prozent der 641 Befragten gaben an, 2014 mindestens fünf Prozent Gewinn gemacht zu haben. Verluste meldeten 15 Prozent der Umfrageteilnehmer. Es handelte sich um Besucher von Veranstaltungen der DSW, also engagierte Kapitalmarktbeobachter.