Dabei ist der Schweizer Medienmarkt schon jetzt Erschütterungen ausgesetzt. Große Verlagshäuser wie die Tamedia AG, der mit dem „Tages-Anzeiger“ auch die auflagenstärkste Qualitätszeitung des Landes gehört, sind in der Krise. 2017 verkündete Tamedia die Kosten sparende Zusammenlegung von Redaktionen. Zeitgleich sorgt die „Neue Zürcher Zeitung“ für Irritationen, weil das einst erzliberale Blatt unter dem neuen Chefredakteur Eric Gujer deutlich nach rechts gerückt ist – offenbar, um neue Abonnenten in Deutschland in mit der AfD sympathisierenden Kreisen zu gewinnen.

 

Einfluss auf die Bevölkerung

Dass die Rede von der drohenden Berlusconisierung keine Überzeichnung ist, liegt aber vor allem an Christoph Blocher. Der stramm rechte Multimilliardär und Chefstratege der SVP versucht seit Jahren, seine Meinungsmacht zu vergrößern, indem er Medien aufkauft. Wirtschaftliche Erwägungen scheinen dabei für den 77-Jährigen eine sekundäre Rolle zu spielen. Ihm dürfte es um Einfluss auf die Stimmung in der Bevölkerung gehen. Vor diesem Hintergrund ist die Aussicht auf eine mediale Landschaft ohne öffentlich-rechtliche Politberichterstattung für viele ein Horrorszenario, zumal in einer direkten Demokratie.

Dennoch sympathisiert derzeit eine Mehrheit der Schweizer mit der No-Billag-Initiative. Einer Erhebung der Gratiszeitung „20 Minuten“ Ende Dezember zufolge wollen 51 Prozent der Befragten der Vorlage zustimmen, während sie nur 45 Prozent ablehnen. Sollte Anfang März die Beitragspflicht in der Schweiz fallen, wäre dies ein Fanal für die anderen Länder in Europa: Der Trend der vergangenen Jahre zeigt, dass immer weniger Menschen dazu bereit sind, für journalistische Arbeit zu bezahlen. Man muss kein Philosoph sein, um zu prognostizieren, dass dies die liberalen Demokratien in Zeiten der Populisten noch teuer zu stehen kommen könnte.