Mit dem eigenen Auto für einen Skitag in die Alpen zu düsen, ist die unökologischste und stressigste Variante. Der Bus ist eine gute Alternative.

Davos - Tommaso Debellis aus Schömberg steht gemeinsam mit Sohn Nico, zwei Freunden und deren Kindern an der Parsenn-Bahn in Davos. Es ist 8.30 Uhr. Debellis kam eben erst an - und hat doch ausgeschlafen. Seine Skier, ihn, seine Begleitung und weitere rund 40 Personen hat Michael Gerstmann in die Schweiz gebracht. Gerstmann ist Busfahrer und um 4.45 Uhr in Rottweil mit einem Bus voller Skifahrer nach Davos losgefahren. Die Ökologie der Ski-Anreise - das ist ein langes Thema. Wenn an schönen Wochenenden der Füssener Grenztunnel oder der Pfändertunnel dicht sind oder sich am Fernpass oder vor Oberstdorf die Autos stauen, dann ahnt man, dass der individuelle Herdentrieb doch nicht das Optimum ist. Aber die öffentlichen Alternativen sind selten und teuer, Bahnhöfe oft weit weg vom Skigebiet - richtig reizvoll ist das nicht.

 

Aber es gibt noch eine Möglichkeit: den Bus. Gar nicht so wenige Unternehmer haben im Sommer viele Reisen, also auch viele Busse, und im Winter ein Auslastungsloch. Das füllen sie unter anderem mit Tagesskifahrten. Welchen Vorteil das für die Kunden hat, merkte Tommaso Debellis schnell. 61 Euro hat er für die Fahrt bezahlt. im Preis ist aber auch der Tagesskipass enthalten - und der kostet vor Ort 68 Franken (55,60 Euro). „Da brauch ich erst gar nicht anfangen zu rechnen, wenn ich an die Kilometer und die Vignette denk. Da setz ich mich lieber in den Bus und kann dösen.“ Einer der größten Anbieter in der Region von Tagesskifahrten ist die Firma Hauser-Reisen aus Rottweil. Die Firma gibt es seit 1948. Damals nahm Firmengründer Pius Hauser mit einem primitiven Nahverkehrslastwagen, der noch mit einem Holzvergaser angetrieben wurde, seinen ersten Linienverkehr auf, indem er Arbeiter aus dem Eschachtal zu ihrer Arbeitsstätte der Rottweiler Kunstseide AG beförderte. Mittlerweile leitet sein Enkel Axel Keller die Geschäfte.

Gut 6000 Gäste kommen in der Saison zusammen

Die Hauser-Busse sind inzwischen in ganz Europa und Nordafrika unterwegs. Und zwischen November und April in zehn Skigebieten. Und das praktisch nach Fahrplan. Jedes Wochenende fahren Hauser-Busse etwa nach Sölden, Ischgl, in die Silvretta, nach Laax, Savognin, Lenzerheide, Davos oder an den Arlberg. Und die, die lieber leere Pisten wollen, finden auch unter der Woche viele Fahrten. Gut, 30 Personen sollten sich schon angemeldet haben, aber es ist selten, dass eine Fahrt ausfällt - bei besonders grauslichem Wetter etwa halten sich die Gäste zurück. Oft ist es sogar so, dass mehrere Busse ein Ziel ansteuern. „Wir fahren auch schon mal mit zehn Bussen in ein Gebiet“, sagt die Seniorchefin Waltraud Keller. Gut 6000 Gäste kommen da in der Saison zusammen.

Oft melden sich die Skifahrer erst am Freitag an, und dann muss noch schnell ein Bus-Team organisiert werden. Michael Gerstmann ist kurzfristige Anrufe gewohnt. Der Familie wegen will er nicht mehr wochenlang unterwegs sein, aber am Wochenende springt er gerne ein. Gerade die Skifahrten - da kann er selbst auch auf die Piste. Dieses Mal ist der Bus schon nach dem zweiten Stopp in Schwenningen voll. Die Lage der Firma ist günstig für Tagesfahrten: „In drei, dreieinhalb Stunden sind wir in allen großen Skigebieten“, sagt Waltraud Keller. An Bord sind auch neun Jungs zwischen 14 und 22 Jahren aus Tennenbronn. Es ist die dortige katholische Gruppenstunde, und ihr Leiter Tobias Ginter macht einen Ausflug mit ihnen: „Ich bin der Einzige, der einen Führerschein hat - das ginge ohne den Bus gar nicht.“ Die Keller-Familie hat ihre Geschäftspolitik nicht auf den günstigsten Preis ausgerichtet, sondern will sich über mehr Qualität profilieren. So werden die Busse schon nach wenigen Jahren durch neue ersetzt.

