Im Gotthard-Straßentunnel kracht ein Auto mit zwei entgegenkommenden Fahrzeugen zusammen. Fünf Menschen werden bei der Kollision zum Teil schwer verletzt. Die wichtige Straßenverbindung ist über Stunden komplett gesperrt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Göschenen - Im Gotthard-Straßentunnel in der Schweiz ist ein Auto am Montag auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem Wohnmobil und einem Lieferwagen kollidiert. Fünf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, wie die Polizei des Kantons Uri berichtete. Das Auto sowie das Wohnmobil hatten niederländische Kennzeichen, der Lieferwagen kam aus Zürich.

 

Der Pkw war rund 1,5 Kilometer vor der Tunnelausfahrt Göschenen aus bisher unbekannten Ursachen auf die Gegenfahrbahn geraten und mit dem Wohnmobil kollidiert. Die Verletzten seien aus dem Tunnel geborgen und mit dem Hubschrauber in Krankenhäuser geflogen worden. Der Tunnel wurde in beide Richtungen für mehrere Stunden gesperrt und sorgte für einen kilometerlangen Stau in beide Richtungen.

Längster Straßentunnel in den Alpen

Der von 1970 bis 1980 erbaute Gotthard-Tunnel ist eine wichtige Nord-Süd-Achse durch die Alpen. Mit 16,9 Kilometer Länge ist er der viertlängste Straßentunnel der Welt und der längste Straßentunnel in den Alpen. Der Gotthard-Tunnel verbindet als Teil der Schweizer Nationalstraße A2 von Basel nach Chiasso den südlichen Kanton Tessin mit der Innerschweiz.

Er hat pro Richtung nur eine Fahrspur, und die Seiten sind lediglich durch eine markierte Sicherheitslinie voneinander getrennt. Bei einer Volksabstimmung stimmten die Schweizer 2016 für den Bau einer zweiten Röhre. An Spitzentagen passieren mehr als 35 000 Fahrzeuge den Tunnel.

So läuft eine Rettungsaktion in einem Straßentunnel ab

Wie Stefan Kieskalt von der Branddirektion München erklärt, gehören Rettungsaktionen in Tunneln infolge von schweren Unfällen oder Bränden zu den schwierigsten Aufgaben, die Feuerwehrleute zu bewältigen haben. Der Ablauf der Rettungsaktion ist in der Regel immer gleich: Als Erstes würde ein Notruf bei der Leitstelle eingehen.

„Egal, wo man sich befindet: Wenn man die 112 wählt, wird man an die zuständige Rettungsleitstelle durchgestellt. Sie nimmt den Notruf auf, lokalisiert die Unglücksstelle und alarmiert die Einsatzkräfte“, sagt der Sprecher der Berufsfeuerwehr der bayerischen Landeshauptstadt. Wie lange es dauert, bis die Einsatzkräfte nach dem Notruf am Unfallort sind, hänge von der Örtlichkeit ab. Im Bereich des Gotthardtunnels habe sie eine längere Anfahrt als beispielsweise in der Münchener Innenstadt.

Versorgung der Patienten hat Priorität

Vor Ort machen sich die Feuerwehrleute ein Lagebild. Wie viele Personen sind im Fahrzeug eingeschlossen? Wie geht es ihnen? Welche Maßnahmen sind nötig? Danach beginnt man Kießkalt zufolge mit der Versorgung der Patienten, die oberste Priorität hat. „Zuallererst versucht man Zugang zu ihnen zu bekommen – durch Einschlagen der Fenster oder mithilfe von Schneidewerkzeugen. Ein Notarzt wird bei so schweren Unfällen wie am Gotthard immer alarmiert.“

Wie alle großen Tunnel ist auch der Gotthard-Tunnel kameraüberwacht und mit Feuermeldeanlagen ausgestattet. Nur wenn ein Brand gemeldet wird, – also ein Pkw brennt oder es starke Rauchentwicklung gibt – geht die Feuerwehr, mit Atemschutz und feuerfesten Spezialanzügen ausgerüstet, in den Tunnel. Kießkalt: „Meistens kann man direkt zu den Unfallfahrzeugen fahren, außer es handelt sich um ein Brandereignis.“

Nachdem die Verletzten medizinisch erstversorgt worden sind, würden sie aus den Fahrzeugen gerettet. „Wie lange das dauert, ob sie sofort gerettet werden müssen oder eine patientenschonende Rettung möglich ist, welche zeitintensiver ist, entscheidet der Notarzt mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr. Danach werden sie mit Rettungswagen oder Hubschrauber in die Klinik gebracht.“