Das deutsche Reinheitsgebot gilt auch in der Brauerei BierVision AG - im Walserdorf Monstein wird auf 1625 Metern Bio-Gerstensaft gebraut.

Monstein - In Monstein, rund zehn Kilometer von Davos entfernt auf einer Sonnenterrasse 1625 Meter hoch gelegen, gibt es ein authentisches Unternehmen zu entdecken, dem der Davos-Urlauber unbedingt einen Besuch abstatten sollte: die BierVision Monstein AG. Die kleine Brauerei liegt mitten in dem abgelegenen Walserdorf, zu der eine steile Serpentinenstraße emporführt - im Winter sei an dieser Stelle ein Auto mit Allradantrieb empfohlen. Mit seinen traditionellen, teils mit Lärchenschindeln eingedeckten Holzhäusern wirkt das Örtchen wie aus einer fernen, vergangenen Zeit. Zwei Kirchen gibt es hier. Die zweite musste gebaut werden, weil die mit Spendengeldern finanzierte Glocke für die erste zu schwer war - also errichtete man einfach ein größeres, stabileres Gotteshaus.

 

In diesem Idyll wurde im Jahr 2000 die BierVision Monstein AG gegründet, ein Projekt von und für Bierliebhaber. Gerade einmal 200 000 Liter Gerstensaft werden in der ehemaligen Molkerei (in der gesamten Schweiz sind es laut Brauerei-Verband 3,5 Millionen Hektoliter) gebraut - unter anderem von Brauer und Mälzer Tobias (21), einem mit Tätowierungen und Piercings auf den ersten Blick etwas wild aussehenden jungen Mann, der sein Handwerk in Hessen gelernt hat. In den 2000-Liter-Tanks gären naturtrübe Sorten wie das dunkle „Monsteiner Wätterguoge“ (Guoge = die Walser Bezeichnung für den Alpensalamander) oder das helle „Monsteiner Huusbier“, das Hausbier, die gefragteste Variante. Für das ebenfalls helle „Monsteiner Mungga“ (Murmeltier) kommt die Braugerste aus der Region, der (Bio-)Hopfen ebenfalls aus Schweizer Gebiet - diese Sorte trägt ein Biosiegel und ist auch in ausgesuchten Geschäften in der gesamten Schweiz erhältlich - nicht aber in Deutschland. Zur Zeit gibt es zudem ein Winterbier, das „Royal“, mit Kirschlikör und Wintergewürzen aromatisiert.

Hier ist, wie das bei Bier sein muss

Auch wegen solcher Experimente ist das Mon-steiner Bier so etwas wie ein Geheimtipp (www.biervision-monstein.ch). Jeden Freitag von 16 bis 19 Uhr hat der rustikale Bierkeller im Haus für Gäste geöffnet - dort können an einem großen runden Stehtisch sämtliche Sorten verkostet werden. Auch Führungen durch die Brauerei sind möglich. Dabei erklärt Claudia (39), die Touristikfachfrau ist, aber sich nun um das Sekretariat und Events in der Brauerei kümmert, die Stationen von den Rohstoffen - Gerste oder Weizen (Malz), Hopfen, Hefe, Schweizer Gebirgswasser - bis zum fertigen Bier. Zum Beispiel, dass der Gärungsprozess, in dem aus der Süße des Malzes Alkohol wird, fünf bis sieben Tage in Anspruch nimmt. Sie lässt die Besucher die diversen Röstmalze probieren und an den Hopfenpellets schnuppern: Ja, hier ist, wie das bei Bier sein muss, alles Natur pur. Claudia erklärt auch das Geschäftsprinzip der Aktiengesellschaft: „Eine Aktie kostet 500 Schweizer Franken, wir haben derzeit 1250 Aktionäre.“ Das sind vorwiegend Bierliebhaber.

„Wir schütten die Dividende im wörtliche Sinne aus“, sagt Claudia schmunzelnd. „Jeder Aktionär bekommt pro Jahr eine Zweiliterflasche Huusbier, die er selbst abholen muss.“ Das schaffe eine emotionale Bindung zum Unternehmen. Die entsteht auch bei der Freitagsbierrunde mit dem verheißungsvollen Titel „Sonnenuntergang in Monstein“, wenn sich Besucher von nah und fern spontan bei einem Hellen, Dunklen oder Weizen und einem Vesperbrett mit hauchdünn geschnittenem Bündnerfleisch und Bergkäse zusammenfinden. Dann stößt man an mit seinen Tischnachbarn. „Viva!“ sagt man hier statt „Prost“ - und lässt den Tag beseelt ausklingen.