Ein Cockpit wie eine Schaltzentrale

Der Vier-Sterne-Mercedes, den Michael Gerstmann lenkt, hat ein Cockpit fast schon wie eine Schaltzentrale. Mit an Bord ist Hostess Christel Müller. Sie entlastet den Fahrer bei der Organisation, zählt die Reisenden durch, teilt die Skipässe aus und steht in der Bordküche. Die Küchenzeile befindet sich hinten wie in einem Flugzeug und ist sozusagen das Kind des Seniorchefs, der sie in alle Busse einbauen lässt. Und so bietet Christel Müller ein Frühstück an, und auf der Rückfahrt wird sie Würste aufbrühen. Auf dem Parkplatz von Davos ist Michael Gerstmann einer der Ersten. Bevor er die Gäste rauslässt, schärft er ihnen die Abfahrtszeit um 16 Uhr ein: „Ich muss pünktlich um 19.45 in Rottweil sein, sonst überschreite ich die Lenkzeit von 15 Stunden.“ Und weg sind alle.

Michael Gerstmann hingegen lässt es gemütlich angehen, trinkt einen Kaffee, fährt ein bisschen Ski und ist ab 15 Uhr wieder am Bus. Bald sind schon viele da, den ganzen Tag bolzen macht auch müde. Wenn sie ein bisschen wanken, dann deswegen. Das Publikum hat sich schon geändert, ist die Beobachtung des Fahrers: „Früher hatten wir schon so manche, für die Skifahren auch Saufen hieß.“ Jetzt sind auch viele Familien im Bus, da geht es schon gesitteter zu. Nur die Fahrten in berüchtigte Partygebiete wie nach Ischgl, die können manchmal schon etwas heiterer werden. Da fährt der Bus erst um 20 Uhr ab, damit das berühmte Après-Ski noch mitgenommen werden kann. Manche Gäste steigen morgens auch schon ohne Skiausrüstung in den Bus. Aber das ist jetzt nicht das Problem in Davos.

Eher, dass noch zwei Skisäcke vor dem Bus liegen, und es ist 16.55 Uhr. Michael Gerstmann ist leicht angespannt. Zum Glück ist es warm, und die Straßen sind frei. Es gab schon Fahrten, da musste er warten, bis der Schneepflug seine Arbeit gemacht hatte. Jetzt schreitet ein Skifahrer ganz lässig heran: „Mein Sohn kommt gleich, der hat sich nicht auf die schwarze Abfahrt getraut und ist mit der Bahn runter.“ Das beobachtet Michael Gerstmann immer wieder: Die, die zu spät kommen, sind auch noch besonders entspannt. Schnell werden die Skier im Bodenfach verstaut. Es ist 17.06 Uhr, als Michael Gerstmann den Bus startet und zum Mikro greift: „Ich begrüße alle zur Rückfahrt. Und danke schön, dass alle so pünktlich waren.“

Bustouren

Ausgeschlafen ins Skigebiet
Die beschriebene Busfahrt kann man bei Hauser-Reisen buchen, Tel.: 07 41 / 53 00 - 120, www.hauser-online.de . Nächste Termine: 14., 16., 23., 28. Februar. Die Tagesfahrt kostet 28 Euro, dazu kommt der Skipass als Zusatzleistung (Jakobshorn: 30 Euro, Parsenn: 33 Euro).

Weitere Anbieter
Das Reiseunternehmen Eberhardt fährt Gäste für 76 Euro (inklusive Verpflegung) von Stuttgart nach Davos. Für 80 Euro Aufpreis holt der Busfahrer Gäste direkt vor der Haustür ab. Tel. 08 00 / 2 22 15 75, www.eberhardt-travel.de .

Power Tagesfahrten bieten die Busfahrt von Stuttgart nach Davos/Parsenn inklusive Skipass und einem Snackpaket für 86 Euro an. Tel. 01 76 / 63 32 21 11, www.powertagesfahrten.com .

Ikarus Reisen fährt von Karlsruhe ins Montafon. Im Preis von 79 Euro sind Skipass und Essen inbegriffen, Tel. 07 21 / 93 14 00, www.ikarus-reisen.de .

Jomotours fährt beispielsweise von Ulm ins Montafon für 34 Euro ohne Skipass, Tel. 0 70 31 / 43 75 60, www.jomotours.de

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