Ikea-Stores in Einkaufszentren oder Büros auf dem Dach - der schwedische Möbelriese will in Deutschland Neues ausprobieren. Das hat Folgen für einige bislang geplante Projekte.

Hofheim-Wallau - Ikea will in Deutschland näher an die Kunden ran und stampft seine bisherigen Pläne für einige Standorte ein: „Neue Märkte werden künftig vor allem in den Innenstädten und Metropolregionen entstehen. Format und Größe werden unterschiedlich sein“, sagte Johannes Ferber, Expansionschef von Ikea Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. „Wichtig ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Auch Kunden ohne Auto müssen uns gut erreichen können.“

 

„Wir werden kaum noch neue Standardstores sehen und erst recht nicht auf der grünen Wiese“, sagte Ferber. Vom Tisch ist das geplante Haus in Bottrop. „Die dezentrale Lage des Grundstücks abseits des Stadtzentrums ist nicht mehr zukunftsfähig“, sagte Ferber. Neben dem Neubau des bestehenden Hauses in Essen ist weiterhin eine Neuansiedlung in Bochum oder Herne vorgesehen, ein langfristig angedachter Standort in Castrop-Rauxel ist hingegen vom Tisch. „Im Ruhrgebiet bewertet Ikea das Potenzial inzwischen anders als noch vor ein paar Jahren“, sagte Ferber. Ob die Zahl der Möbelhäuser auf lange Sicht von derzeit 53 auf bundesweit 70 steigen wird, lasse sich angesichts der neuen Strategie schwer vorhersagen.

Erste Erfahrungen in der Innenstadt

In Bayern steht der Standort Memmingen auf dem Prüfstand. Das dort ursprünglich geplante Standard-Einrichtungshaus wird den Angaben zufolge nicht weiter verfolgt. Noch nicht entschieden ist, wie ein mögliches neues Konzept aussehen könnte. Das neue Haus in Nürnberg sowie der Neubau des Einrichtungshauses in München-Eching bleiben auf der Agenda. Format und Größe werden aber überprüft.

Erste Erfahrungen in der Innenstadt hat Ikea seit 2014 mit dem City-Store in Hamburg-Altona gesammelt. „Wir werden Altona so aber nicht wiederholen. Wir wollen individuelle Standorte entwickeln, zum Beispiel ohne komplettes Warenlager“, sagte der Manager. Vorstellbar seien Ikea-Stores in der Fußgängerzone, einem Warenhaus oder einem Einkaufszentrum.

Um die Lieferzeiten bei Online-Bestellungen zu verkürzen, plant Ikea mittelfristig sechs bis neun neue Verteilzentren in Deutschland. Dafür sollen 300 bis 400 Millionen Euro investiert werden.

Langsameres Wachstum

Bei neuen Projekten in den Innenstädten kann sich der Möbelriese auch zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten vorstellen, zum Beispiel Büros oder Wohnungen auf dem Dach eines Ikea-Hauses. „Wir trauen uns zu, solche Modelle zu entwickeln. Umgesetzt werden sollten sie dann mit lokalen Partnern“, sagte Ferber.

Auch wenn Ikea in Deutschland künftig in die Innenstädte strebt, die bestehenden Häuser außerhalb der Zentren werden Ferber zufolge weiter eine wichtige Rolle spielen. „Die Kunden möchten sich Möbel ansehen und ausprobieren und später vielleicht online bestellen. Wichtig ist für uns eine enge Verzahnung von stationärem und Online-Handel“. Sechs Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet Ikea Deutschland inzwischen online und verzeichnet jährlich zweistellige Zuwachsraten.

Der Möbelhändler war im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/2017 (31. August) in Deutschland nicht mehr so schnell gewachsen wie zuvor. Auf ihrem wichtigsten Einzelmarkt setzten die Schweden knapp 4,9 Milliarden Euro um, was einen Zuwachs von 2,4 Prozent bedeutete. Zuvor hatte Ikea Deutschland ein Wachstum von 7 Prozent geschafft.