Davos, nobler Wintersportort im Schweizer Kanton Graubünden, zehrt von seiner Vergangenheit - hier kurten ab 1900 Patienten mit Lungentuberkulose.

Davos - Wer nach Davos kommt, der höchstgelegenen Stadt Europas, der sollte mit der alten Standseilbahn hinauffahren auf die Schatzalp. Denn dort hat alles mit einer mondänen Heilstätte begonnen: 300 Meter über der Ortsmitte, auf einem Sonnenplateau mit grandiosem Blick über die Bergwelt und die charakteristische Davoser Architektur mit ihren Balkonen und Flachdächern (damit die im Ort flanierenden Kurgäste nicht von Dachlawinen überrascht wurden), befindet sich das wohl berühmteste ehemalige Lungensanatorium der Welt. Die im Jugendstil erbaute, 1954 zum Berghotel Schatzalp umfunktionierte Herberge (www.schatzalp.ch) steht noch heute hoch in der Gunst von Sommerfrischlern und Winterurlaubern mit Hang zur Nostalgie. Auf die Schatzalp kamen in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg Abertausende wohlhabender Patienten, um ihre Lungentuberkulose durch eine „horizontale Lebensweise“ zu kurieren - so umschrieb Thomas Mann in seinem Roman „Der Zauberberg“ süffisant die den Kranken verordneten, oft mehrere Monate dauernden „Liegekuren“ in der klaren, allergenarmen Bergluft. Denn beim Sanatoriumsaufenthalt lockten trotz Krankheit, Siechtum und Tod durchaus auch angenehme Beschäftigungen. Etwa dann, wenn sich die Patienten am Abend nach dem opulenten Dinner miteinander zu amourösen Abenteuern auf ihren Zimmern verabredeten, wie Timothy Nelson (56) bei der Führung durch die Schatzalp augenzwinkernd verrät. „Ohne Schwindsucht kein Davos“, bringt der Historiker die Geschichte der Stadt auf den Punkt.