Der schwarze Donnerstag jährt sich erstmalig. Projektgegner wollen mit Aktionen auf die Ereignisse im Schlossgarten aufmerksam machen.

Stuttgart - Der 30. September fällt in diesem Jahr auf einen Freitag - und auch sonst ist einiges anders als ein Jahr zuvor, als sich im Mittleren Schlossgarten am sogenannten schwarzen Donnerstag regelrechte Jagdszenen abspielten. Nachdenklichkeit und Zurückhaltung prägen den ersten Jahrestag der Eskalation.

 

Auch der Bauherr, die Deutsche Bahn, will zur Deeskalation beitragen. "Wir haben nicht vor, neben den fortlaufenden Arbeiten irgendwelche Baumaßnahmen im Schlossgarten vorzunehmen", beruhigt der Chef des Stuttgart-21-Kommunikationsbüros, Wolfgang Dietrich. Die hat die Bahn erst für die Zeit nach der Volksabstimmung am 27. November angesetzt - mit dem Abriss des Südflügels und der Fällung oder dem Versetzen der teilweise jahrhundertealten Bäume.

Die Projektgegner nutzen den Jahrestag vor allem als Plattform, um an den missglückten Polizeieinsatz und die immer noch ausstehende juristische Aufarbeitung der Geschehnisse zu erinnern - und um anzuklagen. Bereits am Donnerstagabend um 19 Uhr hat die Parkschützer-Initiative ein sogenanntes Bürgertribunal im Feuerwehrhaus Heslach organisiert.

Ein Konzert vor der Zentrale des Grundwassermanagements

Dabei sollen Zeugen des Geschehens im Schlossgarten zu Wort kommen - darunter der Autor Wolfgang Schorlau, der frühere Richter Dieter Reicherter, die Regisseurin Sigrid Klausmann-Sittler und der durch den Wasserwerfereinsatz vom 30. September 2010 erblindete Dietrich Wagner.

Am  Freitag ruft das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 dann um 17 Uhr auf dem Schlossplatz zu einer Großkundgebung in Erinnerung an den "schwarzen Donnerstag" auf. Als Redner angekündigt sind die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender, der SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker, der Regisseur Volker Lösch sowie der Ex-Richter Reicherter. Letzterer hat inzwischen Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) schriftlich darum ersucht, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft von den Ermittlungen im Zusammenhang mit den Ereignissen im Schlossgarten wegen Befangenheit zu entbinden.

Im Anschluss an die Kundgebung ist ein Demonstrationszug über die Planie und die Konrad-Adenauer-Straße in den Schlossgarten geplant. Die sogenannten Parkschützer wiederum veranstalten um 23 Uhr einen Schweigemarsch vom Mittleren Schlossgarten zum Neuen Schloss und zurück. Um 0.30 Uhr - genau zu dem Zeitpunkt, als vor einem Jahr die Motorsägen im Schlossgarten in Aktion traten - gibt es dann ein Konzert vor der Zentrale des Grundwassermanagements.